Coronavirus: Warum sind die Todeszahlen in Deutschland so gering?

Eine Krankenschwester demonstriert die Entnahme einer Probe für einen Coronavirustest auf der Infektionsstation des Universitätsklinikums in Essen, Deutschland
Eine Krankenschwester demonstriert die Entnahme einer Probe für einen Coronavirustest auf der Infektionsstation des Universitätsklinikums in Essen, Deutschland Copyright AP Photo/Martin Meissner
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Von Anna Maria Priese mit AP
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Während in Frankreich bereits über 60 Menschen an einer Coronavirus-Infektion gestorben sind, gibt es in Deutschland derzeit 6 Tote. Woher kommt dieser Unterschied?

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Obwohl Frankreich und Deutschland ähnlich viele Infektionen mit dem Coronavirus erfasst haben, unterscheidet sich die Zahl der Todesfälle. Deutschland hat bis Freitag sechs Todesfälle gemeldet, in Frankreich sind es 61. Woher kommt dieser Unterschied?

Deutschland steht noch am Anfang der Epidemie

Auf einer Pressekonferenz Mitte der Woche erklärte Prof. Dr. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin, dass sich die geringe Zahl an Todesfällen in Deutschland unter anderem auf die frühen und vielen Covid-19-Tests zurückführen ließe.

Vor allem betonte er aber, dass Deutschland noch am Anfang der Epidemie stehe. „Wir werden noch weiter in diese Epidemie hineinkommen, das heißt, wir werden auch noch weiter in die Fallzahlen hineinkommen, natürlich werden bei uns auch noch mehr Menschen sterben.“

Auch die Zahl an schweren Krankheitsverläufen werde zunehmen, so Wieler.

„Wir werden noch weiter in diese Epidemie hineinkommen, das heißt, wir werden auch noch weiter in die Fallzahlen hineinkommen, natürlich werden bei uns auch noch mehr Menschen sterben.“
Prof. Dr. Lothar Wieler
Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) Berlin

Bereits im Vergleich zum Vortag sind die Fallzahlen in Deutschland am Freitag um 10% gestiegen.

Deutschland ist dort, wo Italien zu Beginn des Monats war

Auch der italienische Virologe Giovanni Maga vom CNR, dem nationalen Forschungsinstitut Italiens, sagte Euronews: "Frankreich und Deutschland sind dort, wo Italien zu Beginn des Monats war. Sie sind mit der Umsetzung der Maßnahmen in Verzug und werden einen Punkt erreichen, an dem sich dort mehr Menschen anstecken werden."

Er erklärte, die Letalitätsrate liege bei etwa 3%, doch die Fallzahl der Infektionen werde derzeit um das 3- oder 5-Fache unterschätzt, sodass die Letalitätsrate überschätzt würde.

Internationaler Vergleich schwierig

Die Repräsentativität des internationalen Vergleichs von Fallzahlen ist schwierig, da jedes Land seine eigenen Regeln des Testens und Zählens hat. Wieler erklärte in der Pressekonferenz, dass in Deutschland in wenigen Tagen nur noch durch die Gesundheitsämter an das RKI gemeldeten Infektionen und Todesfälle veröffentlicht werden. Dadurch könnte es kurzzeitig nach gesunkenen Fallzahlen aussehen.

Euronews hat beim RKI um eine genauere Erläuterung der Erfassung gebeten und wartet derzeit auf die Antwort.

Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden

Um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, gelte nach wie vor die Verlangsamung der Ausbreitung als einer der wichtigsten Aspekte, sagte Wieler. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) erklärte in einem Tweet anschaulich, dass eine längere Dauer der Epidemie, mit einer weniger rasanten Ausbreitung, allen Betroffenen zugutekommen würde:

Chronisch Kranke und alte Menschen müssen weiterhin besonders geschützt werden, indem sie möglichst gar nicht erst einer Infektionsgefahr ausgesetzt werden.

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