2020: Ein Filmjahr ohne "Gütesiegel Cannes"?

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Von Anja Bencze mit dpa
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Wegen Covid-19 gibt es in diesem Jahr keine "Goldene Palme" in Cannes. Stattdessen wollen die Festivalmacher Ende Mai eine offizielle Auswahl mit sehenswerten Filmen bekanntgeben.

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Kein Glanz, kein roter Teppich, keine Stars vor dem Festivalpalast von Cannes. Stattdessen prangt ein Riesenplakat über der Treppe mit einem schlichten "Danke an unsere Pflegekräfte" schwarz auf weiß.

An diesem Dienstag hätte das Filmfest, eines der wichtigsten weltweit, eröffnet werden sollen. Eigentlich. In Zeiten von Corona steht Kino nicht auf der Prioritätenliste. Ein herber Schlag für die gesamte Filmindustrie.

"Cannes ist das Sprungbrett für die wichtigsten Filme des Jahres", sagt der Filmkritiker Kaleem Aftab.

"Ohne das Gütesiegel von Cannes, das so wichtig ist, werden wir nicht erfahren, welches die bedeutendsten Filme des Jahres sind."
Kaleem Aftab
Filmkritiker

Nicht nur Filmfans und -kritiker sind enttäuscht. Hinter den Festivalkulissen wirkt eine weitverzweigte Industrie, vom Messebau bis zum Catering, die nun vor dem Nichts steht.

Pierre Dambrine baut Messestände für das Festival. "Für uns bedeutet die Absage enorme Einbußen. Die Filmfestspiele von Cannes machen einen großen Teil unserer jährlichen Einnahmen aus, daher ist es für uns ein sehr ernstes Problem."

"Cannes hors les murs"

Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, sei die 73. Ausgabe sagen die Festivalmacher. Ende Mai soll eine offizielle Auswahl mit sehenswerten Filmen bekannt gegeben werden, "um zu sagen, welche Filme wir gesehen und gemocht haben, um so deren Veröffentlichung in Kinos und bei Festivals zu erleichtern", so der künstlerische Leiter des Festivals, Thierry Frémaux (dpa). Mitte Juni werde außerdem der Plan "Cannes Outside the Walls" vorgestellt: "mit den Filmen, die wir unterstützen, in Frankreich und im Ausland."

Auch der Filmmarkt, der traditionell parallel zum Festival stattfindet, musste für Mai abgesagt werden. Stattdessen planen Frémaux und sein Team nun eine Online-Version des Marché du Film, bei dem normalerweise millionenschwere Deals vereinbart werden. "Profis, die Filme verkaufen und kaufen, müssen sich zusammentun, um sich auf die Zukunft vorzubereiten, also 2021."

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