Rassistischer Angriff auf 3-Jährigen in Dresden: Polizei sucht Zeugen

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Von Alexandra Leistner
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Die 'Black Lives Matter'-Proteste haben auch in Deutschland eine neue Diskussion über Rassismus losgetreten. In Dresden haben drei Männer einen kleinen Jungen und seine Mutter offenbar aus rassistischen Gründen angegriffen.

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Proteste in den USA haben auch in Deutschland eine neue Debatte über Rassismus ausgelöst. Zahlreiche Menschen in Deutschland - darunter der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz - sind offenbar der Meinung, systemischer Rassismus oder auch latenter Rassismus in den Reihen der Sicherheitskräfte gebe es in Deutschland nicht.

Und dennoch kommt es regelmäßig zu fremdenfeindlichen Übergriffen: In Dresden haben drei Männer am Dienstag einen drei Jahre alten Jungen und seine Mutter attackiert. Zu dem Vorfall kam es nach Angaben der Polizei auf einem Spielplatz im Stadtteil Strehlen, ein Stadtteil im Nordosten der sächsischen Landeshauptstadt.

Zunächst griffen die Männer die Frau und ihren Sohn verbal an: "Der Inhalt der Beleidigungen lässt auf eine fremdenfeindliche Motivation schließen", wie aus der Polizeimeldung hervorgeht.

Anschließend schubste einer der Angreifer den Jungen, der hinfiel und sich leicht verletzte. Bei den Männern handelt es sich um Angaben der Polizei um drei Deutsche im Alter von 25 bis 30 Jahren.

Gegen die drei Unbekannten ermittelt der Staatsschutz wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Beleidigung.

Die Polizei sucht nach Zeugen der Straftat.

Rassistisch motivierte Angriffe auf "hohem Niveau"

Der Mediendienst Integration definiert Rassismus wie folgt: "Rassismus liegt vor, wenn Menschen aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher Merkmale (z.B. Hautfarbe, Herkunft, Religion) als homogene Gruppen konstruiert, negativ bewertet und ausgegrenzt werden."

Nach Informationen des deutschen Innenministeriums wurden im Jahr 2019 insgesamt 7.909 "fremdenfeindliche" Straftaten verzeichnet, antisemitische, islamfeindliche und antiziganistische Delikte, jeweils separat erfasst.

Allerdings sind sich Experten, wie die Rechtsanwältin Kati Lang, sicher, dass lange nicht alle Vorfälle zu einer Anzeige gebracht werden. Opferberatungsstellen würden weit mehr Fälle von Rassismus erfassen als Behörden.

Nach Angaben des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) werden jeden Tag in Deutschland drei bis vier entsprechend motivierter Gewalttaten verübt. Dabei sei Rassismus das häufigste Motiv.

Für das Jahr 2019 spricht die Organisation von einem "hohen Niveau von rechten Gewalttaten in den fünf ostdeutschen Bundesländern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein dokumentiert."

In den acht Bundesländern wurden 1.347 rechts, rassistisch und antisemitisch motivierte Angriffe registriert. Damit wurden in der Hälfte aller Bundesländer im Jahr 2019 täglich mindestens fünf Menschen Opfer rechter Gewalt.

Unter den 1.982 direkt davon Betroffenen stieg der Anteil von Kindern und Jugendlichen um 14 Prozent.

Der VBRG macht auf die Diskrepanz in der Erfassung von Hassgewalt aufmerksam. Während das Bundeskriminalamt für 2018 für ganz Deutschland 871 Straftaten die politisch bzw. rassistisch motiviert waren anführt, haben die Opferberatungsstellen in nur acht der 16 Bundesländer alleine schon 1.495 rechter Angriffe dokumentiert.

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