Frankreichs Flics - wütender als die Polizei erlaubt

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Von su mit AFP, AP
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Frankreichs Regierung hat die Anwendung des Würgegriffs bei Polizeieinsätzen in Frage gestellt und damit auf Vorwürfe reagiert, die Polizei agiere mitunter rassistisch und brutal. In Paris fuhren Wagen in Kolonne vom Arc de Triomphe die Champs Elysees entlang. Polizisten protestierten gegen die geforderte Zurückhaltung bei Einsätzen und gegen den Vorwurf des latenten Rassismus in ihren Reihen. Viele Ordnungshüter sind erschöpft von jahrelangen SpannungenGelbwesten, Pensionsreform, Corona-Kontaktsperre.

Fabien Vanhemelryck, Gewerkschaft "Alliance":

"Unangemessenes Verhalten in der Polizei wurde immer bestraft, wenn Sie sich an bestimmte Entgleisungen erinnern. Mit anderen Worten, wir wollen ein für allemal Klarheit, und das ist es, was uns verrückt macht. Ich sage es mal so: die Polizei in Frankreich ist die am strengsten beaufsichtigte Polizei der Welt. Wenn es also bestimmte Missstände wegen einer sehr kleinen Minderheit gibt, sollten wir nicht alle Polizeibeamten stigmatisieren."

"STRANGULIERUNGSMETHODE" IN FRAGE GESTELLT

Die Gewerkschaften baten Präsident EmmanuelMacron um Rücksichtnahme auf seine Polizei. Innenminister Christophe Castaner hatte sich am Montag für "Null Toleranz" gegenüber Rassismus in den Reihen der Polizei und ein Verbot von Würgegriffen bei Festnahmen ausgesprochen. Die so genannte Strangulierungsmethode soll laut Castaner aufgegeben und in Polizei- und Gendarmerieschulen nicht mehr gelehrt werden.

Das ist Teil der Bemühungen der Regierung, Polizeibrutalität und Rassismus im Gefolge der weltweiten Proteste gegen George Floyds Tod in den USA einzudämmen.

Sylvain Charenat, Gewerkschaft "Alliance":

"Der Würgegriff wird jetzt in Frage gestellt, aber ich sehe nicht, wie meine Kollegen so auf öffentlichen Straßen friedlich arbeiten können. Sie sind exponiert, es ist gefährlich."

Ludovic Bonnet, Gewerkschafter "SGP Police 93":

"Ich möchte, dass mir mal jemand zeigt, wie wir jemanden verhaften sollen, ohne Würgegriff. Absolut. Das ist unmöglich. Eine Person, die sich widersetzt – wir können einen, zwei oder drei Kollegen dabeihaben, aber wenn wir auf den Würgegriff verzichten, kann es schwierig sein, jemanden festzunehmen."

HANDSCHELLEN AUF DEM PFLASTER

Es war bereits der zweite Aktionstag. Am Donnerstag hatten Polizisten unter anderem in Lille und Marseille demonstrativ Handschellen und andere Ausrüstung auf die Straße gelegt und in Sprechchören den Rücktritt von Innenminister Christophe Castaner gefordert.

su mit AFP, AP

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