1.122.501 Dollar: Die langen Rechnungen der Covid-19-Patienten

Krankenhaus bei Seattle
Krankenhaus bei Seattle Copyright Elaine Thompson/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Kirsten Ripper mit Seattle Times, Slate
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In den USA machen die Krankenhaus-Rechnungen von #Covid19-Patienten Schlagzeilen. Ein Tag auf der Intensivstation kann mehr als 9.000 Dollar kosten.

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Der Covid-19-Überlebende Michael Flor berichtet in der Seattle Times, dass er ein zweites Mal vor Schrecken dem Tod nahe war, als er seine 181 Seiten lange Krankenhausrechnung bekam - über eine Summe von 1.122.501,04 Dollar,

Der 70-Jährige (Foto siehe unten) war so schwer am Coronavirus erkrankt, dass eine Nachtschwester seine Frau und seine Kinder angerufen hatte, damit sie sich von Michael Flor verabschieden sollten. Doch er hat wie durch ein Wunder überlebt - und wurde beim Verlassen des Krankenhauses wie ein Held gefeiert.

"Ich fühle mich schuldig, weil ich überlebt habe", sagt Michael Flor. "Es gibt ein Gefühl von 'Warum ich?'. Warum habe ich das alles verdient? Wenn man sich die unglaublichen Kosten von all dem ansieht, trägt das definitiv zur Schuld des Überlebenden bei."

Michael Flor hat Glück im Unglück, denn er ist gut krankenversichert und deshalb muss er die Rechnung eigentlich nicht selbst bezahlen.

Elaine Thompson/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
Swedish Medical Center bei SeattleElaine Thompson/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved

Im Swedish Medical Center in Issaquah im US-Bundesstaat Washington, wo Flor 62 Tage lang behandelt wurde, kostet ein Tag auf der Intensivstation 9.736 Dollar. Am Anfang der Behandlung sagte er zu seiner Frau Elisa: "Du musst mich hier aus dem Krankenhaus rauskriegen, denn wir können uns das nicht leisten."

Auch der Schriftsteller David Lat war schwer an Covid-19 erkrankt - und auch er hat seine Rechung publik gemacht. Für eine Woche Intensivstation wurden dem 44-Jährigen, der an Asthma leidet, von einem Krankenhaus in Manhattan 320.000 Dollar berechnet.

In einem Artikel für SLATE berichtet David Lat über das Problem mit vielen Krankenversicherungen in den USA: "Die Mehrheit der Amerikaner, die über ihre Arbeitgeber krankenversichert sich, wie es bei großen Unternehmen beliebt ist, müssen bei den Behandlungskosten für COVID-19 auf die Großzügigkeit ihrer Arbeitgeber hoffen. (...) Doch diese sind möglicherweise bereits wegen der Coronavirus-Pandemie finanziell angeschlagen."

David Lat bekommt die Kosten von seiner Versicherung erstattet, doch er erzählt auf SLATE von einem erkrankten Freund, der keine Krankenversicherung hat. Der Freund hatte Fieber und fühlte sich gar nicht gut, aber er blieb lieber zu Hause und hoffte, dass er mit viel Trinken von alleine wieder gesund würde.

Wie schlimm Covid-19 für Michael Flor aus Seattle war, lässt sich daran erkennen, wie abgemagert er das Krankenhaus verlassen hat. Dabei macht die Presse auch Scherze, Flor sei erst das "miracle child" gewesen - das Coronavirus wie durch ein Wunder überlebte - und jetzt sei er ein "Million-Dollar-Baby".

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