Die "Fontänen"-Frau: Urinierende Kunst oder "verklemmte Fantasmen"?

Besucher der Kunstmesser in Toulouse betrachten Skulpturen der Künstlerin Elsa Sahal (Archiv)
Besucher der Kunstmesser in Toulouse betrachten Skulpturen der Künstlerin Elsa Sahal (Archiv) Copyright REMY GABALDA/AFP
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Von Andrea Büring
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Ein Brunnenprojekt in Nantes mit einer urinierenden Scheide sorgt noch vor seinem Aufbau für Gesprächsstoff.

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Eine Fontäne schlägt hohe Wellen in den sozialen Netzwerken. Es geht um die feministische Skulptur "Fontaine" der französischen Künstlerin Elsa Sahal - ein urinierender Frauenunterkörper, der vom 8. August an den Brunnen der Place Royale in Nantes schmücken wird.

Diese Skulptur ist vielleicht meine aussagekräftigste und meine feministischste. Sie spricht Bände...
Elsa Sahal
Künstlerin

... und über sie wird gesprochen - in den sozialen Netzwerken. Während einige User die "Fontaine" als feministische Ausgabe des Brüsseler Manneken Pis feiern, sehen andere die Künstlerin als Fall für die rote Couch oder stellen ihre professionellen Fähigkeiten in Frage.

Feminismus oder "verklemmte Fantasmen"?

Polemik, die Elsa Sahal gewöhnt ist. Ihre drei Meter hohe Statue wurde bereits 2012 im Rahmen der Zeitgenössischen Kunstmesse im Pariser Tuilerien-Garten ausgestellt sowie 2014 im Hôtel-Dieu in Toulouse.

Mit dem Urinstrahl verbinde ich die Idee, dass auch kleine Mädchen lange und weit pinkeln können. Selbst im öffentlichen Raum - auf einem Platz -, wo normalerweise nur urinierende Männer akzeptiert werden.
Elsa Sahal
Künstlerin im Interview mit Le Figaro

Thema verfehlt, findet die konservative Website Boulevard Voltaire. Im Artikel wird Sahal unterstellt, dass sie Macht mit Männlichkeit - Weitpinkeln - gleichsetzt. Eine Fähigkeit, die Frauen aus anatomischen Gründen abgehe.

Eine traurige Erniedrigung der Frau, denn keine ist in der Lage, so weit zu urinieren - geschweige denn mit dem Urinstrahl eines Mannes zu konkurrieren. Nichts an diesem alten Werk ist schön oder eine gelungene Anspielung auf die Essenz des Weiblichen. Es geht hier um die verklemmten Fantasmen der Künsterin, kein Mann zu sein.

Offenbar geht der Autor - oder die Autorin ? - des Artikels davon aus, dass Weiblichkeit "im Fluss" zwangsläufig durch Stillen dargestellt werden muss. Wasserfontänen aus Brüsten, die einen Brunnen verzieren, die Frau in ihrer Mutterrolle.

Besucher der Stadt Nantes können sich ab dem 8. August ihr eigenes Bild machen.

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