Gegner werfen dem Präsidenten vor, die erfolgreiche Corona-Sperre wegen der Parlamentswahl am 21. Juni viel zu früh aufgehoben zu haben
Ungeachtet eines Rückziehers von Präsident Aleksandar Vučić sind in der serbischen Hauptstadt Belgrad und anderen Städten des Balkanlandes am Mittwochabend erneut Tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straßen gegangen.
Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten wurden Dutzendeverletzt.
Die Proteste dauern schon einige Tage und richten sich gegen geplante drastische Maßnahmen zur Eindämmung der erneut aufgeflammten Corona-Pandemie in Serbien. Präsident Vučić hatte zwar eine für das Wochenende geplante Ausgangssperre zurückgenommen, aber neue Beschlüsse des Krisenstabs der Regierung für diesen Donnerstag angekündigt.
AUSGANGSSPERRE, HOCHPOLITISCH
In Belgrad hatten Polizeieinheiten das Zentrum am Mittwoch Abend abgeriegelt. Als Demonstranten versuchten, das Parlament zu stürmen, war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen.
Gegen Mitternacht flauten die Proteste ab, die Menschenmassen lösten sich nach Medienberichten allmählich auf. Nach ersten Berichten wurden mindestens zehn Polizisten verletzt. Laut serbischem Fernsehen wurden bei Protesten in Novi Sad und Nis Kamerateams von Demonstranten angegriffen.
Während des Corona-Ausnahmezustands von Mitte März bis Anfang Mai hatte die Regierung die Ausbreitung der Pandemie mit umfassenden Ausgangssperren bekämpft. Die Infektionszahlen gingen deutlich zurück. Doch seit gut zwei Wochen stecken sich wieder um die 300 Menschen pro Tag nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 an. Die Todesfälle - 13 am Dienstag - sind so zahlreich wie nie zuvor. Besonders die Hauptstadt Belgrad ist betroffen.
Gegner werfen dem Präsidenten vor, die Sperre wegen der Parlamentswahl am 21. Juni viel zu früh aufgehoben zu haben. Kontakteinschränkungen wurden zurückgenommen und Fußballspiele mit Zuschauern zugelassen, Vučićs Partei gewann erdrutschartig.
su mit dpa