Coronavirus in Luxemburg: "Wir sind ganz klar in der 2. Welle"

Test in Luxemburg
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Von Euronews mit dpa
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Der Direktor des Gesundheitsinstituts von Luxemburg zeigt sich "verhalten opitimistisch". Unzufrieden ist er darüber, dass die Einstufung als Risikogebiet aus Deutschland nicht abgesprochen war.

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Am 14. Juli hat das Auswärtige Amt in Berlin Luxemburg auf die Liste der Risikoländer gesetzt, in die Deutsche wegen der Coronavirus-Pandemie nicht reisen sollten. Auf der Internetseite des deutschen Außenministeriums heißt es: "Vor nicht notwendigen, insbesondere touristischen Reisen nach Luxemburg wird derzeit gewarnt, da Luxemburg die Neuinfiziertenzahl von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner kumulativ in den letzten 7 Tagen überschreitet."

Luxemburg Risikogebiet: "Ohne Nachfrage, ohne Diskussion"

Offenbar war dieser Schritt - wie schon die deutschen Grenzschließungen Mitte März, die im Nachbarland für großen Unmut gesorgt hatten - nicht mit der Regierung in Luxemburg abgesprochen. "Was uns trifft, ist, wie unreflektiert das geschehen ist. Ohne Nachfrage, ohne Diskussion und völlig unvermittelt", sagt Luxemburgs Direktor des Gesundheitsinstituts, Ulf Nehrbass, gegenüber dpa.

"Wir sind ganz klar in der zweiten Welle"

"Die Zahlen stabilisieren sich im Moment, wenn auch auf hohem Niveau", erklärte Ulf Nehrbass, der auch Sprecher der Covid-19-Taskforce in Luxemburg ist. Das Land sehe sich auf dem "richtigen Weg" und sei "sehr verhalten optimistisch", die Lage in den Griff zu bekommen. "Wir sind ganz klar in der zweiten Welle"sagte Nehrbass.

Am vergangenen Freitag waren noch 144 Neuinfektionen gemeldet worden, am Samstag waren es 83, am Sonntag 35.

Ende Juli wurden auch die Corona-Maßnahmen in Luxemburg verschärft. So ist es nicht erlaubt, mehr als zehn Personen einzuladen, auch wenn man draußen bleibt. Überall, wo kein Abstand von zwei Metern eingehalten werden kann, sollten Masken getragen werden.

Fast alle Einwohner getestet - viele Grenzgänger unter Infizierten.

Von den 600.000 Einwohnern Luxemburgs sind inzwischen mehr als 400.000 getestet worden - wie aus der Internetseite der Gesundheitsbehörden hervorgeht. 5.163 Menschen wurden - Stand 28.07.2020 - in Luxemburg positiv auf SARS-CoV-2 getestet. 112 sind nach einer Infektion verstorben.

Das massive Testen haben die Behörden in Luxemburg immer wieder verteidigt.

Getestet wurden auch viele Grenzgänger aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Belgien. Ulf Nehrbass erklärt: "18 Prozent der entdeckten neuen Infektionen haben sich auf Grenzgänger erstreckt."

"Das Fass läuft tröpfchenweise über"

Rudi Balling, Mitglied der Taskforce "Research Luxembourg", die die luxemburgische Regierung in der Pandemie-Bekämpfung berät, hat den Anstieg der Corona-Neuinfektionen im Großherzogtum als "natürlich alarmierend" bezeichnet. "Die Frage, ob die Situation sich weiterhin verschärft, lässt sich im Moment nicht mit Sicherheit beantworten. Es kann in beide Richtungen gehen", sagte der Biomediziner. Eine akute Gefährdung für die Nachbarländer bezeichnete Balling im Gespräch mit dpa als unwahrscheinlich.

Ein Anstieg von Neuinfektionen werde im Moment in vielen Ländern beobachtet, nicht nur in Luxemburg, unterstrich Balling. "Man könnte sagen: Das Fass läuft gerade tröpfchenweise über. Es wird für alle wichtig werden, die Ursachen für den jetzt wieder zu beobachtenden Anstieg der Neuinfektionen zu identifizieren", sagte der Direktor des Forschungszentrums für System-Biomedizin der Universität Luxemburg.

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