Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat als erstes ausländisches Staatsoberhaupt den Unglücksort in Beirut inspiziert. Er versprach eine Hilfskonferenz für den Libanon, mahnte aber auch die Umsetzung von Reformen an.
Der französische Präsident Emmanuel Macron ist als erstes ausländisches Staatsoberhaupt seit dem Explosionsunglück vom Dienstag nach Beirut gereist.
Macron sagte, er wolle dem libanesischen Volk mit seinem Besuch seine Unterstützung zusagen sowie Freundschaft und Brüderlichkeit zum Ausdruck bringen.
Während seines Rundgangs durch die Straßen schallten dem Präsidenten teils lautstarke Rufe entgegen. Aufgebrachte Libanesinnen und Libanesen forderten den Rücktritt von Präsident Michel Aoun und der Regierung. Das Land steckte bereits vor den Explosionen in einer ohne Hilfe von außen kaum überwindbaren Finanz- und Wirtschaftskrise.
Frankreich organisiert Geberkonferenz
Macron kündigte eine zeitnahe internationale Hilfskonferenz unter der Regie Frankreichs an. Bei dieser solle es um die Finanzierung von Medikamenten, medizinischer Behandlung und der Nahrungsmittelversorgung gehen. Dabei seien Europa, die USA, aber auch Staaten der Region gefordert.
Macron nutzte den Besuch auch, um gegenüber seinem Amtskollegen Aoun die Umsetzung von Reformen im Libanon zu fordern.
Auch gegen die gesellschaftliche Spaltung des Landes und die Korruption müsse vorgegangen werden, sagte Macron. Und weiter: "Ich kann die Verantwortung einer souverän gewählten Regierung und eines souverän gewählten Präsidenten nicht ersetzen. Ihre Verantwortung ist riesig: Sie müssen in den kommenden Wochen einen neuen Pakt mit dem libanesischen Volk schließen, diese tiefgreifende Veränderung wird von allen erwartet."
Kontrollbesuch im September
Macron will am 1. September erneut nach Beirut zu reisen, um sich zu vergewissern, dass die Unterstützung aus Frankreich so eingesetzt wird wie vorgesehen.
Die Europäische Union sagte eine Notfallhilfe in Höhe von 33 Millionen Euro zu.
Die Zahl der Todesofer der Explosionen vom Dienstag stieg auf mindestens 137. Rund 5.000 Menschen wurden verletzt. Laut Macron sind unter den Todesopfern auch mehrere Dutzend seiner Landsleute.
Auch eine deutsche Diplomatin kam ums Leben. Sie arbeitete für die deutsche Botschaft in Beirut. Das bestätigte Außenminister Heiko Maas.