Verzweiflung auf Lesbos: "Wir wollen kein 'Lager der verlorenen Seelen' sein"

Auf Lesbos
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Von Ioannis KaragiorgasApostolos Staikos
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Die Bewohner und die Lokalpolitiker auf Lesbos fordern Solidarität der Europäischen Union - nicht nur in Form von Geld.

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Moria auf Lesbos - vor dem Feuer, durch das das Lager zerstört wurde. Gescheitert war die Flüchtlingspolitik der EU dort schon zuvor.

"Die Migranten können hier nicht bleiben"

Der Gouverneur der Region Nördliche Ägäis, zu der Lesbos gehört, fordert ein Umdenken und klagt über die aktuelle Lage. Konstantinos Moutzouris erklärt mit Gespräch mit euronews: "Wir wollen nicht länger ein "Lager der verlorenen Seelen" sein. Die Migranten können hier nicht bleiben, Europa muss die Last mit-tragen. Diese Menschen sollten sich frei bewegen können. Sie wollen von den Inseln auf das Festland und in andere Länder Europas. Wir wollen nicht, dass unsere Inseln ein Lager der verlorenen Seelen bleiben."

Kaum jemand auf Lesbos glaubt daran, dass sich die Situation mit dem neuen Lager ändert. Die Coronavirus-Pandemie hat die angespannte Situation noch verschärft. Im neuen Lager Kara Tepe wurden - Stand Montagmorgen - laut Behörden 243 BewohnerInnen positiv getestet.

Viele Flüchtlinge und Migranten wollten zunächst nicht in das neue Zeltlager. Sie wollten nicht wieder eingesperrt sein - hinter Zäunen.

Panagiotis Balaskas/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
Im neuen Lager Kara TepePanagiotis Balaskas/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved

Stephen Oberreit, der Leiter von "Ärzte ohne Grenzen" in Griechenland, verweist darauf, dass die Katastrophe absehbar war - und das schon seit Langem. Er sagt: "Moria war das Ergebnis von fünf Jahren Wegschauen, die Politik wollte nur abschrecken, Menschen, die Europa als Asylsuchende erreichen, wurden nicht als Menschen behandelt. Deshalb müssen wir jetzt das Dublin-Abkommen (Thema/Verordnung) ändern. Griechenland sollte Plätze für die Geflüchteten in Europa bekommen. Es muss Solidarität unter den Mitgliedern der Europäischen Union geben".

Viele auf Lesbos fordern Solidarität in Form der Aufnahme von Geflüchteten von allen Staaten der EU. Der Bürgermeister von Moria, Ioannis Mastrogiannis, meint, dass finanzielle Unterstützung die Probleme vor Ort nicht löst. "Solidarität wird nicht nur mit Geld gezeigt. Sie zeigt sich auch in Taten, indem man Flüchtlinge aufnimmt und diese Menschen gerecht verteilt werden."

Viele Geflüchtete haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Doch was sie auf Lesbos erwartet, ist schlimmer als viele sich vorgestellt haben.

Der "Dschungel" - Symbol für den Ort, an dem keiner leben will

Ein junger Mann sagt: "Diese Insel ist nicht leicht für uns. Wir können hier nicht bleiben. Diese Insel ist nichts für Menschen. Es ist also nicht leicht für uns, hier zu bleiben. Es ist ein großer Dschungel."

Der Dschungel als Symbol für den Ort, an dem keiner leben will - ein trauriges Bild mitten in Europa.

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Geflüchtete auf LesbosPetros Giannakouris/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved

Journalist • Kirsten Ripper

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