Der Clown und Puppenspieler Fida al-Lidawi lädt mehrmals wöchentlich zum Dachspektakel. "In Gaza sehnen wir uns nach Kino und Theater. Kinder können in keine Kino- oder Theatervorstellungen gehen, weil es keine gibt. Ihnen werden all diese Dinge vorenthalten."
Die Coronapandemie mit all ihren Einschränkungen hat für die Menschen im Gazastreifen ein neues Fenster zur Welt geöffnet: Kunst und Kultur Live auf der Dachterrasse. Nur für sie..
Wegen der Ausgangssperre, chronischer Stromausfälle und sengend heißer Temperaturen haben viele Familien den Lebensmittelpunkt auf den Abend und nach draußen verlegt. Und werden dort zu Zuschauern quasi in der ersten Reihe.
Der Clown und Puppenspieler Fida al-Lidawi zum Beispiel lädt mehrmals wöchentlich zum Dachspektakel. "In Gaza sehnen wir uns nach Kino und Theater. Kinder können in keine Kino- oder Theatervorstellungen gehen, weil es keine gibt. Ihnen werden all diese Dinge vorenthalten."
"Wie gebannt von der Atmosphäre"
Wie es ist, gemeinsam Filme zuschauen, entdeckte die 28-köpfige Familie von Nader Abu Omar im Flüchtlingslager Nuseirat, als sie wegen eines positiven Corona-Falls unter Quarantäne gestellt wurde. Der Fernseher wurde zur kollektiven Ablenkungsmöglichkeit.
"Als ich noch ein kleines Kind war, hatte ich die Gelegenheit, ins Kino zu gehen und war wie gebannt von der Atmosphäre, den Geräuschen und der Beleuchtung. Deshalb fand ich es wunderbar, eine ähnliche Atmosphäre für Kinder zu erschaffen mit einem Fernsehbildschirm und Lautsprechern im Dunkeln. Das gefiel ihnen so sehr, dass sie jeden Tag wieder machen wollten."
Zahra Sarsor, die ebenfalls in Nuseirat lebt, fügt hinzu: "Wir leben unter schwierigen Bedingungen vor allem nach der Corona-Pandemie. Wir als Eltern haben Angst um unsere Kinder, dass sie das Haus verlassen. Deshalb mussten wir Wege finden, um uns die Zeit zu vertreiben, den Kindern Spaß zu bringen, mit Spielen oder Heimkino, um die Routine zu durchbrechen."
Glorreiche Kinozeiten gab es tatsächlich einmal, vom allerersten Kino 1944 bis in die 70er-Jahre. Dann folgten Zensur, Verbot und Krieg. Ob diese Generation je ein Kino von innen sehen, steht in den Sternen.