US-Wahlen 2020: "Trump hat seinen Wählern rotes Fleisch zugeworfen"

Stefan Grobe, Brüssel-Korrespondent und USA-Experte
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Von Anja Bencze
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Die Lage in den USA vor der Wahl und die Stimmung seit Trump US-Präsident ist, analysiert Brüssel-Korrespondent und USA-Experte Stefan Grobe.

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Die USA stehen vor der Wahl. Und vor einer mehr als ungewissen Zukunft. Pandemie, Proteste, Wirschaftskrise. Was steht auf dem Spiel für die einst mächtigste Demokratie der Welt? Darüber sprechen wir mit unserem Brüsseler Kollegen Stefan Grobe, der mehrere Jahre als Korrespondent für euronews aus Washington berichtete und nun für die Präsidentschaftswahl in die USA zurückkehrt.

Anja Bencze, Euronews: Stefan, wie hat sich die Stimmung in den USA seit der Wahl von Donald Trump verändert?

**Stefan Grobe: ** Donald Trump hat ein Land übernommen, das sehr tief gespalten war, und diese Spaltungen sind im Grunde in den vergangenen Jahren noch größer geworden. Trump hat während seiner gesamten Amtszeit nichts getan, um Menschen auf der anderen Seite des politischen Spektrums zu überzeugen, im Gegenteil, er hat alles getan, um - wie die Amerikaner sagen, rotes Fleisch zu seiner Wählerbasis zu werfen, er hat den politischen Gegner angegriffen, diffamiert und mit Schimpfworten belegt vor allem über sein Lieblingsmedium Twitter. Aber das hat dazu geführt, dass sich heute zwei Amerikas ziemlich unversöhnlich gegenüberstehen.

"Donald Trump hat die Allianz mit den europäischen Verbündeten aufgekündigt"

Euronews: Was sind die wichtigsten Meinungsverschiedenheiten zwischen Donald Trump und der EU?

**Stefan Grobe: ** Ich könnte jetzt alle möglichen Einzelheiten aufzählen, aber ich denke, das Entscheidende ist, dass Donald Trump die Allianz aufgekündigt hat mit den europäischen Verbündeten. Er ist ja aus allen méglichen internationalen Vereinbarungen zurückgetreten. Und auf europäischer Seite und gerade uch auf deutscher Seite hat man immer gesagt, dass die internationale Zusammenarbeit ganz iben stehen muss. Andererseits: Anders kriegen wir diese ganzen globalen Krisen nicht in den Griff.

"Die Deutschen fühlen sich entfremdet"

Euronews: Wie steht es um Beziehung mit der deutschen Regierung - die deutsch-amerikanische Freundschaft?

**Stefan Grobe: **Ich denke, dass auf der privaten Ebene die Beziehung zwischen Deutschland und den Amerikanern nach wie vor gut ist. Andererseits haben wir gesehen , und das sagen die Umfragen aus Deutschland, dass die Deutschen sich zunehmend entfremdet fühlen von den Amerikanern. Ich denke vor allem an die Entscheidung von Trump, einen Großteil der amerikanischen Truppen aus Deutschland abzuziehen. Das hat natürlich für Unmut gesorgt in den betroffenen Regionen in Deutschland. Ich glaube, dass letzen Endes - selbst wenn Trump die Wahl verliert, wir ein großes Stück Arbeit vor uns haben, um diesen Familienkrach wieder zu reparieren.

"Da ist sehr, sehr viel zu reparieren"

Euronews: Welche Sicht hat der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden auf Europa?

Stefan Grobe: Von ihm weiß man, dass er ein großer Freund der transatlantischen Freundschaft ist. Und die Hoffnung hier in Brüssel, wie auch in Deutschland ist, dass sich vieles wieder einrenkt. Aber man muss natürlich sagen, dass wir sicher nicht zu der Situation vor Trump so ohne Weiteres zurückkehren können. Da ist sehr sehr viel zu reparieren.

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