Laute Proteste in Myanmar gegen Militärmachthaber und Festnahme Aung San Suu Kyis

Böse Geister vertreiben
Mit Lärm gegen die Militärmachthaber: Zum ersten Mal hat es in Myanmar öffentliche Proteste gegen den Putsch und die Festnahme von Regierungschefin Aung San Suu Kyi gegeben. In Rangun etwa schlugen Einwohner auf Töpfe und Pfannen. Es gab Hupkonzerte. Auch in Mandalay gingen Menschen auf die Straße. Lärm soll nach buddhistischer Tradition böse Geister vertreiben. Auch im Ausland, etwa in Thailand oder Indonesien, gab es Proteste.
UN-Sicherheitsrat besorgt
Unterdessen zeigte sich der UN-Sicherheitsrat in New York tief besorgt über die Lage in Myanmar. Die aktuelle Ratsvorsitzende Barbara Woodward sagte: "Die Mitglieder des Sicherheitsrats haben ihre tiefe Sorge über den Notstand zum Ausdruck gebracht, den das Militär am 1. Februar in Myanmar verhängt hat, und über die willkürliche Verhaftung von Regierungsmitgliedern, darunter Staatsberaterin Aung San Suu Kyi, Präsident Win Myint und anderen. Die Mitglieder des Sicherheitsrats fordern die sofortige Freilassung der Festgenommenen. Sie unterstrichen auch die Notwendigkeit einer fortgesetzten Unterstützung des Demokratieprozesses in Myanmar."
Der neue US-Präsident Joe Biden forderte die Armeeführung auf, sich unverzüglich wieder zurückzuziehen. Biden sagte in Washington, das Militär müsse die Macht in dem südostasiatischen Land sofort aufgeben, Aktivisten und Funktionäre freilassen, Einschränkungen bei der Telekommunikation aufheben und von Gewalt absehen. Zuvor hatten die USA - ebenso wie die EU - schon mit Sanktionen gedroht.
Hashtag #CivilDisobedienceMovement
In Mandalay forderten Demonstranten nach dem Putsch von Montag die Wiedereinsetzung der Regierungschefin. "Wir werden nur Anweisungen unserer demokratisch gewählten Regierung befolgen", hieß es in einer Erklärung der Bewegung des zivilen Ungehorsams, die um Unterstützung aus dem Ausland bat. Der Hashtag #CivilDisobedienceMovement wurde auf Twitter bereits mehr als 1,2 Millionen Mal geteilt. Die Militärführung sperrte inzwischen das Online-Netzwerk Facebook.
Die Proteste lösten Sorge aus, dass das Militär wie in der Vergangenheit mit Gewalt antwortet. In fast fünf Jahrzehnten Militärdiktatur hatte die Junta jeglichen Widerstand brutal niedergeschlagen. Besonders hart war das Vorgehen bei der "Safran-Revolution" von 2007, als Hunderttausende auf den Straßen demokratische Reformen forderten. Die friedlichen Demonstrationen wurden von den Militärs mit Tötungen und Folter beendet. Hunderte buddhistische Mönche und Oppositionelle kamen ins Gefängnis.
Amnesty fürchtet Gewalt wie in der Vergangenheit
Amnesty International äußerte die Sorge, dass sich die Gewalt wiederholen könnte. "Wir fordern die Streitkräfte nachdrücklich auf, Zurückhaltung zu üben und die internationalen Menschenrechte und das humanitäre Recht einzuhalten", so die Menschenrechtsorganisation. Der Erzbischof von Rangun rief dazu auf, Suu Kyi und die anderen Festgenommenen umgehend freizulassen. Kardinal Charles Maung Bo warnte zugleich aber auch vor internationalen Sanktionen: "Durch Sanktionen könnte die Wirtschaft zusammenbrechen, was Millionen in die Armut stürzen würde."