Was steckt im Impfstoff von Johnson & Johnson?

Schachteln des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson stehen in der Apotheke des National Jewish Hospital in Denver bereit, 06.03.2021
Schachteln des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson stehen in der Apotheke des National Jewish Hospital in Denver bereit, 06.03.2021 Copyright David Zalubowski/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Cornelia Trefflich mit AFP
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Für eine Immunisierung braucht es nur eine Impfung: wie funktioniert der Corona-Impfstoff der US-Pharmafirma Johnson & Johnson?

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Er ist der vierte zugelassene Corona-Impfstoff in der Europäischen Union: es geht um das Vakzin des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson, das von seiner Tochterfirma Janssen aus Belgien entwickelt wurde. Ein eindeutiger Vorteil des Impfstoffs ist die einmalige Injektion, die benötigt wird, um eine Immunisierung zu erreichen.

Als erstes Land weltweit erlaubte Südafrika den Einsatz des Impfstoffs am 17. Februar. In den USA erhielt der Impfstoff zehn Tage später die Notfallzulassung von der US-Arzneimittelbehörde FDA. Seit Anfang März ist es auch in Kanada zugelassen.

Was ist das Johnson &J ohnson-Präparat für ein Impfstoff?

Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist ein Vektor-Impfstoff, der, ähnlich wie Sputnik V oder das von der Universität Oxford/Astra-Zeneca entwickelte Vakzin. Johnson & Johnsons Präparat basiert auf einem menschlichen Adenovirus, anders als der Astra-Zeneca- Impfstoff, der einen Schimpansen-Adenovirus einsetzt. Auch der russische Impfstoff Sputnik V nutzt ein humanes Adenovirus als Transportmittel.

Dieses Adenovirus wird in abgeschwächter und modifizierter Form geimpft. Das Virus "trägt", bzw. transportiert, den Bauplan für einen Teil der genetischen Information des Coronavirus in die menschlichen Zellen. Diese werden von den Zellen reproduziert und aktivieren das menschliche Immunsystem, das daraufhin Antikörper (gegen das Coronavirus) bilden kann.

Was sind seine Inhaltsstoffe?

Neben dem genetisch modifizierten Adenovirus vom Serotyp 26 (Ad26) enthält der Impfstoff nach Angaben der FDA folgende Inhaltstoffe:

Zitronensäure-Monohydrat: Zitronensäure, eine Fruchtsäure, die pro Molekül ein Wassermolekül enthält

Ethanol: Alkohol

2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin (HBCD): Ein auf Glucosemolekülen basierendes Polymer, das die Löslichkeit erhöht

Polysorbat-8: Ein Zusatzstoff, der Fette löst und ebenfalls im Astra-Zeneca-Impfstoff enthalten ist

Natriumchlorid: Kochsalz

Sicherheit und Nebenwirkungen

In den klinischen Studien der Phase III wurde der Impfstoff an 40.000 Erwachsenen in mehreren Ländern getestet, darunter die USA, Mexiko, Brasilien und Südafrika. Bei der Vorbeugung von schweren Krankheitsverläufen schützte der Impfstoff zu 85 Prozent, vor mittelschweren bis schweren Vorläufen bis zu 66 Prozent. Diese Variabilität war in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausgeprägt. In Südafrika beispielsweise wurde nur ein 67%-iger Schutz nachgewiesen, in den USA waren es 72 Prozent. Diese Beobachtung wird damit erklärt, dass zum Zeitpunkt der Tests die südafrikanische Variante der Krankheit (B 1.352) bereits die Mehrheit der Erkrankungen ausmachte.

In den klinischen Tests konnte zudem nachgewiesen werden, dass das Präparat vor einer Covid-19-Erkrankung mit tödlichem Verlauf schützt. 

Die mit über 90 Prozent angegebene Wirksamkeit der Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna sind mit Vorsicht zu genießen, denn die klinischen Studien dieser Impfstoffe wurden durchgeführt, als kaum Virus-Varianten kursierten.

Wie bei den meisten anderen Corona-Impfungen zählten Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Muskelschmerzen zu den am häufigsten aufgetretenen Nebenwirkungen. In einem Fall wurde eine schwere allergische Reaktion, Anaphylaxie, beobachtet, ähnlich wie bei den Impfstoffen von Pfizer/BioNTech und Moderna.

Logistische Vorteile

Der Impfstoff bietet gleich mehrere logistische Vorteile. Er erfordert nur eine Injektion für einen vollständigen Immunschutz, im Gegensatz zu den Impfstoffen von Pfizer/BionTech, Moderna oder AstraZeneca, die in zwei Dosen im Abstand von mehreren Wochen verabreicht werden. Erhaltene Dosen können also, ohne Rücksicht auf spätere Zweitimpfungen, gleich verimpft werden.

Darüber hinaus kann es bis zu 3 Monate bei Standard-Kühlschranktemperaturen gelagert werden, was seine Bereitstellung erleichtert.

Experten sehen in dem Impfstoff ein Präparat, das sich aufgrund der relativ einfachen Logistik besonders gut dafür eignet, in ärmeren Ländern eingesetzt zu werden. Die einmalige Injektion erleichtert die Verteilung des Vakzins.

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