"Angst ist nicht gut in Statistik": Warum schätzen wir das Risiko von AstraZeneca falsch ein?

Der vorläufige Impfstopp von AstraZeneca in mehreren europäischen Ländern hat zu viel Verwirrung geführt. Teils haben die Menschen nun mehr Angst vor äußerst seltenen Nebenwirkungen des Impfstoffs als vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Wir sprachen mit Psychiater und Angstforscher Dr. Borwin Bandelow darüber, wie Angst unsere Risikoabwägung beeinflusst. "Wann immer eine Gefahr kommt, haben wir davor mehr Angst, besonders dann, wenn sie neu und unbeherrschbar erscheint, als vor bekannten Gefahren, das war vor einem Jahr das Coronavirus und dann haben wir uns da langsam daran gewöhnt. Und die Risikoeinschätzung ist halbwegs normal geworden. Jetzt ist das so, dass wir Angst vor der Impfung haben, weil das etwas Neues ist," so Bandelow.
Angst ist nicht gut in Statistik
Menschen sind von der Evolution her so angelegt, dass sie auf eine starke, unbekannte Bedrohung erst einmal mit Angst reagieren, die Regeln der Logik werden außer Kraft gesetzt.
Es kann also am Anfang zu einer Fehleinschätzung der Risiken kommen. Nach einer gewissen Zeit ist es allerdings laut Dr. Bandelow so, dass das Vernunftgehirn wieder die Oberhand gewinnt. Er geht davon aus, dass in etwa vier Wochen die Aufregung um die möglichen Nebenwirkungen deutlich zurückgegangen sein wird.
Unser Angstgehirn lässt sich von Zahlen oder Statistiken nicht beschwichtigen, es hilft jedoch, wenn man sieht, dass andere Menschen sich impfen lassen und ihnen nichts passiert.