Experte warnt: Thrombosen durch Covid-19 werden unterschätzt

Covid-19-Station in Bergamo in Italien
Covid-19-Station in Bergamo in Italien Copyright Antonio Calanni/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Ana Buil, su
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Europa impft wieder mit dem Vakzin von AstraZeneca gegen Corona. Viele sind trotzdem besorgt. Ärzte arbeiten an Methoden, das Risiko von Thrombosen in Zusammenhang mit Corona vorab zu bestimmen.

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Europa impft wieder mit dem Vakzin von AstraZeneca gegen Corona. Viele sind trotzdem besorgt. Der Grund: Nach bisher 1,6 Millionen Impfungen in Deutschland sind mehrere sehr seltene Hirnvenen-Thrombosen aufgetreten. Bei einer Thrombose gerinnt das Blut an der falschen Stelle – nicht auf der Haut, um eine Wunde zu verschließen, sondern in den Adern – und verstopft auch sie im schlimmsten Fall.

Manche Experten machen Thrombosen direkt für ein Drittel der Covid-Todesfälle verantwortlich. Und berichten von "60% der Intensivpatienten mit einem thrombolischen Ereignis".

Allein in Europa stirbt jede Minute eine Person an einer Thrombose. Mit Covid-19 habe sich diese Rate deutlich erhöht, sagt José Manuel Soria, Direktor der Genomics Unit in Complex Diseases des Forschungsinstituts des Sant Pau Hospital in Barcelona.

José Manuel Soria, Sant Pau Hospital in Barcelona:

“Thrombosen werden bei Covid-19 fälschlicherweise oft nicht diagnostiziert. (...) Dabei sind die Auswirkungen einer Thrombose auf Patienten mit Covid-19 sehr heftig. Ende März wurde bereits empfohlen, Patienten, die wegen Covid-19 eingewiesen wurden, mit Heparin mit niedrigem Molekulargewicht zu behandeln, das heißt sie sollten prophylaktisch mit Gerinnungshemmern behandelt werden.”

Das Team von Dr. Soria sucht seit einem Jahr nach einem genetisch-klinischen Algorithmus, der identifizieren könnte, welche Corona-Patienten ein erhöhtes Risiko für verstopfte Adern haben – um die Behandlung genau abzustimmen.

José Manuel Soria, Sant Pau Hospital in Barcelona:

“Wir müssen einfach wissen, welchen Patienten wir hohe Dosen geben müssen und welchen Patienten wir niedrige Dosen geben müssen.”

Vorläufige Ergebnisse der PRECIS-COVID19-Studie werden in Kürze veröffentlicht.

José Manuel Soria, Sant Pau Hospital in Barcelona:

"Wir sind sehr optimistisch, weil wir bereits einen Beta-Score haben, mit einer starken Fähigkeit, das Thromboserisiko vorherzusagen."

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA sieht "keine Zusammenhänge" des AstraZeneca-Impfstoffs mit dem Auftreten von Fällen von Thrombose und Embolien. Aber auch Norwegen, Schweden und andere Länder haben Todesfälle von Menschen registriert, nachdem sie den AstraZeneca-Impfstoff erhalten haben – sie zeigten ein ungewöhnliches thromboembolisches Bild. Gibt es eine wissenschaftliche Erklärung?

José Manuel Soria, Sant Pau Hospital in Barcelona:

"Das Problem bei diesem Impfstoff besteht darin, dass er mit einer Thrombozytopenie verbunden zu sein scheint. Dabei nimmt die Anzahl der Blutplättchen ab, wahrscheinlich aufgrund der Bildung von Antikörpern, die diese Blutplättchen erkennen und eliminieren. (...) Ich meine, wir müssen uns um all diese Fälle sehr intensiv kümmern. So wie es die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gemacht hat, die Symptome sehr detailliert weitergeben – damit jeder, der mit AstraZeneca geimpft wurde, diese Symptome erkennen kann und schnell ins Krankenhaus kommt ".

Die Internationale Gesellschaft für Thrombose und Hämostase hat sich trotz allem dafür ausgesprochen, den AstraZeneca-Impfstoff weiter für alle berechtigten Erwachsenen zu verwenden.

Praktischer Tipp: Wer in den letzten vier bis 16 Tagen mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft wurde und nach wie vor Nebenwirkungen hat wie starke Kopfschmerzen, Unwohlsein oder kleine Einblutungen (rote Pünktchen) in der Haut, sollte zum Arzt gehen.

Ana Buil, su

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