Covid-19 auf dem Spargelhof: "Arbeitsquarantäne" in der Kritik

Saisonarbeiter auf dem Spargelfeld
Saisonarbeiter auf dem Spargelfeld Copyright Screenshot via EBU
Copyright Screenshot via EBU
Von Euronews mit ARD via EBU
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der Landrat von Diepholz spricht von einer "schwierigen Situation" angesichts des Corona-Ausbruchs unter den Erntehelfern auf einem #Spargel-Hof.

WERBUNG

Auf einem der größten Spargelhöfe in Deutschland sind an die 1.000 Beschäftigte auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet worden, bei 130 Personen, die im Landkreis Diepholz in Niedersachsen getestet wurden, war der Test positiv. Bei den Betroffenen handelt es sich um Saisonkräfte.

Wie schon im vergangenen Jahr stehen die Lebensumstände der Erntehelferinnen und Erntehelfer aus Osteuropa, die in Deutschland Spargel stechen, in der Kritik. Wer negativ getestet wird, arbeitet weiter - darf aber noch nicht mal mehr einkaufen.

Die taz beschreibt die Bedingungen der Erntehelfer:innen unter dem Titel "Wie Vieh gehalten".

Auf der Internetseite des Landkreises Diepholz wird die sogenannte "Arbeitsquarantäne" beschrieben, dabei dürfen positiv Getestete nicht mehr arbeiten. Beschäftigte mit negativem Test schon. 

"Aufgrund des diffusen Infektionsgeschehens innerhalb des landwirtschaftlichen Betriebs Thiermann Gartenbaubetrieb GmbH & Co. KG Spargel- und Beerenfrüchte hat der Landkreis Diepholz am 30.04.2021 per Allgemeinverfügung für rund 1.000 Personen aus dem betrieblichen Umfeld eine häusliche Absonderung mit Ausnahme der Wahrnehmung der beruflichen Tätigkeit angeordnet. Da sich das Infektionsgeschehen mittlerweile deutlich eingrenzen lässt und die Infektionszahlen im betrieblichen Umfeld rückläufig sind, hat der Landkreis Diepholz die Allgemeinverfügung nun angepasst. Die sogenannte Arbeitsquarantäne betrifft nur noch Personen, die mit infizierten Personen des Betriebes zusammen gewohnt haben oder mit diesen engen Kontakt hatten, da die Durchmischung der Wohnenden unter virologischen Gesichtspunkten die Gefahr einer Ansteckung begünstigt.

Die Arbeitsquarantäne gilt unter der Voraussetzung, dass die betroffenen Personen im Rahmen der PCR-Testungen negativ getestet worden sind, keine Symptome aufweisen und strenge Hygienemaßnahmen auf dem Arbeitsweg umgesetzt werden. Positiv getestete Personen fallen weiterhin nicht unter die Arbeitsquarantäne, sondern werden von den anderen Mitarbeitenden isoliert und in gesonderten Gebäuden untergebracht.

Das ist eine ganz schwierige Situation für alle.
Cord Bockhop
Landrat von Diepholz

Der Landrat von Diepholz, Cord Bockhop (CDU) erklärt: "Wir alle wollen alle den Spargel haben ,der Spargelbauer möchte den Spargel stechen, die Menschen sind aus Rumäien, Bulgarien und Polen gekommen und machen harte Arbeit. Sie wollen und müssen hier ihr Geld verdienen. Das ist eine ganz schwierige Situation für alle."

Wegen der 7-Tage-Inzidenz von über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen trat im Landkreis Diepholz die nächtliche Ausgangssperre in Kraft.

Anreise im Minibus aus Osteuropa - offenbar ohne Test und ohne Maske

In der Kritik steht auch die Anreise der Erntehelferinnen und Erntehelfer. Auf das Einhalten der Coronaregeln wird nicht immer geachtet, wie die Mitarbeiterin einer Beratungsstelle erklärt.

Katarzyna Zentner von der Beratungsstelle Mobile Beschäftige in Hannover kennt die Anreise der Saisonkräfte, die oft tagelang in Minibussen unterwegs sind - ohne Maske. Sie sagt: "Ich vermute, dass vor der Abreise keiner diese Menschen testet."

Erntehelferinnen und Erntehelfer verdienen im Prinzip den Mindestlohn von 9 Euro 50 pro Stunde. Die Spargelsaison dauert etwa zwei Monate - noch bis zum 24. Juni.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Beschluss: Ungeimpfte erhalten bei Quarantänepflicht keinen Lohnersatz mehr

Bauernverband funkt "SOS": Covid bremst Erntehelfer

Bauern zahlen für Einreise marokkanischer Erntehelfer