Das Warten hat ein Ende: Spanien impft Obdachlose mit Johnson & Johnson

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Obwohl sie besonders stark vom Virus bedroht sind, waren Obdachlose in der Impfkampagne lange außen vor. Das ändert sich jetzt - auch dank Johnson & Johnson.

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Es ist ein großer Tag für die Menschen in im Obdachlosenheim San Isidro in Madrid, dem größten in Spanien. Seine fast 300 Bewohnerinnen und Bewohner bekommen heute endlich ihre Impfung gegen das Coronavirus.

Obdachlose bislang außen vor

Rund 30.000 Obdachlose gibt es in Spanien. Trotz ihrer harten Lebensbedingungen wurden sie im Impfprogramm lang außen vor gelassen. Bis jetzt. Die Behörden haben einen Plan auf die Beine gestellt, der sicherstellen soll, dass jede und jeder Zugang zur Impfung bekommt, auch im Obdachlosenheim und auf der Straße.

Der Andrang ist groß, die Bewohner müssen teils stundenlang Schlange stehen. Doch es lohne sich, sagt die 67-Jährige Ángela Alfonsa: "Ich bin so erleichtert. Gott sei Dank! Ich danke den Ärzten und allen, die das möglich gemacht haben."

Johnson & Johnson macht es leichter

Impfschutz für die Schutzlosen, denn kaum jemand ist dem Virus und seinen Gefahren stärker ausgesetzt. Zu Hause bleiben, Abstand halten, regelmäßig Händewaschen: Für Wohnungslose schwer möglich. Gespritzt bekommen sie den Impfstoff von Johnson & Johnson. Es ist nur eine Dosis nötig - und damit auch weniger Papierkram.

"Das ist ein riesen Fortschritt, denn die Erreichbarkeit der Menschen ist ein großes Thema", sagt Maribel Cebrecos del Castillo, Leiterin der Obdachlosenunterkunft. "Das Risiko, die Person für eine zweite Dosis nicht ausfindig machen zu können, ist bei der obdachlosen Bevölkerung ziemlich groß."

Erst in den Heimen, dann auf der Straße

Rund 20 Prozent der Spanierinnen und Spanier sind vollständig geimpft. Fast 90 Prozent der Menschen über 60 haben mindestens eine Dosis erhalten. Pflegepersonal und NGOs hatten schon lang gefordert, Obdachlose als besonders gefährdete Gruppe einzustufen, damit die Impfkampagne an Fahrt gewinnt.

"Obdachlosen Zugang zu Gesundheitsdiensten zu verschaffen, ist auch mit Blick auf die Gesundheit aller sehr wichtig", so Maria Fernandez, Vizepräsidentin der Spanischen Gesellschaft für Gemeinde- und Familiengesundheit. Zudem liege die Sterblichkeit in dieser Bevölkerungsgruppe deutlich über dem Durchschnitt. Und: "Jeder hat das Recht auf medizinische Versorgung."

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Impfgerechtigkeit in Spanien. Doch die Kampagne könnte sich über Monate ziehen. Denn es werden erst die Obdachlosen geimpft, die in Unterkünften wie San Isidro leben. Erst danach kümmern sich mobile Teams um diejenigen, die auf der Straße leben. Sie müssen also noch warten.

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