Die unter Hausarrest gestellte Regierungschefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi, ist erstmals seit dem Militärputsch von Anfang Februar persönlich bei einer Gerichtsverhandlung erschienen.
Die unter Hausarrest gestellte Regierungschefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi, ist erstmals seit dem Militärputsch von Anfang Februar persönlich bei einer Gerichtsverhandlung erschienen. Ein Foto von ihr im Gerichtssaal wurde im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt.
Vor dem Termin hat die 75-Jährige in einem gesonderten Raum auch erstmals Zugang zu ihren Anwälten bekommen. Suu Kyi wurde seit dem Umsturz nicht mehr öffentlich gesehen und wird an einem unbekannten Ort festgehalten. Sie hatte eine halbe Stunde Zeit bekommen, um sich mit ihrem Verteidigungsteam zu beraten.
"30 Minuten reichen nicht aus. Sie hat uns gesagt, dass sie nicht einmal selber weiß, wo sie festgehalten wird", berichtet ihr Anwalt Khin Maung Zaw.
Die Justiz beschuldigt die Friedensnobelpreisträgerin verschiedener Vergehen, darunter Verstöße gegen die Außenhandelsgesetze, ein Staatsgeheimnisgesetz aus der Kolonialzeit und die Corona-Maßnahmen. Am schwersten wiegt bislang der Vorwurf, «Anstiftung zum Aufruhr» betrieben zu haben. Alle bisherigen Gerichtstermine waren per Videoschalte durchgeführt worden, ohne dass Suu Kyi mit ihren Verteidigern reden konnte.
Aung San Suu Kyi steht seit 16 Wochen unter Hausarrest und hat offenbar keinerlei Zugang zu Informationen über das Geschehen im Land - ihr wird unter anderem "Anstiftung zum Aufruhr" vorgeworfen.
In der Hauptstadt Yangon kam es zeitgleich wieder zu Protesten gegen den Militärputsch. Das Militär unterdrückt seit dem Putsch jeden Widerstand mit brutaler Härte. Nach Schätzungen einer Hilfsorganisation sind bereits mindestens 818 Menschen getötet worden. Fast 5400 wurden festgenommen.
Suu Kyi hatte bereits in der Vergangenheit insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest gestanden. Nach der Einleitung demokratischer Reformen war sie 2016 faktische Regierungschefin geworden. Sie ist beim Volk sehr beliebt und hatte sich bei der Parlamentswahl im November eine zweite Amtszeit gesichert. Beobachter glauben, dass sie den Generälen, die das frühere Birma Jahrzehnte lang mit eiserner Faust regiert hatten, zuletzt zu gefährlich geworden sein soll. Die Junta begründete den Putsch hingegen mit angeblichem Wahlbetrug.