Gondelabsturz in Italien: Was wir wissen

Feuerwehr im Einsatz nach dem Absturz einer Gondel auf dem Weg zum Mont Mottarone, 23.05.2021
Feuerwehr im Einsatz nach dem Absturz einer Gondel auf dem Weg zum Mont Mottarone, 23.05.2021 Copyright Italian Vigili del Fuoco Firefighters via AP
Von Euronews mit dpa
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Wie konnte die Seilbahn-Kabine auf dem Weg zum Mont Mottarone rund 15 Meter in die Tiefe stürzen? Vieles ist noch unklar.

Was geschah?

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Am Pfingstsonntag bei schönstem Ausflugswetter stürzt die Seilbahn, die zwischen Stresa auf der italienischen Seite des Lago Maggiore und dem Monte Mottarone (1420 Meter ü.M.) verkehrt, kurz vor dem Erreichen der Bergstation aus einer Höhe von 15-20 Metern plötzlich ab. Wanderer in der Nähe berichteten von einem Zisch-Geräusch, das dem Absturz unmittelbar vorausging. Die Gondel sei daraufhin ins Schwanken geraten, habe den Seilbahnmast berührt und dann in die Tiefe gestürzt. Dort habe sie sich mehrmals überschlagen, bevor sie durch Bäume gestoppt wurde.

Besonders tragisch: Die Seilbahnen in Italien durften erst am Pfingstwochenende wieder ihren Betrieb aufnehmen. Zuvor waren sie pandemiebedingt seit Monaten geschlossen.

Wer hat überlebt?

Ein fünfjähriger Junge eines israelischen Paares hat den Absturz überlebt. Ein anderes, neunjähriges Kind, das zusammen mit dem 5-Jährigen in ein Turiner Kinderkrankenhaus geflogen wurde, starb noch am Sonntag Abend. Insgesamt 13 Menschen starben an der Unfallstelle, darunter auch die Eltern, Großeltern und ein Geschwisterkind des überlebenden Jungen. Seine Tante kümmert sich inzwischen um den Jungen.

Waren Deutsche unter den Opfern?

Nein. An Bord der Kabine waren 15 Menschen, italienische und israelische Staatsbürger.

Was ist die Ursache für den Absturz?

Nach ersten Ermittlungen scheint die Manipulation einer Bremse an der Seilbahn zumindest teilweise dazu beigetragen haben, dass sie abstürzte. Eine gabelförmige Klemme, die absichtlich angebracht worden war, verhinderte offenbar, dass nach dem Abriss der Führungsseils die Notbremse greifen konnte. Sie war angebracht worden, weil sie immer wieder zu Unterbrechungen der Kabinenfahrten geführt hatte.

Die Firma Leitner, die die Seilbahn wartet, hatte bei der letzten magnetinduktiven Seilprüfung im November 2020 "keine Unregelmäßigkeiten" festgestellt. Die letzte Generalüberholung der Anlage fand 2016 statt. Auch damals habe es keine Beanstandungen gegeben.

Aufgrund der Corona-Bestimmungen war die Gondel auch nicht überfüllt. Sie ist für bis 35 Personen ausgelegt. Zuletzt durften maximal 20 Menschen mitfahren.

Wie sind die Reaktionen im In- und Ausland?

Das Unglück hat nicht nur in Italien für große Bestürzung besorgt. "Mit großer Trauer habe ich von dem tragischen Unfall der Stresa-Mottarone-Seilbahn erfahren", teilte Italiens Ministerpräsident Mario Draghi mit. Er sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus.

Italiens Präsident Sergio Mattarella sprach von einem "tiefen Schmerz", den das Unglück ausgelöst habe.

Die Feuerwehr erklärte: "Stille und Schmerz sind das, was heute vom Seilbahn-Drama in Stresa bleibt." Man drücke dem kleinen Überlebenden die Daumen.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer per Twitter "Europas tiefes Mitgefühl" aus.

EU-Ratspräsident Charles Michel und der EU-Parlamentspräsident David Sassoli drückten ebenfalls ihre Anteilnahme aus.

Was wird das Unglück für Konsequenzen haben?

Die Staatsanwaltschaft der Gemeinde Verbania in der Region Piemont ermittelt in dem Fall. Zunächst wird das technische Versagen überprüft, das zu dem Unglück geführt hat. Danach soll der Betriebsablauf rekonstruiert werden, wobei auch das Personal überprüft wird. Dabei wird besonders darauf geachtet, ob die Mitarbeiter:innen entsprechend geschult waren und die richtigen Maßnahmen ergriffen haben.

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