Trotz Nachricht an die Taliban: Ungewisse Zukunft für Tierheim in Afghanistan

Ein Hund sitzt im Regen, neben ihm kauert ein Mensch unter einer Plastikabdeckung. Kabul, 2019
Ein Hund sitzt im Regen, neben ihm kauert ein Mensch unter einer Plastikabdeckung. Kabul, 2019 Copyright Rahmat Gul/Copyright 2019 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews
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Eigentlich wollte der britische Betreiber eines Tierheims in Kabul mit mehr als 100 Tieren ausreisen. Doch dann kam alles anders.

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Es klingt nach einer rührenden Geschichte, aber es ist eine Geschichte, die polarisieren kann: Welchen Wert hat ein Tierleben, wenn Tausende Menschen in Gefahr sind? Der Brite Paul Farthing ist mit dieser Diskuwill die Bewohner seiner Tierrettungsstation in Afghanistan ausfliegen, jetzt droht sein Plan zu scheitern.

Mehr als 150 Hunde und Katzen hat Paul Farthing in seiner Obhut. Der ehemalige britische Soldat hat in Afghanistans Hauptstadt Kabul nach Ende seiner Dienstzeit ein Tierheim aufgebaut. Knapp 70 Mitarbeiter beschäftigt er dort, doch jetzt, nach der Machtübernahme der Taliban, wird für ihn, seine Mitarbeiter und seine Schützlinge die Gefahr zu groß.

Nachricht an die Taliban

Farthing organisierte einen Charterflug raus aus dem Kriesengebiet. Die Tiere sollten im Frachtraum reisen, die Passagierkabine wollte er seine Mitarbeiter und andere Menschen mitnehmen, die das Land eilig verlassen müssen. Er betonte, er werde Tiere nicht gegenüber Menschen in Not bevorzugen.

Nach anfänglichem Zögern sagte sogar der britische Verteidigungsminister Ben Wallace zu: "Wenn er mit seinen Tieren kommt, werden wir einen Slot für sein Flugzeug suchen", teilte der Minister auf Twitter mit. Schließlich gab es sogar Genehmigungen für die afghanischen Mitarbeiter, nach Großbritannien mitzukommen.

Sogar an die Taliban wandte sich Farthing, er wollte sichergehen, dass seine Mission erfolgreich endet: Per Twitter bat er Taliban-Sprecher Suhail Schahin um freies Geleit für seinen Konvoi zum Flughafen.

Doch dann: Die Anschläge am Flughafen Kabul, dazu – nach Farthings Worten – Probleme mit den Papieren für die Ausreise. Sie seien durch die Hölle gegangen, schrieb er. So kurz vor dem Ziel scheint es jetzt aussichtslos, dass er seine Tiere und sein Team noch außer Landes bringen kann.

Verteidigungsminister Wallace reagiert auf Kritik

Und Großbritanniens Verteidigungsminister Ben Wallace? Der hat dem Sender Times Radio mitgeteilt, er habe schon zu viel Zeit mit der geplanten Evakuierung der Tiere verbracht. In einer Reihe von Internetbotschaften erklärte er als Reaktion auf verärgerte Kommentare außerdem, er habe die Ausreise nicht blockiert.

Dafür, dass er sich überhaupt auf die Diskussion einließ, vermuten Kenner der britischen Polit-Society, sei die Frau von Premierminister Boris Johnson verantwortlich. Carrie Johnson gilt als besonders tierlieb. Der Premierminister selbst wies jegliches Engagement in der Angelegenheit von sich.

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