Mehr als 30 % Inflation, Wertverfall, Druck vom Präsidenten - türkische Lira in der Zange

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Von su mit dpa, AP
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Den Grund für Währungskrise und Teuerung sehen Experten auch in der unorthodoxen Geldpolitik der türkischen Zentralbank - sie hat auf Druck von Präsident Erdoğan den Leitzins wiederholt gesenkt, obwohl Ökonomen eine Anhebung für die geeignete Antwort halten.

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Vielen Türken zerrinnt ihr Geld zwischen den Fingern: Das Leben wird immer teurer, allen voran Lebensmittel und Transporte. Im Dezember sprang die Inflationsrate über 30 Prozent. Im Jahresvergleich errechnete das Statistikamt 36,08 Prozent – den höchsten Wert seit rund zwei Jahrzehnten. Gleichzeitig sackt die türkische Lira ab - 2021 verlor sie etwa 44 Prozent an Wert zum Dollar.

Den Grund für Währungskrise und starke Teuerung sehen Experten auch in der unorthodoxen Geldpolitik der türkischen Zentralbank - sie hat auf Drängen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan ihren Leitzins wiederholt gesenkt, obwohl Ökonomen eine Anhebung für die geeignete Antwort halten.

Der will von einer Kehrtwende nichts wissen:

Recep Tayyip Erdoğan ("Anadolu Agency"):

"Täglich wächst die Zahl der Länder, mit denen wir in türkischer Lira Geschäfte machen."

Sein Tipp: Die Türken sollen Fremdwährungen unter dem Kopfkissen hervorholen und vor allem Gold – angeblich lagern dort 5.000 Tonnen von dem Edelmetall. Und in Lira eintauschen, um ihr Vertrauen in die Währung zu demonstrieren.

Wer noch Reserven hat, kann sich wenigstens noch etwas zum Essen kaufen – Konsumenten aus Istanbul („AP“) berichten, dass der Preis für Speiseöl während eines Einkaufsbummels auf das Zweieinhalbfache gestiegen sei.

Kadriye Dogru aus Istanbul:

"Ich hatte noch nie ein so erbärmliches Leben. Ich gehe schlafen, wache auf und die Preise sind gestiegen. Ich habe eine 5-Liter-Dose (Speise-)Öl gekauft, für 40 Lira (2,70 Euro). Ich ging wieder hin, da waren es 80 Lira. Das nächste Mal, als ich zurückkam, waren es 100 Lira."

Ein riskanter Teufelskreis: Der mit der Inflation einhergehende rasante Kursverfall der türkischen Lira verteuert die Einfuhren. Bis zu tausend Medikamente seien inzwischen schlecht aufzutreiben, klagt der Apothekerverband.

Und es geht weiter: Nach Veröffentlichung der jüngsten Inflationszahlen verlor die türkische Lira zu US-Dollar und Euro je gut zwei Prozent.

su mit dpa, AP

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