Sozialer Sprengstoff in Amsterdam: Ist "bersiap" rassistisch?

Film in der Ausstellung über den Einsatz niederländischen Truppen auf Java im Mai 1945 (Screenshot)
Film in der Ausstellung über den Einsatz niederländischen Truppen auf Java im Mai 1945 (Screenshot) Copyright AP
Von Verena Schad mit afp, AP
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Im Rijksmuseum in Amsterdam läuft derzeit eine Ausstellung, die gesellschaftlichen Sprengstoff in den Niederlanden bietet. Sie beschäftigt sich mit dem sensiblen Thema des indonesischen Unabhängigkeitskampfs.

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Im Rijksmuseum in Amsterdam läuft derzeit eine Ausstellung, die gesellschaftlichen Sprengstoff in den Niederlanden bietet. Sie beschäftigt sich mit dem sensiblen Thema des indonesischen Unabhängigkeitskampfs.

Die neue Ausstellung "Revolusi! Indonesia Independent" im niederländischen Nationalmuseum bietet einen schonungslosen Blick auf den indonesischen Unabhängigkeitskampf nach dem Zweiten Weltkrieg - es ist die erste ihrer Art.

Wie tief die Wunden der niederländischen Kolonialgeschichte bis heute sind, zeigen die Reaktionen in der Gesellschaft. Eine Gruppe von Opfervertretern hat das Museum verklagt, wegen der Verwendung des Begriffs "bersiap". Der Begriff sei rassistisch und beleidigend für Indonesier, so der Vorwurf.

"Viele Menschen haben unter der extremen Gewalt während der Revolution sehr gelitten, und dieser Schmerz ist heute noch zu spüren", erklärt der Direktor des Rijksmuseums Taco Dibbits. "Wenn man also eine Ausstellung organisiert, die immer noch so aktuell in der Gesellschaft ist, muss man auch damit rechnen, dass es viele Emotionen zu diesem Thema gibt, und es ist sehr gut, dass dieses Thema jetzt diskutiert wird."

Bersiap" bezieht sich auf die gewalttätigen letzten Monate des Jahres 1945 in Indonesien, als die japanische Besatzung beendet war und die niederländischen Truppen noch nicht eingetroffen waren.

Indonesische Jugendliche, die den Schlachtruf Bersiap ("seid bereit") verwendeten, verübten massive Gewalt gegen Chinesen, Niederländer und Menschen, die sie als ihre Komplizen ansahen. Tausende und möglicherweise Zehntausende von Menschen wurden getötet.

Das Comité Nederlandse Ereschulden, das sich für die Opfer des niederländischen Kolonialismus einsetzt, hatte Anzeige gegen das Rijksmuseum sowie gegen Direktor Taco Dibbits und Kurator Harm Stevens erstattet. 

Die Ausstellung soll eine Diskussion über die indonesische Unabhängigkeit anregen. In den Schulen wird sie aus niederländischer Sicht beschrieben. Für mehr Ausgewogenheit haben indonesische und niederländische Kuratoren die Schau gmeinsam gestaltet.

"So können die Menschen verstehen, dass diejenigen, die die Revolution erlebt haben und mit ihr leben, ihre eigene Geschichte zu erzählen haben", so der indonesische Historiker und Gast-Kurator Bonnie Triyana. 

Es geht um Weltgeschichte: Indonesien war das erste Land nach dem zweiten Weltkrieg, dass sich seine Unabhägigkeit erkämpft hat und von den Vereinten Nationen anerkannt wurde, die gerade gegründet worden waren. Viele andere Länder folgten dem Beispiel.

Indonesien erklärte am 17. August 1945 seine Unabhängigkeit und beendete damit sowohl die japanische Vorherrschaft im Zweiten Weltkrieg als auch die 350-jährige niederländische Kolonialherrschaft. Die Niederlande kämpften jedoch vier Jahre lang erbittert um die Aufrechterhaltung der Kontrolle, bevor sie 1949 die Unabhängigkeit Indonesiens anerkannten.

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