Bekommt Italien die rechteste Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg?

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Die Parlamentswahlen in Italien am Sonntag könnten Geschichte schreiben und dem Land die erste weibliche Ministerpräsidentin an der Spitze der am stärksten rechtsgerichteten Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg bescheren.

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Die Parlamentswahlen in Italien am Sonntag könnten Geschichte schreiben und dem Land die erste weibliche Ministerpräsidentin an der Spitze der am stärksten rechtsgerichteten Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg bescheren.

Auf ihrer letzten Kundgebung vor der Wahl in Rom hat die italienische Rechtskoalition gemeinsam um unentschlossene Wähler gebuhlt. Das Bündnis aus Giorgia Melonis "Fratelli d'Italia" - den Brüdern Italiens -, Silvios Berlusconis "Forza Italia" und Matteo Salvinis "Lega" lag in den letzten Umfragen mit großer Mehrheit vorn. 

Erwartet: 25% für die "Brüder Italiens" und Giorgia Meloni

2018 hatten die nationalistischen "Fratelli d'Italia" (FdI) nur knapp 4 % der Stimmen bekommen, das kann diesmal ganz anders aussehen - erwartet wird, dass die Partei rund 25 % der Stimmen holt und einem Bündnis konservativer Partner zu einer klaren Parlamentsmehrheit verhilft.

"Danke, dass Sie allen gezeigt haben, dass Politik für uns Liebe und nicht Hass bedeutet, dass es um Wahrheit und nicht um Lügen geht", sagte Meloni bei ihrem Wahlkampfauftritt am Donnerstag in Rom. "Es geht um eine Mission im Dienste der Bürger und nicht um einen Kreuzzug gegen unsere Feinde. Das ist ein entscheidender Unterschied zwischen uns und den linken Parteien."

Viele ihre Anhänger wünschen sich einen Wechsel. Sie glauben, dass sich Melonis Konsequenz und ihre Entscheidung, aus Draghis Regierungskoalition auszusteigen, ausgezahlt haben. Sie habe mehr Charisma als alle anderen, sie sei die Seriöseste und sie habe ihre politischen Vorstellungen nie geändert, sagt ein Mann, der eine Fahne der Partei auf dem Platz der Wahlkampfveranstaltung schwenkt. 

Die Menschen hier stören sich nicht an den faschistischen Wurzeln der Partei. "Angst wovor? Vor Faschismus?", fragt eine Frau, die zur Kundgebung der rechten Parteien gekommen ist. "Den gibt es nicht, denn wenn es ihn gäbe, würde ich sie nicht wählen. Vielleicht liegt das daran, dass sie sich nicht so leicht von den Mächtigen manipulieren lässt."

Laut Professor Andrea Ungari von der Luiss Privatuniversität in Rom hat Melonis klare und direkte Botschaft für ihre hohen Zustimmungswerte gesorgt. "Zu ihren Wählern gehören Menschen, die mit der aktuellen Situation unzufrieden sind, solche, die mit der Covid-Politik nicht einverstanden waren und weder Draghis noch die vorherigen Regierungen gutheißen."

Brüssel ist alarmiert und befürchtet rechten Gegenwind aus Italien

In Brüssel ist man alarmiert. Viele warnen davor, dass ein Sieg der Rechtsparteien die Beziehungen zwischen Italien und der EU beeinträchtigen kann.

Der EU-Abgeordnete Raffaele Fitto, selbst Mitglied der EU-kritischen "Konservativen und Reformer" im EU-Parlament, beschreibt Giorgia Meloni so: "Innerhalb der konservativen Fraktion war die Position von Giorgia Meloni eher eurokritisch als euroskeptisch."

"Auch in ihrer Rolle als Vorsitzende der Europäischen Konservativen und Reformer hat sie sich immer klar geäußert. Sie möchte in den europäischen Institutionen bleiben, um Regeln zu ändern und - wo nötig und wie andere Länder es auch tun - die Interessen unseres Landes verteidigen."

Umfragewerte dürfen kurz vor der Wahl nicht mehr veröffentlicht werden, der Ausgang dieser Wahlen ist nicht vorhersehbar. Viele Menschen entscheiden erst in letzter Minute, wen sie wählen. Obwohl die Rechtskoalition in den letzten Umfragen mit großer Mehrheit in Führung lag. Die Wahlbeteiligung wird entscheidend sein und könnte das Endergebnis der einzelnen politischen Kräfte und ihr Gewicht im Parlament beeinflussen. 

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