Im Schutz der Nacht: Putin cruist durch Ruinenstadt Mariupol

Wladimir Putin fährt durch Mariupol
Wladimir Putin fährt durch Mariupol Copyright AP/Russian TV Pool via AP
Von Euronews mit dpa
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Wladimir Putin hat sich mit seinem Besuch der fast vollständig zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol so nah an die Front begeben wie wahrscheinlich noch nie zuvor seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Der Präsident zeigte im russischen Staatsfernsehen auch Bürgernähe.

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Nach seiner Stippviste auf der ukrainischen Halbinsel Krim am Samstag hat der russische Präsident Wladmir Putin auch die zerstörte Großstadt Mariupol am Asowschen Meer besucht.

Wie der Kreml mitteilte, handelte es sich um einen Arbeitsbesuch. Das russische Staatsfernsehen zeigte Putin bei einer Rundfahrt am Lenkrad eines Autos in Begleitung des russischen Vize-Regierungschef  Marat Chusnullin. 

Small Talk mit Einheimischen

Aufnahmen wurden auch von einem Besuch der Philharmonie in Mariupol und von Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern veröffentlicht. Einige von ihnen bedankten sich bei Putin für den vorher nicht angekündigten Besuch der Stadt, die im Mai vergangenen Jahres nach erbitterten Kämpfen auch um das Asowstal-Stahlwerk von russischen Truppen eingenommen wurde.

AP/Russian TV Pool via AP
Wladimir Putin spricht mit Bürgerinnen und Bürgern in MariupolAP/Russian TV Pool via AP

Chusnullin habe Putin über den Stand des Wiederaufbaus von Mariupol informiert. Nach russischen Angaben gibt es in der Stadt weder eine Straßenbeleuchtung noch einen Busverkehr.

Putin-Interview im Staatsfernsehen

An diesem Sonntag veröffentlichte das russische Staatsfernsehen ein Interview mit Putin. Er sagte, 2014 nach der Annexion der Krim sei das Militär noch nicht für eine Großoffensive in der Ukraine gerüstet gewesen. Jetzt aber verfüge man über Hyperschallraketen und andere moderne Systeme.

Putin sagte auch, ursprünglich habe er den Ukraine-Konflikt damals friedlich lösen wollen. Der Westen aber habe die Ukraine aufgerüstet. Partner der Ukraine im Westen "pumpten die Ukraine einfach mit Waffen voll und bereiteten sie auf Kampfhandlungen vor", erklärte der 70-Jährige.

In Bezug auf den Minsker Friedensplan für das ostukrainische Gebiet Donbas warf Putin den damaligen Vermittlern Deutschland und Frankreich Täuschung vor. Man sei einfach an der Nase herumgeführt worden. Die "Partner im Westen" hätten keine friedlichen Absichten gehegt. Russlands Ziel sei damals der Schutz der russischsprachigen Bevölkerung im Donbas gewesen.

"Wir müssen sehr viel tun"

Befragt zu Konsequenzen aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine räumte Putin Mängel ein: "Wir müssen sehr viel tun – etwa für die Entwicklung der Bodentruppen".

Der Kreml erklärte, Putin habe nach seinen Besuchen in der Ukraine russische Befehlshaber in der russischen Stadt Rostow-am-Don getroffen, um mit ihnen die Lage an den Fronten zu erörtern.

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