US-Regierung gibt Trump Schuld für Chaos bei Afghanistan-Abzug

Hunderte von Menschen versuchten, sich auf Transportflugzeuge der US-Armee in Kabul zu retten.
Hunderte von Menschen versuchten, sich auf Transportflugzeuge der US-Armee in Kabul zu retten. Copyright AP/AP
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Von Euronews mit DPA/AP
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Biden sei in seinen Entscheidungen durch die von Trump hinterlassenen Bedingungen "stark eingeschränkt" gewesen, heißt es in einem Bericht verschiedener Nachrichtendienste.

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Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat seinen Vorgänger Donald Trump weitgehend für den chaotischen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan im Sommer 2021 verantwortlich gemacht.

Biden sei in seinen Entscheidungen durch die von Trump geschaffenen Bedingungen "stark eingeschränkt" gewesen, heißt es in einem Bericht verschiedener Nachrichtendienste.

Er musste mit dem umgehen, was er "geerbt" hatte

John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats sagte, man müsse sich vor Augen halten, in was Biden bei seinem Amtsantritt hineingeraten sei. "Er hat nicht mit den Taliban verhandelt. Er lud die Taliban nicht nach Camp David ein. Er hat nicht 5.000 Gefangene freigelassen. Er hat die Truppenstärke in Afghanistan nicht auf 2.500 reduziert. Und er hat keine Vereinbarung mit den Taliban getroffen, dass sie unsere Truppen nicht angreifen werden. Er fand eine Reihe von Umständen vor und hatte keine Möglichkeit, sie zu ändern. Er musste mit dem umgehen, was er geerbt hatte."

Biden war für den Abzug Ende August 2021 stark kritisiert worden. Bereits zwei Wochen zuvor waren die Taliban in der Hauptstadt Kabul einmarschiert und hatten die Macht übernommen. 

Evakuierung ohne Pläne unter extremem Zeitdruck

Bei Bidens Amtsantritt seien die Taliban in der stärksten militärischen Position seit 2001 gewesen, heißt es in dem Bericht. Er habe ohne konkrete Pläne seines Vorgängers und unter extremem Zeitdruck den Abzug durchführen müssen.

Der Bericht bemängelt allzu optimistische Einschätzungen der Geheimdienste über die Kampfbereitschaft der afghanischen Armee. Biden habe sich an die Empfehlungen der militärischen Befehlshaber bezüglich des Tempos des Abzugs der US-Truppen gehalten.

"Wir haben es eindeutig nicht richtig gemacht", schlußfolgert John Kirby, sagte aber auch, dass es nicht darum gehe, Rechenschaft abzulegen, sondern zu verstehen, was passiert sei, um zukünftige Entscheidungen zu treffen.

Biden trage Verantwortung für US-Militäroperationen und für die Befehle, die er als Präsident gebe. Er glaube weiterhin, dass die Anordnung, aus Afghanistan abzuziehen, die richtige war, so Kirby. 

Die USA seien strategisch jetzt stärker und besser in der Lage, die Ukraine zu unterstützen, ihren weltweiten Sicherheitsverpflichtungen nachzukommen und mit China in Konkurrenz zu treten, weil sie nicht in einen Bodenkrieg in Afghanistan verwickelt seien. 

Dass es dem US-Militär gelungen sei, mehr als 124 000 Menschen vor dem Abzug sicher aus Afghanistan auszufliegen, wertet er als Erfolg.

"Biden ist verantwortlich, niemand sonst"

Die Republikaner im Kongress haben den Abzug aus Afghanistan scharf kritisiert und sich dabei auf den Tod von 13 Soldaten bei einem Selbstmordattentat auf dem Flughafen von Kabul konzentriert, bei dem auch mehr als 100 Afghanen getötet wurden.

Shawn Vandiver, ein Navy-Veteran und Gründer von #AfghanEvac, einer Initiative zur Wiederansiedlung von Afghanen, die aus dem Land fliehen, nannte den NSC-Bericht einen "wichtigen nächsten Schritt".

Der republikanische Senator Tom Cotton twitterte, dass der Rückzug "ein totales Fiasko" sei, und fügte hinzu: "Ein Bericht, der die Schuld auf andere schiebt, wird daran nichts ändern.

Trump reagierte kurz und knapp auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social auf die Schuldzuweisung: Biden sei verantwortlich, niemand sonst.

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