Politische Gräben in Antakya sind tief: "Keiner fragt uns irgendwas"

Millionen Menschen sind durch das Erdbeben in der Türkei obdachlos geworden. Am Sonntag wird ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt.
Millionen Menschen sind durch das Erdbeben in der Türkei obdachlos geworden. Am Sonntag wird ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt.   -  Copyright  AP Photo
Von Euronews Serbia

Manche haben das Gefühl, die Regierung hat alles getan - andere fühlen sich im Stich gelassen. Wackelt die ehemalige Erdogan-Hochburg?

Antakya war als eine der schönsten Städte der Türkei bekannt. Im Februar dieses Jahres wurde sie von dem verheerenden Erdbeben am schlimmsten getroffen.

Diejenigen, die hier geblieben sind, versuchen, wieder auf die Beine zu kommen.

"Wir leben nicht in einer Zeltstadt, sondern in einem Lieferwagen, weil das Zelt ein Leck hatte", erzählt Mehmet, der einen kleinen Laden besitzt. "Wir warten auf ein Containerhaus."

Emina betreibt ein Café. Sie hatte Glück: ihr Haus in der Altstadt wurde nur leicht beschädigt. Sie sagt, dass sich das Leben langsam wieder normalisiert. 

Für wen sie am Sonntag stimmt, weiß sie schon: "Wenn die Leute, die das Land regieren, einen guten Job machen, was sie tun, werde ich für sie stimmen. Damit meine ich Erdogan."

14.05.2023
12:30

In unserem  Liveblog hier finden Sie viele Informationen zur Schicksalswahl in der Türkei.

Sie können darin weiter nach unten scrollen.

15.05.2023
10:55

Cumhuriyet: "Erdogan hat verloren"


Die wichtigste Oppositionszeitung in der Türkei, Cumhuriyet, titelt "Erdogan hat verloren". In seinen 20 Jahren an der Macht sei es das erste Mal, dass dem "König" eine zweite Runde aufgezwungen wird.

15.05.2023
10:35

Erdogan liegt vorn, verfehlt Mehrheit und muss in Stichwahl

Nach Auszählung von 99 Prozent der Wahlurnen im Inland und 84 Prozent der aus dem Ausland kommt Erdogan auf 49,40 Prozent und verfehlt eine absolute Mehrheit. Hauptkonkurrent Kemal Kılıçdaroğlu kommt auf 45 % der Stimmen, der nationalistische Politiker Sinan Ogan auf 5,2 %.

Nach derzeitigem Stand ist damit eine Stichwahl zwischen Recep Tayyip Erdogan von der AKP und Kemal Kilicdaroglu von der CHP das wahrscheinlichste Szenario. 

15.05.2023
07:28

Erdogan glaubt, dass seine Stimmen noch steigen

Präsident Erdogan sagt, er habe rund 2,6 Millionen mehr Stimmen erhalten als sein nächster Konkurrent, er glaubt, dass diese Zahlen mit dem endgültigen Ergebnis noch steigen werden. "Wir hatten eine der höchsten Wahlbeteiligungen in unserer Geschichte", sagt Erdogan und unterstreicht die hohe Wahlbeteiligung. 

15.05.2023
07:14

Verzögerungen im Auszählungsverlauf

Laut Medienberichten zweifelt Erdogans AKP Ergebnisse in den städtischen Wahlbezirken an. Diese müssen deshalb neu ausgezählt werden, die Daten werden noch nicht an die Wahlkommission weitergeleitet.

15.05.2023
07:04

Wahlbeobachter kritisieren Verzögerungen

Dass es so viele Stunden nach der Wahl noch immer kein eindeutiges Endergebnis gibt, werfe Fragen auf, sagen Wahlbeobachter.

15.05.2023
01:31

In der Nacht erschien Erdogan doch noch vor seinen Fans und erklärte, es werde weiter ausgezählt. Er liege vorn.

14.05.2023
23:48

Die Angaben der staatlichen Agentur Anadolu

Der Stand bei fast 95 % ausgezählter Stimmen bei der Präsidentschaftswahl.
14.05.2023
22:15

Im Rennen um die Präsidentschaft in der Türkei zeichnet sich eine Stichwahl ab

Nach Auszählung von 93 % der Stimmen werden die Präsidentschaftswahlen in der Türkei voraussichtlich in die Stichwahl gehen - keiner der Kandidaten hat die absolute Mehrheit erreicht.

Laut Anadolou liegt der Amtsinhaber Erdogan bei 49,83 % und verpasst damit die Mehrheit. Mit einem finalen Ergebnis der Stimmauszählung kann es noch dauern. Bleibt es bei unter 50 %, finden am 28. Mai die Stichwahlen statt.

Oppositionsführer Kilicdaroglu liegt bei 44,40 %. 

Die staatliche Agentur Anadolou veröffentlicht in der Regel zunächst die Ergebnisse aus Erdogan-Hochburgen. Die größte Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen AKP Erdogans zudem vor, bewusst Einspruch gegen die Ergebnisse in Hochburgen der Opposition einzulegen. Dadurch werde die Auszählung verlangsamt und das Ergebnis falle zunächst zugunsten der Regierung aus.

Tendenziell ist also damit zu rechnen, dass die Zustimmung für den Amtsinhaber noch sinken wird. 

Dieser Liveblog endet damit für heute Abend, morgen früh übernehmen unsere Kollegen und werden Sie mit den dann vorliegenden, aktuellen Zahlen versorgen. 

14.05.2023
21:37

Nach Oppositionsführer Kilicdaroglu  hat sich auch Präsident Erdogan auf Twitter zu Wort gemeldet:

Oppositionsäußerungen während der laufenden Auszählung der Wählerstimmen hat er als «Raub des nationalen Willens» bezeichnet. 

Die Tatsache, dass die Wahlen am 14. Mai als großes Fest der Demokratie in Frieden und Ruhe stattgefunden haben, ist Ausdruck der demokratischen Reife unserer Türkei.

Während die Wahl in einer so positiven und demokratischen Atmosphäre stattfand und die Auszählung der Stimmen weitergeht, ist der Versuch, die Ergebnisse übereilt zu verkünden, ein Eingriff in den nationalen Willen.

Wir freuen uns, dass sich die Gunst unseres Volkes in der laufenden Stimmenauszählung widerspiegelt.

Ich fordere alle meine Freunde und Kollegen auf, auf jeden Fall an den Wahlurnen zu bleiben, bis die Ergebnisse offiziell feststehen.

Viele Familien leben in Zeltstädten oder in vom Staat zur Verfügung gestellten Containern. Andere haben ihre Zelte selbst gekauft und leben außerhalb der staatlichen Lager. 

Sadet Guven ist aus einer anderen Stadt zurückgekehrt, um ihre Stimme abzugeben - denn das geht nur in der Heimatstadt. Von der Regierung fühlt sie sich im Stich gelassen. 

"Wir haben viel durchgemacht, alle Häuser sind zerstört, und es gibt keine Hilfe oder sonst etwas. Niemand ist gekommen, keiner fragt uns irgendwas. Ich werde für Kilicdaroglu stimmen."

Mursel Četin ist Hilfsarbeiter und kümmert sich um die Menschen, die durch das verheerende Beben mit 50.000 Toten obdachlos geworden sind. Er sagt, dass die Kluft zwischen den Menschen immer größer wird: "Nach 21 Jahren AKP-Herrschaft sind die Menschen im ganzen Land gespalten. Diese Spaltung konnten wir nicht überwunden, und wir haben eine harte Wahlperiode vor uns."

Die Regierungspartei verspricht neue Wohnungen innerhalb von einem Jahr, doch die Rückzahlungsfrist wird lang sein.

Die Opposition schlägt vor, sie kostenlos zu machen. Inwieweit die Wähler diesen Versprechen Glauben schenken, wird sich am Sonntag zeigen.

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