In Latschin wird die Geschichte des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan greifbar

Lachin: Schmerzhafte Erinnerungen
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Von Anelise Borges
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euronews-Reporterin Aneliese Borges hat Latschin besucht. Die Stadt gleicht einer einzigen Baustelle. Hier wird der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan greifbar.

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Die Stadt Latschin im Westen von Aserbaidschan ähnelt einer riesigen Baustelle. Die Narben des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan sollen beseitigt werden.

Vor drei Jahren kam auf Vermittlung Russlands ein Waffenstillstand zustande. In Folge der Vereinbarung wurden Aserbaidschan Gebiete zugestanden, die sich zuvor unter armenischer Kontrolle befunden hatten. Um ein Wiederaufflammen von Kämpfen zu unterbinden, schickte Moskau Einheiten, die als Puffer zwischen aserbaidschanischen und armenischen Streitkräften dienen sollten.

Mittlerweile liegt der sogenannte Latschin-Korridor nicht mehr in dieser Gegend, die russischen Soldaten sind verlegt worden. Aber die Bedeutung der Stadt hat nicht abgenommen.

„Die Panzer wurden durch Baufahrzeuge ersetzt"

euronews-Reporterin Anelise Borges berichtet: „Die Panzer wurden durch Baufahrzeuge ersetzt. In der Stadt wurden große Investition getätigt, um sie wieder aufzubauen und um Neues zu bauen - mit dem Ziel, die Menschen wieder nach Lachin zu bringen."

Hikmat Mammadow, Einwohner von Latschin, erzählt: „Das ist das Haus meiner Urgroßeltern und das ist das Haus meiner Großeltern."

„Sie sagen, Sie seien nicht hier geboren, aber Sie fühlen sich als Latschiner. Warum?", fragt Borges. Mammadow antwortet: „Weil meine Eltern, meine Großeltern viel über Latschin gesprochen haben. Ständig."

„Was haben die Ihnen erzählt?", will Borges wissen. „Sie fühlen sich sehr schlecht. Sie vermissen es die ganze Zeit", antwortet Mammadow.

Er zeigt uns ein Haus, von dem er sagt, dass es seinen Großeltern gehört habe. Seine Mutter hofft, hier im kommenden Jahr ihren 60. Geburtstag feiern zu können.

„Wie war es, hierher zurückzukommen?", fragt Borges die Mutter. „Aufgeregt, ich war wirklich aufgeregt, als ich herkam", erzählt sie.

„Wer kann das verstehen?"

Aber die Rückkehr ist auch schmerzhaft: Zum Beispiel beim Besuch der Grabstelle des Großvaters. Hier ist Konflikt greifbar.

Ein Onkel erzählt: „Hier gab es viele Gräber, der Abstand zwischen ihnen war so groß. Und wie Sie sehen können, ist das dritte völlig ausgegraben. Sogar unter den Bäumen gab es Gräber. Als wir hierher zurückkamen, war der Platz voller Knochen. Menschenknochen. Es waren die Überreste unserer Großväter, Großmütter. Wer kann das verstehen?"

Unverständnis und Schmerz gehören zu den wenigen Dingen, die beide Seiten gemein haben. Die Verhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan sind nicht abgeschlossen, aber echter Frieden muss neben der politischen Führung auch die Bevölkerung einschließen.

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