Der Latschin-Korridor - die Nabelschnur der Konfliktregion Bergkarabach

Der Latschin-Korridor, benannt nach der Stadt Laçın
Der Latschin-Korridor, benannt nach der Stadt Laçın Copyright Euronews
Copyright Euronews
Von Anelise Borges
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der Krieg ist lange beendet, aber der Konflikt in der Region Bergkarabach noch lange nicht. Verbunden durch den Latschin-Korridor, sind die Menschen dort isoliert. euronews-Reporterin Aneliese Borges ist nach Latschin gereist.

WERBUNG

Sich in der bergigen Region Berg-Karabach zurechtzufinden, ist nicht einfach. Und das hat weniger mit der Geografie als dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan zu tun.

Die Situation in dieser Region sei noch lange nicht geklärt, sagt Euronews-Reporterin Anelise Borges. "So wenig, dass das aserbaidschanische Militär uns anbietet, in diesem Hubschrauber mitzufliegen, weil die Zeit nicht ausgereicht hat, die Russen zu informieren, dass wir in die Stadt Latschin wollen", sagt sie während ihrer Anreise.  

Russische Soldaten überwachen das Gebiet, seit Moskau 2020 einen Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan vermittelt hat. Er hat den Krieg beendet, aber keinen Frieden gebracht.

Der Latschin-Korridor, benannt nach der Stadt Laçın, ist eines der umstrittensten Gebiete des armenisch-aserbaidschanischen Konflikts. Er verbindet armenisches Territorium mit den Gebieten in Bergkarabach, die noch von ethnischen Armeniern kontrolliert werden.

Armenien beschuldigt Aserbaidschan, den Latschin-Korridor zu blockieren und die Bevölkerung in Bergkarabach praktisch unter Belagerung zu halten, indem es die Durchfuhr von Lebensmitteln und Medikamenten verhindert. Die Behörden in der Hauptstadt Baku bestreiten das.

euronews-Reporterin Anelise Borges berichtet: "Aserbaidschan hat diese Zollgrenzstation errichtet und sagt, es sei sein Recht, zu kontrollieren, wer in sein Gebiet einreist. Sie haben uns heute hierher gebracht, um zu zeigen, dass der Lachin-Korridor sehr wohl offen ist und funktioniert." 

Ein LKW-Konvoi des Roten Kreuzes ist an der Zollgrenzstation. Eine Gruppe von Zivilpersonen wird nach medizinischer Behandlung in Armenien zurück nach Bergkarabach eskortiert. Sobald die Sicherheitskontrollen abgeschlossen sind, können sie durch, zumindest für heute.

Aber das scheint nicht die Norm zu sein, wie eine kurze Zeit später veröffentlichte Erklärung des Roten Kreuzes warnt. Grundnahrungsmittel, Medikamente und Treibstoff würden die Armenier im Nordkaukasus nicht erreichen, heißt es darin. 

"Supermärkte sind leer, selbst Brot ist schwer zu bekommen"

Marut Vanyan, ein Journalist aus Stepanakert, der Hauptstadt der Region Bergkarabach, sagt gegenüber euronews: "Wir haben hier etwa fünf bis sechs große Supermärkte und alle sind völlig leer. Und selbst Brot ist in den Geschäften schwer zu bekommen."

Baku besteht darauf, dass die Armenier in Bergkarabach eine andere Route benutzen, um Produkte aus dem Land zu kaufen, zu dem sie jetzt gehören. Auch die Europäische Union versucht, in dem Konflikt zu vermitteln. Der EU-Spitzendiplomat in Aserbaidschan warnt: Im Interesse einer Normalisierung dürfe der humanitäre Zugang nicht politisiert werden.

Doch in dieser Woche blieb ein LKW-Konvoi, der nach armenischen Angaben humanitäre Hilfe in die Region bringen sollte, nicht weit vom aserbaidschanischen Kontrollpunkt entfernt stecken.

Man würde eine künstliche Krise schaffen und dann Lebensmittel anbieten. Würde man die Menschen in Karabach fragen, würden sie frei entscheiden wollen, woher sie Lebensmittel bekommen wollen, so Journalist Marut Vanyan. Lasst uns das tun, was wir vor der Blockade getan haben, so die Forderung der Menschen in der umkämpften und zerissenen Region.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Bergkarabach: Russische Truppen ziehen ab

Offenbar erneut Massengrab in Karabach gefunden

Armenien: "Am Wochenende könnte ein neuer Krieg ausbrechen"