Italien verbietet Laborfleisch noch vor einer EU-Zulassung

Für die Herstellung von Fleisch im Labor werden lebenden Tieren Stammzellen entnommen.
Für die Herstellung von Fleisch im Labor werden lebenden Tieren Stammzellen entnommen. Copyright J. Scott Applewhite/Copyright 2021 The AP. All rights reserved.
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Von Euronews
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Mit dem Verbot von Laborfleisch sagt Italien einem Produkt den Kampf an, das es dort bisher gar nicht gab.

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Italien ist nach einer Abstimmung im Parlament das erste EU-Land, das Laborfleich verbietet. Das Gesetz dient dem Schutz der Viehzüchter und verweist auf mögliche gesundheitliche Bedenken gegen das aus tierischen Gewebezellen gewonnenen Fleischs.

Befürworter sehen Laborfleisch als eine Lösung für die mit der Massentierhaltung verbundenen ethischen und ökologischen Probleme.

In den USA und Singapur gibt es die Produkte bereits. Brüssel hat hat den Verkauf in der EU noch nicht zugelassen. Deshalb halten Kritiker das Gesetz für unnötig. Aber Italien will offenbar Vorsorge treffen.

Hitzige Debatte um Verbot von Laborfleisch in Italien

Mit dem Verbot von Laborfleisch sagt Italien einem Produkt den Kampf an, das es dort bisher gar nicht gab. Die beiden italienischen Parlamentskammern verabschiedeten einen entsprechenden Gesetzentwurf nach monatelangen Diskussionen. Am Freitag hat sich die Debatte um das Verbot der Herstellung und des Verkaufs von im Labor kultiviertem Fleisch zugespitzt. Opposition und Experten kritisieren das neue Gesetz scharf. Es ist eines der Vorzeigeprojekte der Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Die Abgeordnetenkammer in Rom verabschiedete am Donnerstag einen entsprechenden Gesetzentwurf, der zuvor bereits vom Senat angenommen worden war. Das neue Gesetz sieht neben den Regelungen zu Laborfleisch auch vor, dass alltagsnahe Begriffe für pflanzliche Alternativprodukte nicht verwendet werden dürfen, wie zum Beispiel Veggie-Wurst. Verstöße sollen dem Gesetz zufolge mit Geldstrafen von bis zu 60.000 Euro sowie der Beschlagnahme von Ware geahndet werden.

In Italien wird die Kritik an der Entscheidung der Regierung Melonis immer lauter. Oppositionspolitiker bezweifeln insbesondere die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes. Der Parlamentsabgeordnete von der Partei Più Europa, Riccardo Magi, bezeichnete den Schritt als "anti-wissenschaftlich und anti-europäisch, aber auch verfassungswidrig". Mehrere Tierschutzverbände nannten die Entscheidung zudem ein "ideologisches Verbot".

In der Rechtsregierung wurde das neue Gesetz gefeiert. Es gehe bei dem Verbot vor allem um den Schutz der italienischen Tradition, Küche und deren Produkte sowie die Verteidigung von Italiens Kultur. In Rom wird immer wieder die Bedeutung der "echten italienischen Küche" und von "Made in Italy"-Produkten betont. Auch die Agrarvereinigung Coldiretti begrüßte Teile des Gesetzes.

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