Geht die Ukraine weg von der Gegenoffensive hin zur Verteidigung?

Wolodymyr Selenskyj will Befestigungsanlagen an der gesamten Front ausbauen.
Wolodymyr Selenskyj will Befestigungsanlagen an der gesamten Front ausbauen. Copyright AP/Donetsk Regional Prosecutor's Office
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Von Euronews mit AFP, AP, dpa
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Wolodymyr Selenskyj will Befestigungsanlagen an der gesamten Front ausbauen. Die Betonung des Festungsbaus sei ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.

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Wolodymyr Selenskyj will Befestigungsanlagen an der gesamten Front ausbauen. Das sagte er am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache. Er wolle den forcierten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte. "Die Priorität ist offensichtlich", so Selenskyj. 

Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus sei ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.

Neben den umkämpften Gebieten an der Front forderte Selenskyj auch mehr Sicherheit an Schulen. Dort müssten Schutzräume gebaut werden. Er berichtete in dem Zusammenhang vom Besuch in einer Schule in der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw, die in den Räumlichkeiten der U-Bahn untergebracht sei. Selenskyj sprach von einem gelungenen Projekt, weil die U-Bahn sicher sei vor russischen Angriffen.

Tote und Verletzte bei Angriffen im Süden und Osten

Das russische Militär hat am Donnerstag bei einen weiteren Angriff auf die Region Cherson nach ukrainischen Angaben 656 Granaten auf das Gebiet abgefeuert. Dabei wurden drei Menschen getötet und vier weitere verletzt. Getroffen wurden Wohnhäuser und wichtige Infrastrukturen wie Bildungs- und medizinische Einrichtungen.

Zuvor gab es massive Angriffe um Bachmut in der Region Donezk. Die Bezirksverwaltung meldete die Leiche eines weiteren Mannes in den Trümmern. Bislang zählen die Behörden sechs Tote und sechs Verletzte nach dem Angriff auf das Dorf Nowohrodiwka  bei Pokrowsk. 

Aber die Suchaktionen liefen zuletzt noch. S-300-Raketen waren in Pokrowsk eingeschlagen. Hier war es den Suchtrupps gelungen, ein sechs Monate altes Baby und seine Eltern unter den Trümmern ihres Hauses zu befreien. 

Zuvor war gemeldet worden, dass im Pokrowsker Gebiet durch Raketenangriffe mindestens zehn Menschen verletzt worden seien. Unter ihnen seien vier Kinder, teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko mit. Auch er sprach von Raketen vom Typ S-300. Auf Fotos, die er veröffentlichte, war ein völlig zerstörtes Gebäude zu sehen.

Selenskyj in Charkiw, Ostukraine

Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte das Frontgebiet bei Charkiw in der Ostukraine und verlieh Auszeichnungen an mehrere Kommandeure.

"Hier sind Kommandeure anwesend, die im Abschnitt Kupjansk das friedliche Leben in der Ukraine, im Gebiet Charkiw verteidigen", sagte Selenskyj am Donnerstag gemäß einer Mitteilung in einem Kommandopunkt. Der Präsident erinnerte an die erlittenen Verluste. "Alle wissen, dass dies der höchste Preis ist und daher bitte ich Euch darum, auf Euch, auf Eure Kameraden, Offiziere, Soldaten zu achten", sagte er. 

"Ich wünsche euch den Sieg, seid stark, gebt die Initiative nicht auf, verteidigt die Region Charkiw, Kupiansk, jedes Dorf, jeden Quadratmeter unseres Landes. Ruhm für die Ukraine", so Selenskyj.

Der Befehlshaber an diesem Abschnitt, Generaloberst Olexander Syrskyj, und mehrere Untergebene informierten Selenskyj über die Lage entlang der Verteidigungslinie Kupjansk-Lyman. 

Die Ukraine wehrt seit über 21 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Die Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw wurde dabei Anfang September vergangenen Jahres durch ukrainische Truppen aus russischer Besatzung befreit. Zuletzt konnte die russische Armee dort allerdings wieder Geländegewinne verzeichnen. Die Frontlinie verläuft nun bereits wieder knapp sieben Kilometer von der Stadt entfernt.

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