Israel hat offenbar mit der Evakuierung palästinensischer Zivilisten aus Rafah begonnen. Zuvor hatten die Hamas einen Raketenangriff auf den Grenzübergang bei Kerem Shalom verübt und drei israelische Soldaten getötet.
Die Situation im südlichen Gazastreifen eskaliert weiter: Israelische Streitkräfte haben einem Medienbericht zufolge mit einer Evakuierung palästinensischer Zivilisten aus der Millionenstadt Rafah begonnen.
Israel macht Ernst und will seine seit Wochen angedrohte Offennsive auf die Grenzstadt trotz internationalem Protest durchziehen. Die Evakuierungen konzentriere sich auf einige Randbezirke von Rafah, von denen aus die Menschen in Zeltstädte in den nahe gelegenen Städten Chan Junis und Al Muwassi gebracht werden sollen, berichtete das israelische Armeeradio am Montagmorgen. Das Militär äußerte sich zunächst nicht dazu.
Raketenangriff auf israelische Soldaten
Kurz zuvor, am Sonntagabend hat die Hamas einen Raketenangriff auf einen Grenzübergang zum Gazastreifen verübt und dabei drei israelische Soldaten getötet. Elf weitere Angehörige der Streitkräfte erlitten im südisraelischen Kerem Shalom Verletzungen, erklärte ein Sprecher des Militärs. Der Hamas-Schlag auf den Grenzübergang erfolgte, nachdem die Verhandlungen für eine Waffenruhe in Kairo am Wochenende ins Stocken geraten waren.
Der jüngste Vorschlag beinhaltete 40 Tage Waffenruhe und ein Austausch der israelischen Geiseln gegen palästinensische Gefangene. Die Hamas fordert jedoch einen dauerhaften Waffenstillstand und beschulidigte Netanjahu, die Gespräch zu "sabotieren", um die Militäroperation fortzusetzen.
Bodenoffensive in Rafah befürchtet
An der Grenze zum Gazastreifen waren schon israelische Panzer und Truppen gesichtet worden. Es wurde befüchtete, dass eine groß angelegte Bodenoffensive auf Rafah unmittelbar bevorstehe. Diese Pläne haben internationale Hilfsorganisationen und führende Politiker aus der ganzen Welt, einschließlich dem engsten Verbündeten Israels, den USA, heftig kritisiert. Die WHO hatte Sorgen geäußert, es würde bei einer ausgeweiteten Bodenoffensive zu einem "Blutbad" in Rafah kommen.
Baerbock: Hamas zeigt ihr wahres Gesicht
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock verurteilte den Raketenangriff scharf. Während eines Besuchs im pazifischen Inselstaat Fidschi sagte sie, dass der Beschuss eines der wichtigsten Zugänge für humanitäre Hilfe erneut zeige, dass "die humanitäre Versorgung der Menschen in Gaza den Terroristen der Hamas vollkommen egal ist.“ Die Islamistenorganisation zeige damit erneut ihr wahres Gesicht. Es sei ihr nie um die Menschen in Gaza gegangen.
Der militärische Arm der Terrororganisation Hamas hat den Angriff für sich reklamiert. Ziel seien israelische Truppen gewesen, hieß es in einer Mitteilung der Kassam-Brigaden. Zehn Raketen seien aus dem Gazastreifen auf den Grenzübergang abgefeuert worden. Kerem Schalom ist der wichtigste Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern aus Israel in den Gazastreifen. Die Armee schloss ihn nach dem Raketenangriff vorübergehend für humanitäre Transporte.
Am Sonntag mussten deswegen Hilfsgüter aus der Luft in den südlichen Gazastreifen abgeworfen werden. In Rafah leben rund 1,4 Millionen Zivilisten – mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens. Die meisten von ihnen haben in der Stadt Schutz vor den Kämpfen in anderen Regionen gesucht, nachdem das israelische Militär Rafah zur Sicherheitszone erklärt hatte.