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Barrierefreiheit in Paris zu Paralympischen Spielen? Fehlanzeige!

Barrierefreiheit sieht anders aus: Um in die Züge einzusteigen, muss für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer erst eine extra Rampe aufgebaut werden.
Barrierefreiheit sieht anders aus: Um in die Züge einzusteigen, muss für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer erst eine extra Rampe aufgebaut werden. Copyright Tom Nouvian/AP
Copyright Tom Nouvian/AP
Von Sophia Khatsenkova
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Der Rollstuhlfahrer und ehemalige Para-Sportler Franck Maille fährt mit Euronews durch Paris - und zeigt dabei Schwachstellen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln auf. Das Versprechen der Barrierefreiheit zu Olympia 2024 konnte Paris nicht halten.

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Die Pariser öffentlichen Verkehrsmittel sind für einen Rollstuhlfahrer wie Franck Maille eine ganz eigene Herausforderung. Die Stadt hat versprochen, die Barrierefreiheit pünktlich zu den Paralympischen Spiele zu verbessern - trotzdem können sich Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität nach wie vor kaum eigenständig fortbewegen.

Euronews ist mit dem ehemaligen Para-Sportler und Aktivisten Franck Maille durch Paris gefahren. Die Route fängt mit dem RER an, der Pariser S-Bahn. Zwei Linien wurden als vollständig barrierefrei beworben. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus:

Franck Maille fährt in den Aufzug und erklärt: "Es gibt einen Aufzug, wir fahren runter zum Empfangsschalter. Und da endet die Autonomie für mich." Denn damit Franck überhaupt einsteigen kann, muss er auf einen Mitarbeiter warten, der eine spezielle Rampe aufbaut. Mit Euronews klappt das, aber das muss nicht immer der Fall sein:

"Die Dinge können schief gehen, wie es gerade gestern der Fall war, als eine Person mich vergessen hat", erzählt Franck aus seinem Alltag.

Reisen durch die Stadt sind anstrengend

Kaputte Aufzüge, unvorsichtige Passagiere: Die Reise ist anstrengend für Franck. Fahrgäste, die es eilig haben, beachten ihn nicht und rennen knapp vor ihm vorbei.

“Es ist erschöpfend - körperlich und psychisch. Körperlich, weil man in den Gängen lange Strecken zurücklegt. Psychisch, weil man auf jeden und alles achten muss. Z.B. auf die Menschenmenge, wie man gerade gesehen hat, den Verkehr und all das."

Die über 100 Jahre alte Pariser Metro ist eines der schlimmsten Verkehrsmittel - nur eine Metrolinie ist vollständig barrierefrei. Aber selbst dort muss Franck immer auf Hindernisse achten, z. B. wenn er fast im Fahrstuhl stecken bleibt.

Sein Lieblingsverkehrsmittel ist die Straßenbahn: "Hier muss ich mich nicht erst umdrehen, ich muss nicht rückwärts gehen. Es passiert nichts." Franck kann einfach mit seinem Rollstuhl geradeaus in die Straßenbahn fahren.

Doch nicht die "Spiele für alle"

Die Verbesserung der Barrierefreiheit war eines der Hauptversprechen von Olympia 2024 in Paris - den "Spielen für alle".

Franck weiß, dass das nicht umgesetzt wurde: "Was die Zugänglichkeit betrifft, nein, dann sind es nicht die 'Spiele für alle'. Ja, sie arbeiten daran, sich zu verbessern, es gibt den Willen, Dinge gut zu machen - aber machen sie es auch richtig? Vielleicht sollten sie tatsächlich betroffene Menschen um Rat fragen."

Am Ende seiner Reise, stößt Franck auf Probleme mit dem Bus - der ebenfalls als 100 Prozent barrierefrei beworben wird. Wegen Olympia werden mehrere Buslinien umgeleitet. Aber nicht an allen Bushaltestellen gibt es eine Rampe - und wenn doch, muss Franck um Hilfe bitten, um hochgeschoben zu werden.

Ein Mensch ohne körperliche Einschränkung braucht für diese Strecke anderthalb Stunden - für Franck dauerte sie mehr als 3 Stunden.

Paris will mehr Barrierefreiheit, steht aber vor Herausforderungen

Die Stadt sieht ein, dass sie mehr für die Barrierefreiheit tun muss. Die stellvertretende Bürgermeisterin von Paris, Lamia El Aaraje, sieht Fortschritte, aber auch neue Herausforderungen:

"Dank der Spiele haben wir jetzt 1.000 rollstuhlgerechte Taxis. Das ist ein echter Fortschritt, aber es gibt noch viel zu tun, v.a. bei der U-Bahn. Mit Organisationen haben wir uns dafür eingesetzt, dass die U-Bahn teilweise zugänglich gemacht wird. Wir wissen, dass eine vollständige Barrierefreiheit in einer Stadt wie Paris unmöglich ist. Ich glaube jedoch, dass wir intelligent daran arbeiten können, ein besseres Netz zu schaffen, um die Zugänglichkeit der U-Bahn zu verbessern."

Aktivisten wie Franck hoffen, dass diese Spiele Imbulsgeber sein können und mehr Menschen für die 12 Millionen Menschen mit Behinderungen in Frankreich sensibilisiert werden.

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