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"Weit verbreitete Todesfälle": In Gaza droht eine akute Hungersnot

DATEI: Palästinenser stehen am Freitag, 30. Mai 2025, in Deir al-Balah im Gazastreifen für die Verteilung von Lebensmitteln an.
DATEI: Palästinenser stehen am Freitag, 30. Mai 2025, in Deir al-Balah im Gazastreifen für die Verteilung von Lebensmitteln an. Copyright  Abdel Kareem Hana/Copyright 2025 The AP. All rights reserved.
Copyright Abdel Kareem Hana/Copyright 2025 The AP. All rights reserved.
Von Kieran Guilbert
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Das von den Vereinten Nationen unterstützte IPC warnt vor einer akuten Hungersnot im Gazastreifen und sagt ein großes Sterben voraus, wenn nicht unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden.

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Im Gazastreifen droht eine akute Hungersnot, dass erklärte die weltweit führende Behörde für Ernährungskrisen am Dienstag und sagte "weit verbreitete Todesfälle" voraus, wenn nicht sofort gehandelt wird.

"Das Worst-Case-Szenario einer Hungersnot spielt sich derzeit im Gazastreifen ab", so die Warnung der von den Vereinten Nationen unterstützten Integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphase (IPC).

"Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass weit verbreiteter Hunger, Unterernährung und Krankheiten die Zahl der Hungertoten in die Höhe treiben. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird dies zu einem weit verbreiteten Tod in weiten Teilen des Streifens führen."

Die Warnung folgt auf einen Aufschrei nach Fotos von abgemagerten Kindern in Gaza und Berichten über Dutzende von Hungertoten nach fast 22 Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas.

Der weltweite Druck veranlasste Israel am Wochenende temporäre Pausen sowie eine Luftbrücke für Hilfsgüter zu etablieren.

Allerdings erklärten die UN, Palästinenser vor Ort, sowie unabhängige Organisationen, dass diese Maßnahmen nur minimal helfen. Es stehen immer noch weit mehr Hilfsgüter an der Ägyptisch-Palästinensischen Grenze, die nicht von Israel in den Gazastreifen gelassen werden.

Der Gazastreifen steht schon seit zwei Jahren am Rande einer Hungersnot, doch die jüngsten Entwicklungen haben die Situation dramatisch verschlimmert", darunter die immer strengeren Blockaden" durch Israel, so das IPC.

Hungersnot, Unterernährung und Tod

Ein Gebiet gilt als von einer Hungersnot betroffen, wenn in mindestens 20 % der Haushalte ein extremer Mangel an Nahrungsmitteln herrscht, mehr als 30 % der Kinder unter 5 Jahren akut unterernährt sind und täglich zwei Menschen oder vier Kinder pro 10.000 Einwohner an Hunger oder Unterernährung und Krankheiten sterben.

Das IPC hat erst eine Handvoll Mal eine Hungersnot ausgerufen - 2011 in Somalia, 2017 und 2020 im Südsudan und letztes Jahr in Teilen der westlichen Darfur-Region des Sudan.

Die jüngste Warnung des Beobachters besagt, dass in den meisten Teilen des Gazastreifens die Schwellenwerte für den Verzehr von Nahrungsmitteln und in Gaza-Stadt für akute Unterernährung erreicht wurden.

In der vom Krieg zerrissenen palästinensischen Enklave, in der sich mehr als 2 Millionen Menschen aufhalten, sind grundlegende Gesundheits- und andere Dienstleistungen zusammengebrochen.

Krankenhäuser berichten über einen raschen Anstieg der hungerbedingten Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen ist jeder dritte Mensch tagelang ohne Nahrung.

Palästinenser tragen Hilfsgüter in Gaza
Palästinenser tragen Hilfsgüter in Gaza Abdel Kareem Hana/Copyright 2025 The AP. All rights reserved.

"Es müssen unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um die Feindseligkeiten zu beenden und eine ungehinderte, groß angelegte und lebensrettende humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Dies ist der einzige Weg, um weitere Todesfälle und katastrophales menschliches Leid zu verhindern", heißt es in der IPC-Warnung.

Das Famine Review Committee der IPC, das die Ergebnisse der Überwachung unabhängig analysiert und überprüft, unterstützte am Dienstag die jüngste Warnung für Gaza.

"Obwohl der extreme Mangel an humanitärem Zugang eine umfassende Datenerfassung erschwert, geht aus den verfügbaren Daten hervor, dass Hunger, Unterernährung und Sterblichkeit rapide zunehmen", hieß es.

Israelische Maßnahmen kritisiert

Israel hat während des Krieges die Hilfe in unterschiedlichem Maße eingeschränkt. Im März hat es die Einfuhr aller Waren, einschließlich Treibstoff, Lebensmittel und Medikamente, unterbunden.

Israel hat die Hamas auch wiederholt beschuldigt, humanitäre Hilfe als Mittel zur Erzielung von Kriegsgewinnen und zur weiteren Stärkung der Hamas zu nutzen, was die Gruppe bestreitet.

Diese Maßnahmen wurden im Mai gelockert, aber Israel hat auch ein neues, von den USA unterstütztes System zur Lieferung von Hilfsgütern eingeführt. Allerdings behindern israelische Militärrestriktionen, dass das System erfolgreich funktioniert. Israel hat zudem mehrmals das Feuer auf Zivilisten eröffnet, die das neue System nutzen und dabei mehrere Palästinenser getötet.

Dem IPC-Alarm zufolge befinden sich 88 % des Gazastreifens in militärisch gesicherten Gebieten oder stehen unter Evakuierungsbefehl.

"Der Zugang der Menschen zu Nahrungsmitteln im gesamten Gazastreifen ist jetzt alarmierend unregelmäßig und extrem gefährlich", hieß es.

Während Israel erklärt hat, dass es keine Begrenzung für die Anzahl der Hilfslieferungen in den Gazastreifen gibt, halten Hilfsorganisationen die jüngsten humanitären Maßnahmen für unzureichend, um die sich verschlimmernde Hungersnot zu bekämpfen.

Ein LKW mit Hilfsgütern an der Rafah Grenze im Gazastreifen.
Ein LKW mit Hilfsgütern an der Rafah Grenze im Gazastreifen. Mohammed Arafat/Copyright 2025 The AP. All rights reserved

In einer Erklärung vom Montag bezeichnete Ärzte ohne Grenzen (MSF) die neuen Luftabwürfe als ineffektiv und gefährlich, da sie weniger Hilfe liefern als Lastwagen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, dass niemand im Gazastreifen verhungere und dass während des Krieges genügend Hilfsgüter geliefert worden seien, "sonst gäbe es keine Menschen im Gazastreifen". Die Armee kritisierte am Montag, was sie als "falsche Behauptungen über absichtliche Hungersnot in Gaza" bezeichnet.

Der engste Verbündete Israels scheint jedoch anderer Meinung zu sein.

Am Montag widersprach US-Präsident Donald Trump der israelischen Haltung, indem er sagte, dass es im Gazastreifen eine "echte Hungersnot" gibt.

Unabhängig davon erklärte das von der Gesundheitsministerium in Gaza am Dienstag, dass die Zahl der Todesopfer des israelischen Krieges im Gazastreifen auf mehr als 60.000 Palästinenser gestiegen ist.

Das israelische Militär erklärte, dass seit Beginn des Krieges fast 900 seiner Soldaten gefallen seien.

Weitere Quellen • AP

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