Am 20. Juni erkannte Papst Leo XIV. offiziell das Martyrium von 50 französischen Ordensleuten, Seminaristen und gläubigen Laien an, die 1944 und 1945 unter dem NS-Regime starben, und kündigte ihre Seligsprechung für Ende 2025 an.
Die Pariser Kathedrale Notre-Dame blieb am vergangenen Samstag, dem 13. Dezember, zwar geschlossen, doch möglicher Unmut bei Einwohnern und Besuchern der französischen Hauptstadt wurde durch den überaus feierlichen Anlass mehr als aufgewogen.
Grund dafür war die Seligsprechung von Raymond Caré, Gérard-Martin Cendrier, Roger Vallée, Jean Mestre sowie ihrer 46 Mitmärtyrer. Als junge Priester, Ordensleute, Seminaristen, Pfadfinder oder engagierte Laien der Katholischen Aktion waren sie im Jahr 1943 dem Aufruf von Abbé Jean Rodhain – dem späteren Gründer der Katholischen Nothilfe – und des Pariser Erzbischofs Emmanuel Suhard gefolgt.
Ihre Mission bestand darin, sich heimlich den französischen Arbeitern anzuschließen, die im Rahmen des Service du Travail Obligatoire (STO) nach Deutschland deportiert wurden. Zwischen Juni 1942 und Juli 1944 waren davon 600.000 bis 650.000 Menschen betroffen. Ziel war es, ihnen „eine brüderliche und geistliche Unterstützung zu bieten, die vom NS-Regime verboten war“, wie auf der Website der Kathedrale zu lesen ist.
„Die meisten von ihnen waren zwischen 20 und 35 Jahre alt“, betonte Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, in seiner Predigt. Gemeinsam mit vielen anderen anonymen Aposteln hätten sie die geistige und moralische Not von rund 1,5 Millionen jungen französischen Arbeitern erkannt, die nach Deutschland deportiert worden waren und dort ohne religiöse Bezugspunkte lebten, da deutschen Priestern die Seelsorge untersagt war.
Anmerkung der Redaktion: In der Forschung wird von etwa 1,5 Millionen Franzosen – Kriegsgefangene, STO-Zwangsarbeiter und Freiwillige – ausgegangen, die zwischen 1942 und 1945 in Deutschland arbeiteten.
Rund 2.500 Menschen versammelten sich im Kirchenschiff, um der größten kollektiven Seligsprechung in der Geschichte Frankreichs beizuwohnen. Darunter befanden sich etwa 1.500 Angehörige der Märtyrer. Auch zahlreiche französische und deutsche Bischöfe waren anwesend, wodurch die Feier deutlich unter dem Zeichen der Versöhnung stand. Kardinal Hollerich wandte sich – wie Le Parisien berichtete – sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch an die Gläubigen.
Eine Seligsprechung für Gegenwart und Zukunft
Im Dezember 1943 ordnete ein Erlass des Gestapo-Chefs Ernst Kaltenbrunner die Verhaftung und teilweise auch die Deportation aktiver Mitglieder dieser Mission in Konzentrationslager an.
Die 50 französischen Märtyrer wurden nicht zur selben Zeit und nicht am selben Ort getötet. Einige wurden nach ihrer Festnahme hingerichtet oder gefoltert, andere in Konzentrationslager deportiert. Sie starben in Buchenwald, Mauthausen, Dachau, Neuengamme oder Flossenbürg – „aus Hass auf den Glauben“, wie es in der vatikanischen Formel zur Anerkennung ihres Martyriums heißt.
Am 20. Juni 2025 unterzeichnete Papst Leo XIV. schließlich ein Dekret des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, mit dem das Martyrium dieser 50 Franzosen offiziell anerkannt wurde, die 1944 und 1945 unter dem NS-Regime ums Leben kamen.
Diese Seligsprechung war jedoch keineswegs nur ein historisches Gedenken. Vielmehr wurde sie bewusst als Ereignis verstanden, das in die Gegenwart hineinwirkt und den Blick auf die Zukunft richtet. Kardinal Hollerich unterstrich, dass sie „uns dazu auffordert, die Gegenwart zu betrachten und die Zukunft vorzubereiten“, denn „wir sind weder vor Krieg noch vor Gewalt gefeit“.
Für Aleteia laden diese Märtyrer dazu ein, das spirituelle Erbe des Zweiten Weltkriegs neu zu lesen, darüber nachzudenken, „was Freiheit wirklich bedeutet“, und zu erkennen, wie sehr der Glaube selbst in den dunkelsten Zeiten zu einer Quelle von Mut und Hoffnung werden kann.