Israelische Insider haben laut NBC News erklärt, dass Netanjahu vorhat, erneut den Iran anzugreifen. Berichten zufolge könnte Teheran bald in der Lage sein, bis zu 3.000 Atomraketen pro Jahr herzustellen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will US-Präsident Donald Trump Vorschläge für erneute militärische Angriffe gegen Iran unterbreiten. Das berichtet NBC News unter Berufung auf israelische Insidern. Das Treffen der beiden Staatsmänner soll voraussichtlich am 29. Dezember in der Residenz des US-Präsidenten in Mar-a-Lago in Florida stattfinden.
Netanjahu geht den israelischen Beamten zufolge davon aus, dass das iranische Atom- und Raketenprogramm eine Bedrohung darstellt, die dringendes Handeln erfordert.
Das iranische Atomprogramm ist dem israelischen Regierungschef zufolge nicht nur eine Bedrohung für Israel, sondern auch für die Region und für die US-amerikanischen Interessen. Optionen dazu, wie weit eine mögliche Beteiligung der US-Armee an den israelischen Angriffen gehen könnte, sind den NBC-Quellen zufolge bereits ausgearbeitet.
Der 12-Tage-Krieg zwischen Israel, den USA und Iran hatte u.a. zum Ziel, die iranische Produktion von ballistischen Raketen zu beenden oder zumindest deutlich einzuschränken.
Netanyahus mögliche Entscheidungen für Trump
Laut Insidern hatte Israel dem US-Präsidenten Donald Trump bereits vor den Angriffen auf den Iran im Juni 2025 vier Optionen für militärische Aktionen vorgelegt. Damals wurden Trump die Pläne im Oval Office des Weißen Hauses präsentiert.
Der erste Plan sah ein alleiniges israelisches Handeln gegen den Iran vor.
Der zweite Plan beinhaltete eine begrenzte US-amerikanische Unterstützung bei den Angriffen.
Der dritte Plan war eine gemeinsame Operation zwischen den USA und Israel gegen den Iran.
Und der vierte Plan sah vor, dass die Vereinigten Staaten den Iran allein angreifen sollten. Herr
Trump entschied sich damals für den dritten Plan, nämlich gemeinsame Operationen Israels und der USA.
Laut der gut informierten Quelle will Benjamin Netanjahu dem US-Präsidenten jetzt bei dem geplanten Treffen in Mar-a-Lago wahrscheinlich ähnliche Optionen vorschlagen.
Allerdings herrschen weiter Spannungen zwischen israelischen und US-amerikanischen Regierungsvertretern über Netanjahus Ansatz zum Waffenstillstand im Gazastreifen und zum Übergang in die zweite Phase, berichtet NBC News.
Regierungsvertretern in Washington und einer mit den israelischen Plänen vertrauten Quelle zufolge könnte die Fähigkeit des Iran, ballistische Raketen herzustellen, bald eine Produktion von 3.000 Raketen pro Jahr erreichen. Diese Produktion einzuschränken, ist laut Insidern das Hauptanliegen Israels.
In einem Gespräch mit der New York Times im vergangenen November sagte Ali Vaez, iranischer Forscher der International Crisis Group, Beamte des Iran hätten ihm mitgeteilt, dass die Raketenfabriken "rund um die Uhr" in Betrieb seien und dass "sie hoffen, im Falle eines weiteren Krieges 2.000 Raketen gleichzeitig abzufeuern, anstatt der 500 Raketen, die sie in 12 Tagen abgefeuert haben". Um Israels zu verteidigen, müsse diese Produktion "deaktiviert" werden.
"Iran bereitet sich auf den nächsten Krieg vor"
Danny Citrinovich, leitender Forscher für das Iran-Programm am Israelischen Institut für nationale Sicherheitsstudien, erklärte in einem Artikel für Israel Hayom, dass Israels Operationen im 12-tägigen Krieg gegen Iran nicht zu einem echten strategischen Sieg geführt haben. Einerseits glaube die Führung der Islamischen Republik nicht, dass der Iran in diesem Krieg gescheitert sei, und andererseits gehe Teheran davon aus, dass eine weitere Runde der Konfrontation mit Israel sicher sei. Da ein weiterer Konflikt nur eine Frage der Zeit sei, konzentriere sich Teheran besonders auf den Wiederaufbau seines Raketenarsenals
Sechs Monate nach dem 12-tägigen Krieg scheint - so Citrinovic - keine grundlegende Veränderung eingetreten zu sein, so der Forscher und ehemalige Vertreter der israelischen Armee. Einigen Berichten zufolge baut der Iran sein Raketensystem wieder auf, hat Schritte zur Wiederbelebung seines Atomprogramms unternommen und ist weiterhin nicht bereit, sein Atomprogramm einzuschränken. Noch wichtiger sei, dass sich Teheran auf einen erneuten Krieg mit Israel vorbereite und versuche, die Lehren, die es aus dem Konflikt im Juni gezogen hat, zu nutzen.
Ein weiteres Problem besteht laut Danny Citrinovic darin, dass das iranische Regime zwar mit verschiedenen innenpolitischen Herausforderungen zu kämpfen hat, es aber keine Opposition gibt, die seine Zukunft bedroht. Die iranische Regierung habe nach wie vor die Kontrolle über die Gesellschaft und erneute große Proteste verhindert, auch indem sie die strikte Durchsetzung des Hijab und ähnliche Maßnahmen zurückgenommen hat.
Obwohl hochrangige Militärs und Nuklearwissenschaftler getötet, die Luftabwehr geschwächt, Raketensysteme und Nuklearanlagen von Israel angegriffen wurden, sagt der Wissenschaftler: "Operative Erfolge haben nicht zu einem strategischen Sieg geführt. Denn aus Teherans Sicht hat der Iran den Krieg praktisch nicht verloren. Der Iran war nicht nur in der Lage, bis zum letzten Tag Raketen abzufeuern und sich gegen Israel und die USA zu behaupten, sondern Israel scheiterte auch an dem, was Teheran als Versuch betrachtete, die iranische Regierung zu stürzen."
Citrinovic sagt: "Teheran ist der Auffassung, dass das Land während des Krieges aufgestanden ist, und seine Fähigkeit, diesen Konflikt in der iranischen Öffentlichkeit als Kampf gegen das iranische Volk darzustellen, hat letztlich zur Stärkung der Regierung geführt“. Daher sehe die iranische Führung keinen Grund, ihre Sicherheitsstrategie zu ändern.
Dem Forscher zufolge glaubt Teheran zusätzlich zur iranischen Wahrnehmung des Kriegsergebnisses, dass ein weiterer militärischer Konflikt mit Israel sicher ist und dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Deshalb bemühe sich der Iran um Fortschritte im Rüstungswettbewerb der konventionellen Waffen. Dies sei eine Lehre aus dem 12-Tage-Krieg.
Citrinovic erklärte: "Angesichts der nachgewiesenen Wiederaufbaufähigkeit des Iran, insbesondere im Raketenbereich, stellt sich die Frage, was aus der neuen Konfliktrunde wirklich gewonnen werden kann. (...) Das ist besonders wichtig, weil es ohne eine Opposition, die die Kontrolle über das Land übernehmen kann, schwierig ist, das Regime anzugreifen“.
Dem Forscher zufolge wird jeder Tag, der vergeht, ohne dass ein diplomatisches Abkommen zur Einschränkung der Aufrüstung des Iran erzielt wird, die Errungenschaften Israels im 12-tägigen Krieg untergraben. Teheran versucht, durch Russland und China neue Fähigkeiten in den Bereichen Luftverteidigung, Raketen und vielleicht sogar im Bereich der Nukleartechnologie zu erlangen.
Citrinovic zufolge steht Israel jetzt praktisch wieder in derselben Situation wie vor dem 12-Tage-Krieg. Es ist laut dem Experten schwer vorstellbar, dass die Wiederholung früherer Aktionen und die Erwartung anderer Ergebnisse im Interesse Israels liegen.
Er warnt, dass eine zukünftige Konfrontation mit dem Iran wahrscheinlich schwieriger und komplexer sein werde und es keine Gewissheit gebe, dass sie tatsächlich Erfolge für Israel bringen könne.