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Der Dezember-Effekt: Warum Aktien in Europa zum Jahresende besonders häufig steigen

Ein rotes Licht einer TV-Kamera ist vor der Anzeigetafel mit dem DAX-Index zu sehen. Frankfurter Wertpapierbörse. 7. April 2025.
Ein rotes Licht einer TV-Kamera ist vor der Anzeigetafel mit dem DAX-Index zu sehen. Frankfurter Wertpapierbörse. 7. April 2025. Copyright  AP/DPA/Arne Dedert
Copyright AP/DPA/Arne Dedert
Von Piero Cingari
Zuerst veröffentlicht am
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Ob DAX oder EURO STOXX 50: Viele europäische Indizes erzielen im Dezember auffallend oft positive Renditen. Was hinter dem saisonalen Muster steckt und warum der Anstieg meist ab Mitte des Monats beginnt.

Der Dezember hat etwas an sich, das die Aktienmärkte regelmäßig zu einem Jahresendspurt zu verleiten scheint.

Seit Jahrzehnten beobachten Anleger, dass der letzte Monat des Jahres oft grüne Bildschirme und positive Renditen bringt – ein Muster, das als Weihnachtsmann-Rallye bekannt geworden ist.

Hinter der weihnachtlichen Metapher steckt jedoch ein konsistentes, datenbasiertes Phänomen.

In den vergangenen vier Jahrzehnten hat der S&P 500 im Dezember in rund 74 % der Fälle zugelegt – mit einer durchschnittlichen Monatsrendite von 1,44 %, übertroffen nur vom November.

Diese saisonale Stärke zeigt sich auch an den europäischen Märkten, teils sogar noch ausgeprägter. Seit seiner Einführung 1987 verzeichnete der EURO STOXX 50 im Dezember durchschnittliche Gewinne von 1,87 %. Damit ist der Monat der zweitbeste des Jahres – hinter dem November mit 1,95 %.

Auffällig ist zudem die Häufigkeit positiver Abschlüsse: In 71 % der Jahre endete der Dezember im Plus – mehr als jeder andere Monat. Den besten Dezember legte der Index 1999 mit einem Anstieg von 13,68 % hin, den schwächsten 2002 mit einem Minus von 10,2 %.

Rallye gewinnt Ende Dezember an Fahrt

Ein Blick auf die Länderindizes verstärkt den saisonalen Trend. Der deutsche Leitindex DAX erzielte in den vergangenen 40 Jahren im Dezember im Schnitt 2,18 % Rendite – nur der April liegt mit 2,43 % höher. In 73 % der Fälle schloss der Monat positiv, ebenfalls Bestwert zusammen mit dem April.

Der französische CAC 40 zeigt ein ähnliches Bild: durchschnittlich 1,57 % Gewinn bei einer Trefferquote von 70 %. Der spanische IBEX 35 und der italienische FTSE MIB sind zwar moderater, liefern mit 1,12 und 1,13 % aber weiterhin solide Dezemberwerte.

Allerdings entfaltet sich der „Zauber“ des Dezembers meist nicht zu Monatsbeginn. Die entscheidende Dynamik entsteht eher in der zweiten Hälfte. Laut Daten von Seasonax erzielt der EURO STOXX 50 vom 15. Dezember bis zum Jahresende durchschnittlich 2,12 % Rendite und steigt in 76 % der Jahre.

Der DAX liegt in diesem Zeitraum bei durchschnittlich 1,87 % und 73 % positiven Jahren. Der CAC 40 kommt auf 1,95 % – und schließt in 79 % der Fälle im Plus.

Was steckt hinter dieser Rallye? Es ist nicht nur die Weihnachtsstimmung

Ein zentraler Faktor liegt im Verhalten von Fondsmanagern. Christoph Geyer, Analyst bei Seasonax, sieht einen klaren Zusammenhang zwischen Jahresende und institutionellem Handeln. Viele Fondsmanager nehmen kurz vor Jahreswechsel noch letzte Anpassungen vor, um Performancezahlen zu sichern, die an Kundinnen, Kunden und Anteilseigner kommuniziert werden.

Diese sogenannte Kurspflege führt häufig zu zusätzlichen Käufen, insbesondere bei Titeln mit bereits starker Entwicklung oder kurzfristiger Dynamik.

Dieses Muster gewinnt in Jahren an Bedeutung, in denen Indizes wie der DAX seit Monaten seitwärts laufen – wie es seit Mai der Fall ist. In solchen Phasen bleiben Kurse in engen Spannen ohne klaren Trend. Ein Ausbruch aus dieser Range wird laut Geyer mit Beginn des Dezembers wahrscheinlicher.

Historische Muster von Mitte November bis Anfang Januar zeigen ein günstiges Verhältnis von 34 positiven zu 12 negativen Jahren für den DAX – mit durchschnittlichen Gewinnen von über 6 % in den guten Jahren.

Auch wenn vergangene Wertentwicklungen keine Garantie für künftige Renditen sind, spricht die Dezemberbilanz vieler großer Indizes für eine statistisch robuste Saisonalität.

Kurz gesagt: Die Stärke des Dezembers ist nicht nur festlicher Optimismus. Sie speist sich aus einer Mischung aus saisonalen Effekten, institutioneller Dynamik und technischer Positionierung.

Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine Finanzberatung dar. Prüfen Sie stets selbst, ob Investitionen zu Ihrer persönlichen Situation passen. Wir berichten journalistisch und geben die Einschätzungen von Experten wieder. Die Nutzung der Informationen erfolgt auf eigenes Risiko.

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