Historisch steigen die Kurse zum Jahresende oft. Doch hohe Inflation, schwaches Vertrauen und dünne Umsätze machen Anlegern einen Strich durch die Rechnung.
Die weltweiten Aktienmärkte zeigten sich am Mittwoch uneinheitlich. Anleger wogen die traditionelle Weihnachtsmann-Rallye zum Jahresende gegen neue Anzeichen einer konjunkturellen Abkühlung ab. Zuvor hatte der Leitindex S&P 500 nach einem Bericht, wonach die US-Wirtschaft von Juli bis September mit einer überraschend starken Jahresrate von 4,3 Prozent gewachsen war, ein neues Rekordhoch erreicht.
In der Finanzwelt bezeichnet der Begriff "Weihnachtsmann-Rallye" die Tendenz steigender Aktienkurse in den letzten Dezembertagen und den ersten Handelstagen des neuen Jahres. Als Gründe gelten unter anderem Portfolioumschichtungen zum Jahresende, geringere Handelsvolumina sowie eine insgesamt positive saisonale Stimmung. Garantiert ist dieses Muster jedoch nicht: In Jahren mit hoher wirtschaftlicher Unsicherheit oder starkem Marktstress blieb die Rallye aus.
Die Futures auf den S&P 500 und den Dow Jones Industrial Average lagen zuletzt jeweils knapp unter 0,1 Prozent im Minus. Der britische FTSE 100 fiel um 0,2 Prozent auf 9.870,89 Punkte, während der CAC 40 in Paris um 0,2 Prozent auf 8.121,32 Punkte zulegte.
Mehrere Börsen – darunter London, Paris, Hongkong und Australien – schlossen an Heiligabend vorzeitig oder beendeten den Handel früher. Die deutschen Märkte blieben geschlossen. Auch die US-Börsen schlossen am Mittwoch früher und bleiben über Weihnachten geschlossen.
Im asiatischen Handel gab der Nikkei 225 in Tokio um 0,1 Prozent auf 50.344,10 Punkte nach, der südkoreanische Kospi fiel um 0,2 Prozent auf 4.108,62 Punkte. Der Hang Seng in Hongkong stieg um 0,2 Prozent auf 25.818,93 Punkte, der Shanghai Composite legte um 0,5 Prozent auf 3.940,95 Punkte zu. In Australien sank der S&P/ASX 200 um fast 0,4 Prozent auf 8.762,70 Punkte. Der taiwanesische Taiex gewann 0,2 Prozent, während der indische Sensex um 0,1 Prozent nachgab.
Gold und Silber setzten ihren Aufwärtstrend fort, nachdem sie in dieser Woche angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen neue Rekordstände erreicht hatten. Der Goldpreis stieg am frühen Mittwoch um 0,3 Prozent auf 4.525,20 US-Dollar (3.837,19 Euro) je Unze und verzeichnet damit ein Jahresplus von rund 70 Prozent. Silber legte um 1,6 Prozent zu.
Zeit für vorsichtigen Optimismus
Der Jahresausklang ist häufig von ruhigerem Handel und saisonalem Optimismus geprägt. In diesem Dezember zeichnet sich jedoch ein differenzierteres Bild ab. Während US-Aktien weiter Rekordstände erreichen, deuten die uneinheitlichen Entwicklungen in Europa und Asien auf anhaltende Vorsicht der Investoren hin – insbesondere mit Blick auf Inflation, Zinspolitik und die Tragfähigkeit des globalen Wachstums im Jahr 2025.
Am Dienstag hatten vor allem starke Gewinne bei Technologiewerten den S&P 500 um 0,5 Prozent nach oben getrieben, obwohl die Mehrheit der Indexwerte nachgab. Der Dow Jones Industrial Average stieg um 0,2 Prozent, der Nasdaq Composite um 0,6 Prozent.
Die erste Schätzung der US-Regierung für das Wachstum im dritten Quartal zeigte, dass die Inflation weiterhin erhöht ist. Gleichzeitig ging das Verbrauchervertrauen im Dezember weiter zurück. Im Zeitraum April bis Juni wuchs die US-Wirtschaft mit einer Jahresrate von 3,8 Prozent.
Zum Jahresende stehen die Märkte damit in einem bekannten Spannungsfeld: Hoffnungen, dass lockerere Finanzbedingungen die Gewinne ins neue Jahr tragen, treffen auf Sorgen, dass hartnäckige Inflation und nachlassendes Verbrauchervertrauen eine Rallye abbremsen könnten. Geringe Handelsvolumina rund um die Feiertage verstärkten zuletzt die vergleichsweise moderaten Kursbewegungen.
Der von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsindikator, der PCE-Index, stieg im dritten Quartal auf eine Jahresrate von 2,8 Prozent, nach 2,1 Prozent im zweiten Quartal. Am Mittwoch will das US-Arbeitsministerium zudem neue Daten zu den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe veröffentlichen, die als Indikator für Entlassungen gelten.
Die meisten Anleger gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Leitzinsen auf ihrer Sitzung im Januar unverändert lässt. Jüngste Daten zeigen jedoch weiterhin eine hohe Inflation, schwankendes Verbrauchervertrauen, einen sich abkühlenden Arbeitsmarkt und nachlassende Einzelhandelsumsätze.
Am Devisenmarkt fiel der US-Dollar weiter gegenüber dem japanischen Yen, nachdem Regierungsvertreter mögliche Interventionen bei starken Wechselkursbewegungen angedeutet hatten. Der Dollar notierte zuletzt bei 155,83 Yen nach zuvor 156,17 Yen. Der Euro stieg leicht von 1,1796 auf 1,1797 US-Dollar.
Die Ölpreise legten moderat zu, da Händler mögliche Versorgungsunterbrechungen in Venezuela und Russland im Blick behielten. US-Rohöl verteuerte sich um 12 Cent auf 58,50 US-Dollar je Barrel, die Nordseesorte Brent stieg um 8 Cent auf 61,95 US-Dollar je Barrel.