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Von Nike bis H&M: Grüner Branchenplan verschärft Mikroplastikverschmutzung

Das ikonische Nike-Swoosh-Logo prangt auf cremefarbenem Stoff.
Das ikonische Swoosh-Logo von Nike prangt auf cremefarbenem Stoff. Copyright  Salvador Rios via Unsplash.
Copyright Salvador Rios via Unsplash.
Von Liam Gilliver
Zuerst veröffentlicht am
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Forscher untersuchten recyceltes Polyester. Fazit: „grüne“ Materialien verschärfen die Mikroplastikbelastung und verschlimmern die Umweltprobleme.

Eine Untersuchung zur Mikroplastikverschmutzung bringt einige der größten Modekonzerne der Welt wegen „Greenwashing“ in die Kritik.

In den vergangenen Jahren hat recyceltes Polyester die Modebranche grundlegend verändert. Es gilt vielen umweltbewussten Käuferinnen und Käufern als Wundermaterial.

Bekannte Marken wie H&M, Adidas, Puma und Patagonia haben im Namen der Nachhaltigkeit den Großteil ihres Polyester-Einsatzes von Neuware auf Recyclingware umgestellt. Viele weitere Unternehmen versprechen den vollständigen Umstieg bis 2030.

Doch neue Forschung der Changing Markets Foundation, durchgeführt von der Microplastic Research Group der Çukurova-Universität in der Türkei, kommt zu einem anderen Schluss: Der große grüne Plan ging nach hinten los.

Warum recyceltes Polyester die Mikroplastikverschmutzung verschärft

Branchendaten zeigen: 98 Prozent des recycelten Polyesters stammen aus Plastikflaschen, nicht aus Textilabfällen.

Viele Marken verkaufen das als „Zirkularität“. Nike etwa behauptet, recyceltes Polyester aus Flaschen helfe, „Abfall zu reduzieren“ – indem jedes Jahr rund eine Milliarde Flaschen von Deponien und Gewässern umgeleitet werden.

Auch Adidas argumentiert in diese Richtung und erklärt, der Einsatz von recyceltem Plastik sei zentral, um „Plastikabfälle zu vermeiden und die Verschmutzung der Weltmeere zu stoppen“.

Die neue Studie stellt jedoch fest: Beim Waschen setzt recyceltes Polyester im Schnitt 55 Prozent mehr Mikroplastikpartikel frei als Neu-Polyester.

Die Partikel sind zudem fast 20 Prozent kleiner. Sie verbreiten sich dadurch leichter in der Umwelt und richten mehr Schaden an.

Welche Modemarken stehen in der Kritik?

Die Analyse untersuchte eine kleine Auswahl von Kleidungsstücken aus fünf großen Marken: Adidas, H&M, Nike,Sheinund Zara. Darunter T-Shirts, Tops, Kleider und Shorts.

Demnach verursachten Polyesterteile von Nike die höchste Belastung – sowohl aus Neu- als auch aus Recyclingmaterial. Das recycelte Polyester der Marke verlor im Schnitt mehr als 30.000 Fasern pro Gramm Probenstoff. Das ist fast viermal so viel wie bei H&M und mehr als siebenmal so viel wie bei Zara.

Recyceltes Polyester von Shein gab ähnlich viele Mikrofasern ab wie die Neuware der Marke. Die Forschenden vermuten, dass einige der untersuchten Stücke fälschlich als recycelt gekennzeichnet waren.

Der Fast-Fashion-Riese musste bereits hohe Strafen von bis zu 40 Millionen Euro zahlen – wegen Scheinrabatten und irreführender Umweltaussagen.

Ein „Nachhaltigkeits-Feigenblatt“

„Die Modebranche verkauft recyceltes Polyester als grüne Lösung. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass es das Problem der Mikroplastikverschmutzung verschärft“, sagt Urska Trunk von der Changing Markets Foundation.

„Es entlarvt recyceltes Polyester als das, was es ist: ein Nachhaltigkeits-Feigenblatt, das die wachsende Abhängigkeit der Mode von synthetischen Materialien verdeckt.“

Trunk meint, „clevere Designtricks“ würden die Krise kaum lösen. Die Produktion synthetischer Fasern müsse verlangsamt und schrittweise beendet werden. Plastikflaschen dürften nicht länger zu „Wegwerf“-Kleidung werden.

H&M und Adidas reagieren auf Greenwashing-Vorwürfe

Euronews Green hat nach Veröffentlichung des Berichts alle fünf genannten Unternehmen um Stellungnahmen gebeten. H&M erklärte, man begrüße Studien, die die Branche voranbringen, und teile die Sorge über Faserfragmente.

Eine Unternehmenssprecherin sagt, die H&M Group arbeite bereits an Lösungen. Im Fokus stünden Produktionsprozesse, die das Ausfasern verringern, sowie Stoffe und Garne mit minimalem Abrieb. Zudem wolle man Wiederverwendungs- und Recyclingtechnologien verbessern und die Entwicklung von Waschmaschinenfiltern unterstützen.

„Polyester macht derzeit etwa zweiundzwanzig Prozent unseres Materialmixes aus. Baumwolle bleibt unser wichtigster Rohstoff“, so die Sprecherin weiter. „Unsere Branche braucht weiterhin synthetische Materialien, um die Funktionalität unserer Produkte zu gewährleisten.“

H&M fügte hinzu, jede Faser belaste die Umwelt. Man investiere lieber in „Lösungen und Innovationen“, statt den Einsatz bestimmter Materialien vollständig zu beenden.

Adidas verteidigte den Einsatz von recyceltem Polyester. Dessen CO2-Fußabdruck sei deutlich geringer als der von Neu-Polyester.

„Die Mehrheit der verfügbaren Studien zeigt keinen Unterschied zwischen recycelten und neuen Fasern bei der Freisetzung von Mikrofasern“, sagte ein Sprecher Euronews Green.

„Die Fragmentierung von Fasern wird von vielen Faktoren beeinflusst: Garnspezifikation, Färbetechnik, Beschichtung und Materialaufbau. Der Fasertyp ist nur einer davon.“

Zara, Shein und Nike reagierten zunächst nicht auf die Anfrage.

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