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Von Euronews
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Schreiben ist eine einsame Arbeit mit dem Ziel, so viele Leser wie möglich zu erreichen …
Die meisten Autoren träumen davon, dass ihre Bücher eine hohe Auflage erreichen, und nicht nur im eigenen Land, aber das ist nicht leicht, wenn das Werk in einer Sprache verfasst ist, die nur wenige Menschen lesen können …

Generation Y hat sich in Riga mit Inga Zolude getroffen, einer 28-jährigen lettischen Autorin, die im vergangenen Jahr den Literaturpreis der Europäischen Union erhalten hat.

“Ich finde, man sollte sich für lettische Literatur interessieren, denn die ist einzigartig, sie ist anders und spezifisch, sie ist von sehr hoher Qualität. Ich hoffe, die Zeit kommt näher, in der sie voll entdeckt sein wird.”

Und darum geht es. Der Europäische Literaturpreis soll die Verbreitung von Büchern fördern – auf einem Kontinent, auf dem die Sprachenvielfalt oft als Barriere wirkt.

Jedes Jahr werden zwölf Preisträger ausgewählt – von nationalen Juries, deren Mitglieder die jeweilige Sprache gut kennen.

Autoren und Verlage müssen sich nicht bewerben – und werden deshalb von der guten Nachricht überrascht!

Wer einen internationalen Preis erhält, gewinnt zunächst einmal mehr Leser im eigenen Land.

Inga zum Beispiel wurde jüngst ausgezeichnet.

Aber das Buch in den internationalen Vertrieb zu bringen, ist eine sehr schwierige Aufgabe, sagt der Verleger Dace Sparāne-Freimane:

“Das erste Problem ist die Übersetzung. Lettisch ist keine weit verbreitete Sprache in der EU. Man muss also Übersetzer suchen, und dazu auch finanzielle Unterstützung für die Übersetzung.”

Ein erster Roman, der im Ausland erscheint …
Das bleibt für Inga Zolude vorläufig eine Phantasie, aber das Projekt ist im Gange. Eine Übersetzerin hat schon mit der Arbeit begonnen, Suzanne McQuade, eine amerikanische Lektorin, die in Lettland gelebt hat.

“Dies sind post-sowjetische Länder, von denen viele Menschen ein sehr veraltetes Bild haben. Ich finde es sehr wichtig, junge Autoren zu lesen, denn die geben uns eine ganz neue Perspektive, die wir noch nicht kennen.”

Die Übersetzung ist nur der erste Schritt. Suzanne muss auch einen Verlag finden. Und sie möchte einen Verlag dazu bringen, sich um Fördermittel der EU zu bewerben.
Zweck der Übersetzungsförderung ist es, die grenzüberschreitende Verbreitung von Literatur zu fördern. Bücher, die mit dem EU-Preis ausgezeichnet wurden, haben dabei besonders gute Chancen.

Der Zugang zum englischen Markt ist besonders schwierig. Viele Verlage veröffentlichen keine übersetzte Literatur. Das EU-Programm erhält dementsprechend viele Anträge für Übersetzungen aus dem Englischen, aber kaum für Übersetzungen mit Englisch als Zielsprache. Dazu sagt Suzanne McQuade:

“Englische Leser interessieren sich kaum für Übersetzungen. Ich glaube auch, dass es ein Problem ist, dass so wenige Übersetzungen auf Englisch erscheinen. Deshalb ist es wichtig, dass Verlage mehr dafür tun, dass Literatur aus anderen Ländern übersetzt wird.”

Generation Y hat mit Janis Oga, dem Direktor des Lettischen Literaturzentrums gesprochen, – vor der neuen Nationalbibliothek, einem Symbol zeitgenössischer Kultur in Riga.

Oga fördert lettische Literatur im Ausland. Übersetzungsförderung sei wichtig, sagt er, aber die Bürokratie könne ein Hindernis sein.

“In kleinen Verlage arbeiten meistens nur wenige Leute, sie haben kaum Mitarbeiter. Oft werden solche Verlage von den Kulturschöpfern, den Dichtern oder Schriftstellern selbst betrieben. Wenn Formulare auszufüllen sind, vielleicht mehr als zwei Seiten, dann sind sie manchmal schon überfordert.”

Häufig bergen gerade diese Kleinverlage literarische Schätze, – Werke in einer anderen Sprache, die den Leser mitnehmen in eine Welt, in der die Sprache kein Problem mehr ist …

Der europäische Literaturpreis macht jedes Jahr die Werke von zwölf Schriftstellern bekannt. Inga Zolude ist bereits Preisträgerin.

“Ich finde, Kunst und Literatur werden durch Übersetzung zu einer weltumspannenden Sprache.”

Ihre drei Bücher müssen noch vollständig in andere Sprachen übersetzt werden. Auszüge finden Sie auf der Website von Generation Y …. auf Deutsch, Englisch und Französisch.

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