Der Euro-Oscar: Der gut gedeckte Tisch des europäischen Kinos

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Von Frédéric PonsardSabine Sans
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In Häppchen findet dieses Jahr der Europäische Filmpreis statt: Online werden am 12. Dezember die Gewinner der Hauptpreise bekannt gegeben.

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Seit über dreißig Jahren feiert der Europäische Filmpreis das europäische Kino. Der Euro-Oscar wird normalerweise alle zwei Jahre – wie 2019 – in Berlin vergeben. Dazwischen findet die Veranstaltung in wechselnden europäischen Kulturstädten statt. Die diesjährige Gala im isländischen Reykjavík wurde coronabedingt abgesagt. Stattdessen gibt es eine Woche lang Online-Events aus Berlin. Sie werden jeweils ab 20 Uhr live auf der Website www.europeanfilmawards.eu gestreamt, die Nominierten sind zugeschaltet. Aufgrund der Coronakrise kommt die diesjährige Online-Preisverleihung am 12. Dezember auch aus der deutschen Hauptstadt.

Dort entstand die Idee, das europäische Kino zu vereinen. In Berlin entstand das Filmpreiskonzept, das es Autoren und Filmschaffenden ermöglichen sollte, zusammenzukommen. Die Präsidentin der Europäischen FilmakademieMarion Döring erinnert sich:

"Als der Filmpreis 1988 startete, war Europa noch geteilt, Berlin war geteilt, die Filmemacher fühlten sich wie Einzelkämpfer. Sie wollten sich vereinen, ihre Kräfte bündeln, um mehr für ihre Filme und die Menschen zu erreichen. Die europäische Filmindustrie hat in diesen 33 Jahren so viel erreicht."

"Berlin Alexanderplatz", die Adaption von Alfred Döblins gleichnamigen Roman von Burhan Qurbani ist bei der diesjährigen Online-Preisverleihung mit zwei Nominierungen vertreten.

Auch der Film "Martin Eden" basiert auf einem Roman: Jack London schrieb das gleichnamige Buch. Der italienische Regisseur Pietro Marcello verlegte die Geschichte in das Neapel des 20. Jahrhunderts.

Corona hat das Kino in Europa geschwächt

Marion Döring sagt: "Dass die Menschen nicht ins Kino gehen konnten, hat das Kino in Europa geschwächt. Dieses Jahr feierten Filme ihre Premiere online, Festivals wurden abgesagt. Die ganze Werbung, die Filme normalerweise ankündigen, fiel aus. Deshalb ist es jetzt eine große Aufgabe, Filme wieder ins Bewusstsein der Zuschauer in ganz Europa zu bringen."

Favoriten für die Hauptpreise

Viermal nominiert ist der polnische Streifen "Corpus Christi" von Jan Komasa. Er erzählt die Geschichte eines jugendlichen Straftäters, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis unbedingt Priester werden will, und seiner Berufung trotz aller Widerstände folgt.

Der deutsch-französische Film "Undine" begeisterte auf der Berlinale, Hauptdarstellerin Paula Beer gewann den Silbernen Bär als beste Schauspielerin. Regisseur Christian Petzold verlegte die Sage der Wassernixe ins Berlin der Gegenwart.

Der gut gedeckte Tisch des europäischen Kinos

Die Vielfalt der europäischen Kinos ist laut Marion Döring seine Stärke: "Man kann es mit einem gut gedeckten Tisch vergleichen, es gibt viele gute Gerichte, gutes Essen mit verschiedenen und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Es gibt viel zu entdecken – das ist das europäische Kino. Natürlich gibt es nationale Filmkulturen mit ihrem eigenen Charakter. Man trifft Freunde aus ganz Europa. Wir sind eine Familie, wir gehören zusammen, obwohl wir unterschiedlich sind."

Auch das Filmdrama "The Painted Bird" von Václav Marhoul geht auf eine Literaturvorlage zurück. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jerzy Kosiński zeichnet die Odyssee eines 6-jährigen jüdischen Jungens 1939 in Polen nach.

Einer der großen Favoriten für die Hauptpreise Bester Film, Regie, Drehbuch und Schauspiel ist der dänische Film "Der Rausch". Regisseur Thomas Vinterberg erzählt die Geschichte von vier Freunden, die anfangen zu trinken, um ihr Leben zu verbessern. Auch dieser Streifen geht mit vier Nominierungen ins Rennen.

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