Das Team nutzte modernste Scantechnologien, um eine digitale Nachbildung des Lagers Auschwitz I zu erstellen. Das Projekt wurde unter anderem bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet.
Aus Gründen des Denkmalschutzes ist es nicht möglich, in Auschwitz zu drehen. Um dem großen Bedarf von Filmemachern gerecht zu werden, hat das Auschwitz-Museum eine digitale Nachbildung erstellt. Immer mehr Regisseuren interessieren sich für die Geschichte des deutschen Vernichtungslagers, erklärt Bartosz Bartyzel, Sprecher des Museums, in einem Interview mit Euronews.
Euronews: Woher kam die Idee, eine digitale Nachbildung von Auschwitz zu erstellen?
Bartosz Bartyzel, Sprecher des Auschwitz-Museums: Das Auschwitz-Museum arbeitet schon seit vielen Jahren mit Filmemachern zusammen - sowohl mit Dokumentarfilmern als auch mit Spielfilmregisseuren. Aufgrund des Denkmalschutzes der authentischen Gedenkstätte ist es nicht möglich, Spielfilme an diesem Ort zu drehen. Die Idee, eine digitale Nachbildung zu erstellen, entstand aus dem Bedürfnis heraus, auf das wachsende Interesse an der Geschichte des deutschen Lagers Auschwitz im Kino und die täglichen Erfahrungen im Umgang mit der Filmindustrie zu reagieren. Die Nahbildung bietet die Möglichkeit, diese Zusammenarbeit auf eine neue, verantwortungsvolle und ethische Art und Weise zu entwickeln.
Warum ist eine Replik notwendig?
B.B.: Die in der Gedenkstätte geltenden Vorschriften schließen die Möglichkeit aus, Spielfilme auf dem authentischen und geschützten Gelände des ehemaligen Lagers zu drehen. Filmemacher - vor allem solche, die mehr erzählerische Formen anstreben - brauchen jedoch einen Raum, der es ihnen ermöglicht, die Geschichte getreu zu erzählen. Mit einer digitalen Nachbildung können sie dies tun, ohne die Integrität der historischen Stätte zu gefährden.
Wurde die Idee vor der Umsetzung mit Filmemachern abgesprochen?
B.B.: Tatsächlich war es die tägliche Zusammenarbeit mit den Filmemachern und die von ihnen gemeldeten Produktionsanforderungen und Herausforderungen, die das Projekt inspiriert haben. Die Idee war nicht losgelöst von der Realität - im Gegenteil, sie entstand aus konkreten Gesprächen, Erfahrungen und Fragen, die seit Jahren aus der kreativen Gemeinschaft kamen.
Wer war an dem kreativen Prozess beteiligt? Wie lange hat er gedauert?
B.B.: Das Projekt Picture from Auschwitz ist eine gemeinsame Initiative des Auschwitz-Museums, der Stiftung Auschwitz-Birkenau und eines Teams von Technologiespezialisten unter der Leitung von Maciej Żemojcin. Das Konzept selbst kristallisierte sich im Laufe mehrerer Monate gemeinsamer Arbeit und Diskussionen heraus. Das technische Team setzte die modernsten räumlichen Scantechnologien ein, um eine digitale Nachbildung des Lagers Auschwitz I zu erstellen. Gegenwärtig bemüht sich die Stiftung um die Beschaffung der Mittel, die für die Fortsetzung des Projekts erforderlich sind - für die Erstellung einer digitalen Nachbildung des Geländes von Auschwitz II-Birkenau sowie der Innenräume einiger der Gebäude.
Welche Reaktionen haben Sie nach der Ankündigung der Nachbildung erhalten?
B.B.: Die Reaktionen waren auf jeden Fall positiv - sowohl von der Filmgemeinschaft, die darin ein praktikables und professionelles Arbeitsinstrument sieht, als auch von der breiten Öffentlichkeit, für die dies eine Gelegenheit ist, durch das Medium Film mehr und authentischer über Geschichte zu erfahren. Das Projekt hat auch in der internationalen Debatte Anerkennung gefunden, unter anderem auf dem Marché du Film in Cannes.
Gibt es bereits willige Filmemacher, die von der Replik profitieren werden?
B.B.: Wir haben bereits Gespräche mit den ersten Filmemachern aufgenommen, die ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem digitalen Abbild bekundet haben. Die Einzelheiten dieser Projekte befinden sich derzeit noch in der Vereinbarungsphase, aber wir hoffen, dass wir bald mehr Informationen über die ersten Produktionen geben können.
Wie wurde dieses Projekt finanziert und was ist nötig, um es aufrechtzuerhalten?
B.B.: Die Errichtung der Nachbildung wird von der Stiftung Auschwitz-Birkenau aus zweckgebundenen Spenden privater Spender finanziert. Die Stiftung bemüht sich um Mittel für die Fortsetzung des Projekts. Sie geht davon aus, dass die Pflege und Weiterentwicklung des Programms letztlich durch Lizenzgebühren von Filmproduzenten finanziert wird, die das Material des Virtuellen Drehorts nutzen. Auf diese Weise wird das Projekt zu einem sich selbst finanzierenden Instrument, das gleichzeitig den Bildungs- und Gedenkauftrag der Gedenkstätten unterstützt.
Welche Schwierigkeiten sind bei der Umsetzung des Projekts aufgetreten?
B.B.: Solch große und innovative Projekte stoßen immer auf Schwierigkeiten - eine der größten war natürlich die Beschaffung einer angemessenen Finanzierung für den Start und die Entwicklung des Projekts. Eine der größten Schwierigkeiten war natürlich die Beschaffung einer angemessenen Finanzierung für den Start und die Entwicklung des Projekts. Eine weitere Herausforderung bestand darin, Hightech-Lösungen mit dem besonderen Status des von uns kartierten Raums in Einklang zu bringen. Obwohl wir in einem digitalen Umfeld arbeiten, dürfen wir nicht vergessen, dass jeder Schritt, den wir unternehmen, ein authentisches Denkmal betrifft, das einem einzigartigen Schutz unterliegt - dies muss bei jeder Aktion ein vorrangiger Gedanke sein.