Bereits 100.000 georgische Mütter suchen nach ihren Kindern. Von den 1970er Jahren bis mindestens 2005 waren Krankenschwestern, Ärzte oder Taxifahrer in den Diebstahl von Kindern verwickelt. Den Müttern wurde gesagt, sie seien gestorben.
Die Regisseurinnen Martyna Wojciechowska und Jowita Baraniecka haben auf dem WatchDocs-Festival in Warschau ihren Dokumentarfilm über gestohlene Kinder und trauernden Mütter vorgestellt. Dabei geht es Babys, die für tot erklärt und dann an fremde Familien verkauft wurden. Eine zutiefst unmenschliche Praxis.
Georgien, Spanien und der gesamte Ostblock
"Es gibt zahlreiche bekannte Fälle in Spanien. Und es gibt viele solcher Orte auf der Welt. Sicherlich haben der gesamte Ostblock und alle postsowjetischen Länder solche Situationen erlebt, die Bewohner dieser Länder. Aber in Georgien ist das Ausmaß unglaublich und auffallend, denn wir sprechen von einem Land mit 3,5 Millionen Einwohnern, und derzeit sind 100.000 Mütter registriert, die in einem so kleinen Land nach ihren Kindern suchen. Eine solche Zahl ist beeindruckend, und wir wissen immer noch nicht wirklich, wie viele es sein könnten", so Co-Regisseurin Martyna Wojciechowska in einem Interview mit Euronews.
Die beiden Frauen erzählen in ihrem Film zwei miteinander verknüpfte Geschichten.
Die erste der beiden Geschichten: Die Enthüllungsjournalistin Tamuna Museridze erfährt nach dem Tod ihrer Mutter, dass sie adoptiert wurde. Sie beschließt, nach ihren leiblichen Eltern zu suchen, und kommt dabei einem kriminellen Unternehmen auf die Spur, das seit den 1970er Jahren aktiv ist. Wie sie enthüllt, waren viele Menschen daran beteiligt: Krankenschwestern, Ärzte, Taxifahrer.... Die Frauen brachten gesunde Babys zur Welt, und nach etwa drei Tagen wurde ihnen mitgeteilt, dass die Babys gestorben seien. Die Eltern wollten die verstorbenen Kinder natürlich sehen. Das aber wurde ihnen verweigert. Denn es gab ja keine Leichen.
"Ich freue mich über die Premiere und bin sicher, dass die Mütter der Kinder, die ins Ausland verkauft wurden, einen Weg finden werden, mit uns Kontakt aufzunehmen (...), aber natürlich schäme ich mich auch, dass solche Dinge in Georgien passieren", so Museridze.
Auf der Suche nach Verwandten
Die zweite Geschichte handelt von den Zwillingen Ano und Amy, die sich über die sozialen Medien gefunden haben, obwohl sie vorher auch nicht wussten, dass sie einst adoptiert wurden. Jetzt wollen sie Menschen helfen, ihre biologischen Familien zu finden.
"Ich habe keinen Zweifel daran, dass dieser Film eine Lawine auslösen wird und dass sehr viele Menschen allgemein erfahren werden, dass ein solcher Vorgang stattgefunden hat. Viele Menschen werden sich auf die Suche nach der Wahrheit über sich selbst, über ihre Familien und ihre Wurzeln machen", so Regisseurin Wojciechowska weiter.
Der Film "Stolen Children", deutsch: "Gestohlene Kinder" wurde am 5. Dezember auf dem WatchDocs-Festival in Warschau uraufgeführt und wird ab dem 12. Dezember auf HBO Max zu sehen sein.