Belgien: Debatte um Abtreibung als Straftat

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70 Prozent der Belgier waren sich in einer Umfrage nicht bewusst, daß Abtreibung eine Straftat ist. Die Streichung des entsprechenden Tatbestands aus dem Strafgesetzbuch ist ein wichtiges Ziel der Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen.

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Abtreiben und dafür vor Gericht gestellt werden. Dieses Szenario ist in Belgien zwar unwahrscheinlich, aber denkbar für Frauen wie Chloé Brookfield. Nach der Geburt ihres ersten Babys entschloss sich die Belgierin aus finanziellen Gründen, die darauf folgende Schwangerschaft abzubrechen.

In Belgien ist die Abtreibung innerhalb von 12 Wochen nach der Empfängnis und unter strengen Kriterien wie dem Nachweis der Notlage der Frau erlaubt. Die Aufnahme der Abtreibung in das Strafgesetzbuch erschwert es den Frauen jedoch noch mehr, sich für diese Option zu entscheiden.

Chloé Brookfield erklärte gegenüber Euronews: "Ich denke, es handelt sich immer noch um ein Tabu. Abtreibung wird am Ende immer mit Negativem in Verbindung gebracht. Manchmal kann sie aber auch negative Erfahrungen verhindern. In meinem Fall wäre es sehr schwierig geworden, mich gleichzeitig um zwei Babys zu kümmern. Das hätte nicht geklappt."

Immerhin 70% der Belgier waren sich in einer Umfrage nicht bewusst, daß Abtreibung eine Straftat ist. Das belgische Parlament debattiert seit langem über die Streichung des Tatbestands aus dem Strafgesetzbuch um Frauen vor Stigmatisierung zu schützen die sich zu einer Abtreibung entschlossen haben.

Olivier Maingain ist Abgeordneter der liberalen belgischen DéFi-Partei (Démocrate Fédéraliste Indépendant): "Das ist keine Handlung, die einen Straftatbestand erfüllen sollte. Es handelt sich eher um eine medizinische Behandlung zur Gesunderhaltung einer Frau. Die Entfernung des Paragraphen aus dem Strafgesetzbuch würde das Vertrauensverhältnis zwischen Frauen und Ärzten stärken. Die Einstufung als medizinische Behandlung würde entsprechend der medizinischen Pflichtethik erfolgen."

Während Abbtreibungen quer durch Europa weitgehend liberalisiert sind, stehen in Ländern wie Polen, Irland und Malta restriktive Regelungen vor einem Schwangerschaftsabbruch. Mehrere Nichtregierungsorganisationen sind der Ansicht, daß religiöse Vereinigungen in EU-Institutionen Lobbyarbeit verrichten, um den Zugang zu Abtreibungen zu verhindern oder erschweren.

Hervé Parmentier von der NGO European Humanist Federation: "Man spürt tatsächlich den organisierten Willen, dieses Recht in Frage zu stellen. Diese Organisationen haben Erfolg und gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Es wird deutlicher als früher, daß der Ausdruck radikaler Ansichten oft mit angeblich moralischen Bedenken einhergeht."

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