Corona und die Luftfahrt: Gewinner und Verlierer

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Von Hans von der BrelieSabine Sans
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Im euronews-Interview erklärt der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg, welche Strategien Airlines in Corona-Krisenzeiten die Zukunft sichern.

Euronews sprach via Skype mit Cord Schellenberg, einem unabhängigen Luftfahrtexperten aus Hamburg. Die Covid-19-Krise wird den harten Kampf um Marktanteile unter den Fluggesellschaften anheizen, insbesondere bei Kurz- und Mittelstreckenflügen. Wer wird der Gewinner sein, wer der Verlierer, fragten wir Schellenberg. Der beigefügte Video-Link gibt einige Antworten. Der Experte war von 1995 bis 1997 parteiloser Senatssprecher der Freien und Hansestadt Hamburg. Anschließend startete er als Unternehmer.

Wer jetzt kein Geld bekommt, bleibt auf der Strecke

Die Fluglinien, die in dieser Krisenzeit staatliche Hilfen bekommen und mit dieser staatlichen Hilfe dann auch zurechtkommen - möglicherweise sogar mit einem Nachschuss, diese Fluglinien werden auch 2030 weiter fliegen. Wer jetzt kein Geld bekommt, der bleibt auf der Strecke.

Fluggesellschaften müssen Schulden abtragen und investieren

Die Krise wird Jahre dauern für die Fluggesellschaften. Denn sie müssen ja diese staatlichen Rettungspakete auch wieder abzahlen. Sie müssen ja das Geld, das sie jetzt vom Staat, von den Menschen in diesen Ländern erhalten, müssen sie ja zurückgeben. Und dafür müssen sie ordentliche Gewinne erfliegen - sprich sie müssen gleichzeitig die Passagiere überzeugen, überhaupt wieder an Bord zu kommen. Das wird Jahre dauern, bis man diese Schulden abgetragen hat. Und gleichzeitig müssen Fluggesellschaften weiter investieren. Denn das Thema Ökologie und Ökonomie beim Fliegen zusammenzubringen, das ist ja genauso da wie vor Covid-19, d.h. die Passagiere erwarten moderne Flugzeuge, die einen möglichst geringen Verbrauch haben. Damit können Fluggesellschaften natürlich auch trumpfen, d.h. sie müssen Schulden abtragen und gleichzeitig investieren.

Lowcoster - nicht beliebt, aber am günstigsten

Die Lowcoster haben zum einen ordentlich Geld auf ihrem Konto gesammelt - vor Corona bereits und zwar, weil sie ein Prinzip haben: Sie schlagen dann immer zu, insbesondere beim Kauf von Flugzeugen, wenn die anderen sich zurückhalten. Also in schlechten Zeiten der anderen kaufen diese Fluggesellschaften Flugzeuge, gern auch im 100er-Pack, sie bekommen Super-Preise. Und wenn man das erreichen will, muss man "positiven" Speck ansetzen und Geld auf dem Konto stapeln. Gleichzeitig sind sie sehr sparsam mit ihrem Personal, auch mit ihren Kunden, d.h. das sind oft nicht die beliebtesten Arbeitgeber, nicht die beliebtesten Airlines, aber die günstigsten.

Lowcost-Mitarbeiter müssen von ihrer Arbeit leben können

Ich glaube, dass die Behörden in Zukunft noch sehr viel stärker schauen werden als vorher, welche Fluggesellschaften in welchen Ländern ihre Mitarbeiter beschäftigen und wo sie sie einsetzen. Und sicherlich auch die Frage, über welche Vehikel werden die Mitarbeiter denn beschäftigt. Denn die sind ganz oft gar nicht bei der Airline angestellt, sondern bei Personaldienstleistern, Zeitarbeits-Agenturen. Und dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Aber wenn die mit Regeln aus anderen Märkten diese Arbeitsverträge schließen und die Mitarbeiter dann dort eingesetzt werden, wo diese Regeln gar nicht gelten würden bei örtlichen Mitarbeitern, dann ist das sicherlich etwas, wo sowohl die Behörden genau hinschauen müssen, als auch der mündige Passagier. Denn die Leute müssen ordentlich in dem Land, in dem sie arbeiten, auch leben können von ihrer Arbeit.

Erfolgsmodell: Ein bisschen mehr zahlen, um zu überleben

Es gibt ja durchaus Lowcoster, die auch zum Beispiel mit Gewerkschaften gut zusammenarbeiten. Wo auch Tarifverträge in den Ländern, in denen geflogen wird und auch die Mitarbeiter stationiert sind, geschlossen werden. Ich glaube, dass das ein interessantes Modell für die Zukunft ist. Denn die Airlines, die jetzt im Ultra-Lowcost-Bereich sind, haben das nicht und mögen das auch überhaupt nicht - und wollen das auch nicht. Aber in Zukunft bekommen sie vielleicht auch nicht die guten Mitarbeiter, die sie brauchen, oder sie bekommen Schwierigkeiten mit den Kunden vor Ort. Insofern ein bisschen mehr Geben für die Arbeitnehmer, das könnte das Erfolgsmodell sein, weil pünktlich und auch effizient fliegen, das wissen alle, wie das geht.

Journalist • Hans von der Brelie

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