EU will mit neuen Regeln für Labels gegen Greenwashing vorgehen

Auf dem europäischen Markt sind derzeit über 230 Umweltzeichen im Umlauf, von denen viele irreführende Informationen enthalten.
Auf dem europäischen Markt sind derzeit über 230 Umweltzeichen im Umlauf, von denen viele irreführende Informationen enthalten. Copyright Michal Dyjuk/Copyright 2022 The AP. All rights reserved
Von Stefan GrobeJorge Liboreiro
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Aus natürlichen Quellen. Umweltfreundlich. 100% biologisch. Frei von Grausamkeiten. Bio. Dies sind nur einige Beispiele für die 230 Umweltsiegel, die heute auf den in der Europäischen Union verkauften Produkten und Dienstleistungen zu finden sind. Aber kann man all diesen Siegeln trauen?

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Aus natürlichen Quellen. Umweltfreundlich. 100% biologisch. Frei von Grausamkeiten. Bio.

Dies sind nur einige Beispiele für die 230 Umweltsiegel, die heute auf den in der Europäischen Union verkauften Produkten und Dienstleistungen zu finden sind.

Aber kann man all diesen Siegeln trauen?

Nicht ganz.

Nach Schätzungen der Europäischen Kommission enthalten rund 53 Prozent der von Unternehmen gemachten Umweltangaben vage, irreführende oder unbegründete Informationen, während 40 Prozent völlig unbegründet sind.

Greenwashing - eine trügerische Marketingstrategie, die dazu dient, Waren unter dem Deckmantel der Klimaneutralität zu tarnen - ist in der gesamten EU weit verbreitet, da eine Fülle von Etiketten, Marken und Bezeichnungen die Verbraucher verwirrt und die Grenze zwischen Nachhaltigkeit und Umweltverschmutzung verwischt.

Die Zivilgesellschaft und Aktivisten drängen seit Jahren auf ein härteres Vorgehen gegen dieses Phänomen, das mit der Verschärfung der Klimakrise an Popularität und Raffinesse gewonnen hat.

Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Kommission am Mittwoch ein neues Regelwerk vorgestellt, das Unternehmen dazu zwingen wird, ihre umweltfreundlichen Behauptungen durch glaubwürdige wissenschaftliche Beweise zu untermauern.

Unternehmen, die ein Umweltsiegel anbringen wollen, müssen sich einem unabhängigen Prüfverfahren unterziehen, bevor sie ihre Waren in die Supermarktregale stellen.

Diese Informationen müssen für die Verbraucher leicht zugänglich sein, damit sie verstehen können, was hinter der Produktionskette steckt. Zum Beispiel durch einen QR-Code oder einen Website-Link.

"Wir wollen in erster Linie, dass die Verbraucher vertrauenswürdige Informationen erhalten, die konsistent und überprüfbar sind", sagte Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, am Mittwoch bei der Vorstellung der Pläne.

"Wir wollen Umweltkennzeichnungen, die transparenter und natürlich auch leichter zu verstehen sind."

'Wahrheit von Fiktion trennen'

Das neue Gesetz, die so genannte Green-Claims-Richtlinie, wird weder ein einheitliches EU-weites Label schaffen noch bestehende Labels verbieten. Stattdessen sollen die Anforderungen an die Hunderte von Umweltzeichen, die derzeit auf dem Markt sind, harmonisiert werden.

Die Hinzufügung eines Umweltsiegels wird weiterhin eine Geschäftsentscheidung sein, die im Ermessen der Unternehmen liegt. Wenn sie sich jedoch ausdrücklich dafür entscheiden, müssen sie die Leitlinien der Richtlinie befolgen.

Denjenigen, die die Regeln ignorieren und ihre Greenwashing-Praktiken fortsetzen, drohen Strafen wie Geldbußen, die Beschlagnahme von Einnahmen und der vorübergehende Ausschluss von öffentlichen Aufträgen.

"Unternehmen verwenden routinemäßig umweltbezogene Behauptungen, um ihre Waren zu vermarkten, und wenn die Verbraucher diese Behauptungen sehen, ist es natürlich extrem schwierig, die Wahrheit von der Fiktion zu unterscheiden", sagte Sinkevičius.

Das offizielle EU-Umweltzeichen wird von den Vorschriften ausgenommen, da es bereits die Kriterien für die Überprüfung durch Dritte erfüllt.

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Die am Mittwoch vorgeschlagenen Rechtsvorschriften werden nun zwischen den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament verhandelt, bevor sie in Kraft treten.

Im Gespräch mit der Presse deutete Sinkevičius an, dass "die meisten" der derzeit unbegründeten Umweltzeichen nach der Umsetzung der Richtlinie verschwinden werden, vermied es aber, eine genaue Zahl zu nennen.

Das Europäische Umweltbüro (EEB) begrüßte die Richtlinie als "vielversprechendes Instrument, um die irreführenden Behauptungen auszumerzen, die das Wasser der Nachhaltigkeit trüben", bedauerte aber das Fehlen eines klaren Verbots grüner Behauptungen für Produkte mit gefährlichen Chemikalien.

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