OECD und Gewerkschaften warnen for sozialen Folgen hoher Inflation

Alles wird teurer - und die Löhne halten nicht mit
Alles wird teurer - und die Löhne halten nicht mit Copyright Frank Augstein/AP/File
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Von Stefan GrobeIsabel Marques da Silva
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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Europa sind derzeit Opfer eines doppelten Schlags: Die Inflation drückt ihre Reallöhne nach unten und die Steuern auf Arbeit steigen.

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Europa sind derzeit Opfer eines doppelten Schlags: Die Inflation drückt ihre Reallöhne nach unten und die Steuern auf Arbeit steigen.

Dies geht aus einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, die in 35 ihrer 38 Mitgliedstaaten einen Kaufkraftverlust feststellte.

Nach Ansicht des Europäischen Gewerkschaftsdachverbandes (EGB) verschlimmert die Europäische Zentralbank die Situation durch die Erhöhung der Zinssätze.

Esther Lynch, stellvertretende EGB-Generalsekretärin: "Eine Erhöhung der Zinssätze ist die falsche Lösung. Sie trifft die arbeitenden Menschen und Familien nur noch härter. Viele Familien haben Kredite für Dinge wie ein Auto, und jetzt sehen wir sogar, dass Familien Stromrechnungen und andere Rechnungen über ihre Kreditkarten abrechnen müssen. Wenn wir dann auch noch die Zinsen erhöhen, verschleiern wir eine schwierige Situation, die absolut nicht zu bewältigen ist.

Im vergangenen Jahr lagen die Preissteigerungen für Wohnungen, Versorgungsleistungen, Verkehr und Lebensmittel drei- bis viermal so hoch wie die Lohnsteigerungen.

Die Gesamtinflation in der EU betrug 9,2 Prozent, während der durchschnittliche Lohnanstieg nur 4,4 Prozent ausmachte.

Der für Beschäftigung und soziale Rechte zuständige EU-Kommissar erklärte gegenüber Euronews, dass kein neues Finanzinstrument zur Krisenbekämpfung erforderlich sei.

Nicolas Schmit verteidigte vielmehr die Beibehaltung einer gezielten Unterstützung für die Schwächsten und die Bekämpfung unlauterer Praktiken in einigen Sektoren: "Wir haben in einigen Sektoren einen Mangel an Wettbewerb, wir haben Sondergewinne mit dem Argument, dass es eine Inflation gibt und dass sie deshalb die Preise erhöhen. Das treibt in einigen Sektoren die Preise in die Höhe, und das muss bekämpft werden. Das kann auch durch mehr Wettbewerb auf verschiedenen Märkten geschehen."

Im vorigen September wurde eine befristete Sondersteuer beschlossen, um die überschüssigen Gewinne der fossilen Brennstoffunternehmen zu begrenzen.

Der Gewerkschaften fordern, dass die EU diese Maßnahme auf andere Wirtschaftssektoren ausweitet.

Lynch: "Die Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, sind die Erhöhung der Steuern auf unerwartete Gewinne, weil viele Unternehmen im letzten Jahr, 2022, ihre Gewinne verdoppelt haben, ohne dass ihre Steuern erhöht wurden."

In ihrem Bericht warnte die OECD, von dem "Doppelschlag" seien vor allem Familien mit Kindern betroffen, insbesondere in den unteren Einkommensschichten.

Die Systeme der Steuervergünstigungen seien nicht vollständig an die Inflation angepasst.

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