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Würden Donald Trumps Handelszölle Europa schaden?

Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump spricht immer wieder von der EInführung von Zöllen auf sämtliche Importe.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump spricht immer wieder von der EInführung von Zöllen auf sämtliche Importe. Copyright  Julia Demaree Nikhinson/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
Copyright Julia Demaree Nikhinson/Copyright 2024 The AP. All rights reserved
Von Mared Gwyn Jones
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Die EU ist in zunehmendem Maße vom US-Exportmarkt abhängig, was sie anfällig für mögliche Erschütterungen durch Trumps Handelspolitik macht.

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Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft spricht der Republikaner Donald Trump immer wieder von einem handelspolitischen Thema: ein allgemeiner Zoll von bis zu 20% auf alle aus dem Ausland eingeführten Produkte.

"Abgesehen von Liebe und Religion ist es das schönste Wort, das es gibt: Zoll", sagte Trump am Montag auf einer Kundgebung in North Carolina.

Ein Zoll ist eine Steuer, die auf ausländische Waren erhoben wird, wenn sie in ein Land eingeführt werden, wobei der inländische Importeur die Kosten übernehmen soll; so zumindest auf dem Papier.

Trump hat gedroht, einen Zoll von 60% auf chinesische Produkte und bis zu 200% auf in Mexiko hergestellte Autos zu erheben.

Der republikanische Hoffnungsträger setzt auf Zölle, um heimische US-Unternehmen anzukurbeln, Arbeitsplätze zu schaffen und das Haushaltsdefizit durch zusätzliche Steuereinnahmen zu verringern.

Doch seine Kritiker im eigenen Land warnen davor, dass die wirtschaftliche Belastung durch solche Zölle auf die amerikanischen Verbraucher abgewälzt werden könnte. Verbündete im Ausland, so auch in Europa, befürchten derweil, dass die Kollateralschäden von Trumps Zöllen verheerend sein könnten.

Auswirkungen auf den Handel zwischen der EU und den USA

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA sind die wertvollsten der Welt und haben ein jährliches Gesamtvolumen von rund 1 Billion Euro an Waren und Dienstleistungen.

Die EU profitiert am meisten vom Warenhandel: Allein im letzten Jahr erzielte sie dort einen Überschuss von 156 Milliarden Euro, während sie bei den Dienstleistungen ein Defizit von 104 Milliarden Euro verzeichnete.

Ein Pauschalzoll von 10% oder 20% würde die Einfuhr von EU-Waren für amerikanische Unternehmen verteuern, so dass die EU-Exporte über den Atlantik in einigen Sektoren um bis zu einen Drittel einbrechen könnten, so die radikalsten wirtschaftlichen Schätzungen.

Die Maschinen-, Automobil- und Pharmaindustrie, die im vergangenen Jahr zusammen 68% der EU-Exporte in die USA ausmachten, wären am stärksten betroffen.

Deutschland, das wirtschaftliche Kraftzentrum der EU, würde aufgrund seiner Abhängigkeit von US-Exporten in diesen Sektoren besonders hart getroffen werden.

Droht der EU eine Rezession?

Zwar sind sich Ökonomen über das Ausmaß des Schadens uneins, doch die meisten sind sich einig, dass Trumps Zölle der europäischen Wirtschaft einen verheerenden Schlag versetzen würden.

Nach Schätzungen von Goldman Sachs würde ein pauschaler Zoll von 10% das BIP der Eurozone um 1% senken. Radikalere Prognosen erwarten, dass Trumps Zölle das Wachstum der Eurozone bis 2028 um 1,5 % verringern würden. Ein solches Szenario würde die Wirtschaft, die bereits unter Druck steht, an den Rand einer Rezession treiben.

Andere Ökonomen schätzen, dass ein Zoll von 10% im schlimmsten Fall das deutsche BIP um bis zu 1,6% senken könnte, während die Auswirkungen auf andere große Volkswirtschaften wie Spanien mit 0,5% deutlich geringer wären.

Zu den Folgeschocks könnten auch Arbeitsplatzverluste gehören. Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge werden durch den transatlantischen Handel und die transatlantischen Investitionen rund 9,4 Millionen Arbeitsplätze in der EU und in den USA direkt unterstützt.

Die EU hat jedoch in den letzten Jahren ihr handelspolitisches Verteidigungsarsenal verstärkt, unter anderem als Reaktion auf die hohen Zölle, die Trump während seiner ersten Präsidentschaft auf Stahl und Aluminium im Wert von 6,4 Milliarden Euro aus der EU erhoben hat.

Der transatlantische Handelsfrieden, mit dem dieser Streit in der Ära Trump vorübergehend beigelegt wurde, läuft am 21. März 2025 aus, also nur zwei Monate vor dem Amtsantritt der nächsten US-Regierung.

Wäre ein Handelskrieg unvermeidlich?

Trumps Versprechen, chinesische Importwaren mit Zöllen in Höhe von 60% zu belegen, birgt das Risiko, dass die EU in einen totalen Handelskrieg hineingezogen werden könnte.

"Ein Zoll auf chinesische Waren, die in die USA eingeführt werden, würde unweigerlich dazu führen, dass viele Produkte auf den europäischen Markt umgeleitet werden", so André Sapir, leitender Mirarbeiter bei Bruegel und ehemaliger Wirtschaftsberater des Präsidenten der Europäischen Kommission Romano Prodi, gegenüber Euronews.

"Die EU müsste darauf mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren. Sie würde sich selbst schützen müssen", erklärt Sapir weiter.

Dadurch könnten die Handelsspannungen zwischen Brüssel und Peking, die nach der Entscheidung der EU, hohe Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge zu erheben, eskaliert sind, noch weiter steigen.

"Die EU hat nicht das getan, was die USA in Bezug auf die Abkopplung von China und die Reduzierung der Importe getan haben. Dies ist eines der wenigen Dinge, die die europäische Wirtschaft über Wasser gehalten haben", erklärte Zach Meyers, stellvertretender Direktor des Centre for European Reform (CER).

"Aber wie lange werden die USA Europa noch erlauben, zweigleisig zu fahren? Ich denke, das ist eine schwierige Frage", fügte er hinzu.

Könnte die EU eine Ausnahmeregelung aushandeln?

Analysten zufolge würde die EU wahrscheinlich versuchen, eine Einigung mit Trump zu erzielen, bevor sie sich für Vergeltungszölle entscheidet.

Ein Handschlag zwischen Donald Trump und der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen in Davos, 2020.
Ein Handschlag zwischen Donald Trump und der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen in Davos, 2020. Stefan Wermuth/EU

"Die EU und andere werden Trump bereitwillig ein Lockmittel anbieten, etwas, das ihm die Möglichkeit gibt, zu sagen, er habe einen großen Erfolg errungen", sagte Meyers.

"Das ist genau das, was wir unter der Präsidentschaft von Trump gesehen haben, wo sowohl die Kommissionspräsidentin als auch die chinesische Führung ein Abkommen unterzeichnet haben, um amerikanische Waren aufzukaufen."

Trumps eigene Wirtschaftsberater könnten erwägen, seine Zollpläne einzuschränken, um mögliche wirtschaftliche Turbulenzen im eigenen Land zu vermeiden.

Ökonomen gehen davon aus, dass die Einführung der Zölle unweigerlich zu einem Anstieg der Inflation führen würde und dass US-Importfirmen beschließen könnten, die Kosten an die amerikanischen Bürger umzuwälzen.

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