Vier der fünf Parteien in Grönland haben eine Regierung der Nationalen Einheit gebildet. Die Botschaft: Widerstand gegen die USA.
Angesichts des Drucks und der erneuten Drohungen von US-Präsident Donald Trump, die zu Dänemark gehörende Insel in der Arktis zu annektieren, haben vier der fünf Parteien im grönländischen Parlament eine Koalition gebildet. Zusammen haben sie 23 von 31 Sitzen.
Trump hatte unlängst seine Bemühungen, die Kontrolle über die arktische Insel"auf die eine oder andere Weise" zu erlangen, intensiviert.
Vizepräsident JD Vance wird mit seiner Frau Usha nur noch die US-Militärbasis Pituffik besuchen, die der Raketenüberwachung und -abwehr dient.
Ursprünglich sollte Usha alleine reisen, aber am Mittwoch kündigte Vance an, dass er sie auf ihrer Reise begleiten wird, damit sie nicht "den ganzen Spaß alleine haben muss".
Jens-Frederik Nielsen, Vorsitzender der Demokraatit-Partei in Grönland - der größten Partei im Parlament - will eine breite Koalition. Seit dem überraschenden Sieg seiner Mitte-Rechts-Partei bei den Wahlen am 11. März argumentiert Nielsen, dass eine Koalition unerlässlich sei, um dem Druck der USA zu standzuhalten.
Der amtierende grönländische Ministerpräsident Múte Bourup Egede hat die geplante Reise Vances als "sehr aggressiv" kritisiert.
"Bis vor kurzem konnten wir uns auf die Amerikaner verlassen, die unsere Verbündeten und Freunde waren und mit denen wir gerne eng zusammenarbeiteten", sagte Egede gegenüber lokalen Medien.
"Aber diese Zeit ist vorbei, das müssen wir uns eingestehen, denn der neuen amerikanischen Führung ist völlig gleichgültig, wofür wir bisher zusammengestanden haben. Jetzt geht es nur noch darum, dass sie unser Land über unsere Köpfe hinweg übernehmen", fügte er hinzu.
Trump möchte Grönland unter seine Kontrolle bringen, eine selbst verwaltete Region Dänemarks, weil die Insel in der Arktis über reiche Mineralienvorkommen verfügt und an strategischen Luft- und Seerouten liegt - und das zu einer Zeit, in der die USA, mit Russland und China um den Einfluss in der Arktis wetteifern.
Putin nicht überrascht von US-Interesse an Grönland
Der russische Präsident Wladimir Putin sagte am Donnerstag, Trumps Vorstoß zur Kontrolle über Grönland sei angesichts des langjährigen US-Interesses an dem mineralienreichen Gebiet nicht überraschend.
Auf einem Politikforum in der Hafenstadt Murmansk wies Putin darauf hin, dass die Vereinigten Staaten erstmals im 19. Jahrhundert Pläne zur Kontrolle Grönlands in Erwägung zogen und dann nach dem Zweiten Weltkrieg anboten, das Land von Dänemark zu kaufen.
"Es kann nur auf den ersten Blick überraschend erscheinen und es wäre falsch zu glauben, dass es sich um eine Art von extravagantem Gerede der derzeitigen US-Regierung handelt", sagte Putin.
"Es ist offensichtlich, dass die Vereinigten Staaten ihre geostrategischen, militärisch-politischen und wirtschaftlichen Interessen in der Arktis weiterhin systematisch vorantreiben werden."
Trump verärgerte weite Teile Europas und vor allem Dänemark mit seinem Vorstoß. Dänemark ist ein Verbündeter der USA und NATO-Mitglieds.
Grönland strategisch wichtig
Als "nautisches Tor zur Arktis" ist Grönland strategisch wichtig, da sowohl China als auch Russland Zugang zu seinen Wasserwegen und natürlichen Ressourcen suchen.
Putin zeigte sich über Aktivitäten der NATO in der Arktis besorgt und wolle mit einer Stärkung seiner militärischen Fähigkeiten in der Polarregion reagieren.
"Wir sind natürlich besorgt darüber, dass die NATO-Mitglieder den hohen Norden als Region möglicher Konflikte bezeichnen", sagte er und wies darauf hin, dass Russlands Nachbarn Finnland und Schweden der Allianz beigetreten sind.
"Russland hat noch nie jemanden in der Arktis bedroht, aber wir werden die Entwicklungen genau verfolgen und eine angemessene Antwort geben, indem wir unsere militärischen Fähigkeiten erhöhen und die militärische Infrastruktur modernisieren."
Kampf um Einfluss in der Arktis
Russland hat versucht, seinen Einfluss auf weite Teile der Arktis im Wettbewerb mit den Vereinigten Staaten, Kanada, Dänemark und Norwegen geltend zu machen, da das schrumpfende Polareis aufgrund der Erderwärmung neue Möglichkeiten für Ressourcen und Schifffahrtsrouten bietet.
Auch China zeigt zunehmendes Interesse an der Region, in der bis zu einem Viertel der unentdeckten Öl- und Gasvorkommen der Erde vermutet werden.
"Wir werden keine Verletzung der Souveränität unseres Landes zulassen, unsere nationalen Interessen zuverlässig schützen und gleichzeitig Frieden und Stabilität in der Polarregion unterstützen", sagte Putin.
Putin kündigte an, Russlands militärische Präsenz in der Arktis zu stärken, betonte aber auch, dass der Kreml die Tür für eine breitere internationale Zusammenarbeit in der Region offen halte.