Das neue ARD-Format "KLAR" will sich Themen widmen, die bisher zu wenig behandelt wurden. In der ersten Folge geht es um Migration. Das Format erhielt von diversen Medien Kritik, es würde "antimigrantische Narrative" verbreiten.
Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird immer wieder vorgeworfen, sich politisch richtungsweisend eher dem "linken Mainstream" zuzuordnen. Themen wie die Corona-Pandemmie, Geschlechterpolitik sowie Migration seien einseitig beherrscht.
Das ARD-Format "Klar" des Norddeutschen Rundfunks soll nun "für mehr Meinungsvielfalt" stehen. Moderatorin Julia Ruhs kündigte auf X an: "Wir haben in den letzten Jahren zu oft unliebsame Themen und Meinungen ausgeblendet". Die erste Folge wurde vergangene Woche veröffentlicht und trägt den Titel "Migration: Was falsch läuft".
Darin begleitet Moderatorin Julia Ruhs den Vater einer 17-Jährigen, die von einem Asylbewerber mit psychischen Problemen im Zug in Brokstedt erstochen wurde. Seit dem Tod seiner Tochter setzt sich Michael Kyrath bei Medien und Politik für eine härtere Asylpolitik ein. In 45 Minuten werden bekannte Fälle von Gewalt und Kriminalität besprochen. Eine verschärfte Asylpolitik wird dem Zuschauer nahegelegt.
In der Sendung kommen fast ausschließlich Menschen zu Wort, die eine verschärfte Asylpolitik befürworten: ein Vater eines Mordopfers aus Schleswig-Holstein, ein türkischstämmiger Gemüsehändler und der dänische Migrationsminister mit sozialdemokratischem Parteibuch. Alle verfolgen das gemeinsame Ziel, die Asylzahlen deutlich zu verringern.
Scharfe Kritik an ARD-Format "KLAR" von Medien und Vereinen
Zahlreiche Medien und Organisationen berichteten über das Format. Die Liste der Vorwürfe beginnt damit, dass Migration kein vergessenes Thema sei, über das nicht gesprochen wird. Schwerwiegender wird es beim Vorwurf, das Format würde antimigrantische Narrative verbreiten.
Der Verein "Neue Deutsche Medienmacher*Innen" teilte in einem Statement auf Instagram, die Sendung "verfestigt rassistische Narrative und schürt Angst". Es heißt weiter: "Wenn Kriminalität und Zuwanderung emotionalisiert und verzerrt dargestellt werden, entsteht Stigmatisierung statt Lösungssuche. Und das schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Verein bezeichnete das Format als neuen "Tiefpunkt der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks".
Der Beitrag wiederhole rechtspopulistische Narrative und liefere keine konstruktiven Ansätze. Jan Böhmermann sprach in der Sendung ZDF Magazin Royale von "rechtspopulistischem Quatsch", der als seriöser Journalismus verkauft werde. Auf der Social Media Plattform X wehrte Ruhs die Kritik von anderen Medien ab und entgegnete, dass sie deren Kritik und die diese Medien selbst fragwürdig finde.
Einmal mehr läuft nun eine Debatte abseits inhaltlicher Themen und über ein persönliches Gegeneinander von Journalisten unterschiedlicher Lager. Das Fomat legt es darauf an, Stimmungen aufzugreifen, die "in den Medien" sonst nicht zu Wort kommen würden. Eine inhaltliche Debatte zur "funktionierenden Asylpolitik" bleibt aus.
Polizeiliche Kriminalstatistik ermittelt Täterprofil
Die Polizeiliche Kriminalstatistik hat Anfang April die Ergebnisse für das Jahr 2024 veröffentlicht. In vielen Bereichen gibt es Anstiege, zum Beispiel bei Gewalt- oder Sexualstraftaten. Außerdem zeigen die neuen PKS-Zahlen: 35,4 Prozent der Tatverdächtigen 2024 waren Ausländer. Sie sind damit in der Polizeilichen Kriminalstatistik überproportional vertreten: Der Anteil ausländischer Staatsbürger an der gesamten Wohnbevölkerung in Deutschland liegt bei rund 15 Prozent.
Bei Messerangriffen liegt der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger zwischen einem Drittel und der Hälfte. Daraus entsteht der Eindruck: Zugewanderte sind aktuell überproportional oft straffällig und stehen öfter vor Gericht oder müssen ins Gefängnis.
Der Verein Correctiv kommentierte die Zahlen in einem Newsletter: "Hier darf die Erklärung nicht anhalten. Zwischen Migration und Kriminalität gibt es keinen direkten Zusammenhang, aber einen indirekten. Es sind die sozialen Unterschiede, die zu mehr Kriminalität führen."
Gründe für Kriminalität und Gewalt in Deutschland
Migranten sind statistisch gesehen jünger, eher männlich und sie leben häufiger in „Brennpunkt-Vierteln“ als der Durchschnitt. Durch Berücksichtigung dieser Faktoren zeigte die Plattform "Mediendienst Integration" auf, dass der vermeintlich klare Unterschied von Deutschen und Ausländern in den Kriminalitätsraten verschwimmt.
Die Bevölkerungsgruppe "Ausländer" weist in Deutschland anteilig mehr junge Männer auf. Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. zur Gewaltkriminalität von Schülern und Schülerinnen zeigte: Unabhängig von der Herkunft beeinflussten vor allem der sozioökonomische Status, Bildung, Normen, eigenes Gewalterleben sowie delinquente Freundeskreise und gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen das Risiko für kriminelles Verhalten.
Eine Studie des ifo-Instituts aus dem Februar 2025 zeigt außerdem, dass ausländische Staatsangehörige in Deutschland tendenziell an Orten wohnen, die ohnehin schon eine erhöhte Kriminalitätsdichte aufweisen. Günstiger Wohnraum ist eher dort zu finden, wo die Infrastruktur sowie die wirtschaftliche Lage ausbaufähig sind.
Mögliche Lösungsansätze seien Messerverbotszonen, schnelle Aufklärung und Bestrafung, bessere Job-Chancen sowie eine stärkere Durchmischung von Stadtteilen, erkärte Correctiv weiter. Insgesamt werde Deutschland immer sicherer. Vor 20 Jahren gab es noch doppelt so viel Fälle von Mord und Totschlag wie heute.